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VERMARKTUNG & MANAGEMENT
I
DDIV-BRANCHENBAROMETER
in Objekten mit über 100 Einheiten. Im
ländlichen Raum beträgt die Differenz
nur 5,10 Euro. Hierbei muss allerdings
bedacht werden, dass kleine Eigentümer-
gemeinschaften für Verwaltungen einen
ähnlichen zeitlichen Aufwand bedeuten
wie große Gemeinschaften, die Vergütung
aber meist pro Einheit gezahlt wird statt
pauschal für einObjekt. Daher sind kleine
Mandate trotz der höheren Vergütung pro
Einheit häufig nicht rentabel.
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass die
Vergütungssätze derzeit deutlich zu nied-
rig sind. Die Forderung des DDIV, die Ver-
gütungssätze nunmehr ummindestens 40
Prozent anzuheben, sorgte für große me-
diale Resonanz und fand sogar Eingang in
das Magazin „Der Spiegel“. Die angesto-
ßene Diskussion sollten die Verwaltungen
für eine Neugestaltung ihrer Preisstruktur
nutzen und endlich realitätsnahe Vergü-
tungssätze vereinbaren. Dabei mag eine
Erhöhung um mindestens 40 Prozent im
ersten Moment vermessen klingen. Doch
dieserWert entspricht demBetrag, den die
Zweite Berechnungsverordnung für öf-
fentlich geförderte Eigentumswohnungen
vorsieht – und beträgt letztlich gerade ein-
mal acht (!) Euro. Sicher kann man dies in
der Praxis nicht pauschal bei allen WEG
anwenden, aber diesen Denkanstoß in die
Branche und die Medien hineinzutragen,
ist mehr als legitim. Die Diskussion darum
ist entfacht, und wie heißt es so schön:
„Tue Gutes und rede darüber.“
Sei es, umdie geringenVergütungssät-
ze in derWEG-Verwaltung auszugleichen
oder um das Unternehmen auf eine brei-
tere Basis zu stellen, immer mehr Verwal-
tungen erschließen neue Geschäftsfelder.
So nennt inzwischen bereits mehr als jede
neunte Verwaltung das Facility Manage-
ment als einen Tätigkeitsschwerpunkt –
und setzt hier hohe Erwartungen in die
Zukunft: Die kalkulierten Wachstums
raten liegen hierbei mit gut elf Prozent
fast doppelt so hoch wie in der WEG-
Verwaltung mit knapp sechs Prozent.
Insbesondere große Unternehmen sehen
hier erhebliches Potenzial und rechnen
mit Wachstumsraten von 20 Prozent.
Die Vermittlertätigkeit zählt derweil
bei sogar knapp 40 Prozent der befragten
Unternehmen mit zum Kerngeschäft.
Denn seit der Einführung des Bestel-
lerprinzips steigt das Interesse der Ei-
gentümer, ihren Verwalter anstelle eines
klassischen Maklers mit der Vermietung
der Eigentumswohnung zu beauftragen,
soweit dies rechtlich zulässig ist. Zum ei-
nen sind diese mit der Wohnung und der
Gemeinschaft bereits vertraut. So können
sie durch die längerfristige Zusammen
arbeit gut einschätzen, welcher Mieter in
das Objekt passt, und sind zudem bereits
bewährter Ansprechpartner für den Ei-
gentümer. Zum anderen erbringen sie die
Leistung oftmals günstiger, wie eine Um-
frage des DDIV zu Vermittlungsprovisi-
onen bei Immobilienverwaltungen zeigt.
Auch künftig rechnen die Verwal-
tungen mit einer weiter anwachsenden
Nachfrage nach Vermittlungsleistungen.
Sie kalkulierenmit einemUmsatzplus von
mehr als zwölf Prozent – mehr als doppelt
so viel wie imKerngeschäftWEG-Verwal-
tung. Besonders erwartungsvoll zeigen
sich die sehr großen Unternehmen mit
mehr als 20.000 verwalteten Einheiten,
die mit Wachstumsraten von 40 Prozent
planen.
Der Jahresumsatz der
Verwaltungen liegt gut
vier Prozent über dem
Vorjahreswert
Insgesamt betrachtet liegt 2017 der
Jahresumsatz der Immobilienverwal-
tungen gut vier Prozent über dem Vor-
jahreswert – trotz der realen Verluste in
der WEG-Verwaltung. Für 2018 sind die
Erwartungen erneut positiv, wenn auch
geringere Steigerungen als im Vorjahr
prognostiziert werden. Bei regulären
Vertragsverlängerungen planen die Ver-
waltungen für 2018 mit einer Erhöhung
der Vergütungssätze um durchschnittlich
knapp acht Prozent, bei Anpassungen aus
einem „anderen Anlass“ kalkulieren sie
mit einer Erhöhung um gut sieben Pro-
zent. Das kommende Branchenbarome-
ter wird zeigen, inwieweit sich die Erwar-
tungen erfüllt haben – und ob der Appell
für angemessene Vergütungssätze in der
Branche bereits erste Früchte trägt.
«
Martin Kaßler, Berlin
Martin Kaßler
ist
seit 2010 Geschäfts-
führer beim Dach-
verband Deutscher
Immobilienverwal-
ter. Zugleich ist er
Geschäftsführer der
DDIVservice GmbH.
AUTOR
Durchschnittliche Umsatzprognosen nach Ver-
waltungsarten in Prozent – bei Zusatzleistungen
doppelt so hoch wie WEG-Verwaltung
UMSATZPROGNOSEN
Quelle: Dachverband Deutscher Immobilienverwalter e.V.
Jahresumsatz
gesamt
WEG-
Verwaltung
Facility
Management
Vermittler-
tätigkeit
12%
10%
8%
6%
4%
2%
0%