Immobilienwirtschaft 6/2018 - page 55

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Im gewerblichen Bereich schon länger von Wichtigkeit, geht nun auch im Wohnbereich
ohne Energieeffizienz nicht mehr viel. Zwei Strategien helfen bei der Verbesserung der
Parameter: Digitalisierung des gesamten Gebäudes sowie intelligente Energietechnologien.
im Gebäude, kann die Heizung frühzei-
tig herunter- und die Kühlung heraufge-
fahren werden. Am Montagmorgen etwa
kommen relativ wenig Kunden um einzu-
kaufen. Das stellt andere Anforderungen
an die Gebäudetechnik als bei gleichen
Wetterbedingungen an einem Samstag.
Im Ergebnis werden nun 22 Prozent
weniger Energie benötigt. Das Investment
hat sich bereits nach zwölf Monaten ren-
tiert – und das bei einem deutlich verbes-
serten Raumklima.
Strategie: Gering-
investive Maßnahmen,
die sich nach einem Jahr
bereits amortisieren
Recogizer setzt generell auf gering-
investive Maßnahmen, die sich binnen
eines Jahres rentieren. Und: Die Instal-
lation muss bei laufendem Betrieb des
Gebäudes möglich sein. Als Grundlage
nehmen die Bonner die Daten aus der
Energieverteilung. Während normaler-
weise die Heizkosten 50 bis 70 Prozent
der gesamten Energiekosten ausmachen,
ist das im Einzelhandel, wie bei oben be-
schriebenem Beispiel, anders. Hier haben
Licht und Kühlung einen großen Anteil.
Bisherige Systeme, so Kreutze, seien
meist messergebnisorientiert. Das heißt,
sie reagieren erst, wenn ein Sensor im
Gebäude einen bestimmten Wert misst.
Sinnvoll sei es jedoch, die Gebäudetechnik
so auszustatten, dass sie vorausschauend
handeln und dafür etwa Wetterdaten so-
wie Besucherströme einbinden kann. Da-
durch, so Kreutze, könne man die Last-
spitzen rausnehmen und ein Übersteuern
der Anlage verhindern. Er vergleicht dies
mit dem vorausschauenden Autofahren,
was den Benzinverbrauch senkt.
Derzeit schon vielfach praktiziert
sind digitale Messsysteme, die ins-
»
aus Bonn hat sich darauf spezialisiert und
rüstete etwa ein Einzelhandelsgebäude in
Innenstadtlage so um, dass alle wesent-
lichen energetischen Kennziffern erfasst
wurden. Dabei handelte es sich immerhin
um 9.000 Quadratmeter Fläche auf vier
Etagen sowie acht Klimazonen. „Wir ins
tallierten eine datengetriebene Lösung, die
die Klimatechnik um den Blick nach vorn
ergänzt. In diesem Fall war Modbus die
Schnittstelle zwischenAutomationslösung
und intelligenter Regelung“, so Recogizer-
Geschäftsführer Carsten Kreutze.
Zuvor lag der Verbrauch von Gas bei
910 MWh und von Strom bei 310 MWh.
Zum Start des Projektes wurden Betriebs-
und Gebäudedaten über einen Zeitraum
von drei Monaten aufgezeichnet und in
ein Modell überführt. Dieses digitale
Modell erlernt automatisiert das Verhalten
des Gebäudes. Im Anschluss ist es in der
Lage, alle raumlufttechnischen Anlagen
vorausschauend zu regeln und diese an
Besucher- und Kundenströme anzupas-
sen. Sind zum Beispiel viele Menschen
Fotos: Stiebel Eltron; Recogizer
Das Recogizer-System kann
Daten nicht nur messen,
sondern Prognosen zu Wetter
oder Besucherströmen voraus-
schauend einbinden.
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