 
          
            60
          
        
        
          TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
        
        
          I
        
        
          
            DATENMANAGEMENT
          
        
        
          weiteres Beispiel parat. „Da interessiert
        
        
          mich: Was sind die heutigen Märkte und
        
        
          wo kommen neue Märkte auf? Um diese
        
        
          Fragen zu beantworten, arbeitet dieses
        
        
          Segment beispielsweise mit Telekommu-
        
        
          nikationsprovidern. Bewegungsdaten
        
        
          von Handykunden werden – natürlich
        
        
          anonym – ausgewertet. Wenn ich weiß,
        
        
          an welchem Punkt die meisten Menschen
        
        
          vorbeilaufen, kann ich die attraktivsten
        
        
          Lagen für eine Laden-Immobilie identi-
        
        
          fizieren.“ Aber nicht nur die räumliche
        
        
          Nähe veranlasst einen Kunden zum Be-
        
        
          such eines Stores, Gravitationsanalysen
        
        
          helfen bei der Standortplanung. Diese
        
        
          Analysen bilden die wahrscheinlichen
        
        
          Kundenströme unter Berücksichtigung
        
        
          der Wettbewerbssituation ab. „Ziehe ich
        
        
          noch Web Crawler und demographische
        
        
          Informationen beispielsweise zu den Be-
        
        
          schäftigungsverhältnissen hinzu, sind
        
        
          der intelligenten Datengewinnung keine
        
        
          Grenzen mehr gesetzt“, so Ranftl weiter.
        
        
          Eine fortdauernde
        
        
          und große Unsicherheit
        
        
          bei Big Data ist die
        
        
          Sicherstellung des
        
        
          Datenschutzes
        
        
          Auf der anderen Seite ist die Speiche-
        
        
          rung und Übermittlung der gesammelten
        
        
          Daten ein kritischer Punkt – gerade vor
        
        
          dem Hintergrund, dass die Immobilien-
        
        
          branche mit personenbezogenen Daten,
        
        
          wie beispielsweise Namen, Kontodaten,
        
        
          Telefonnummern und E-Mail-Adressen
        
        
          von Mietern oder Interessenten, han-
        
        
          tiert. Diese Daten müssen revisionssicher
        
        
          abgelegt und vor einem Zugriff Dritter
        
        
          geschützt werden. Das galt auch schon
        
        
          vor der neuen Datenschutz-Grundver-
        
        
          ordnung (EU-DSGVO), die am 25. Mai
        
        
          in Kraft getreten ist. „Die größte Gefahr
        
        
          bei Big Data liegt in der Gewährleistung
        
        
          des Datenschutzes“, betont Dr. Eva Luig
        
        
          vom ZIA. „Man darf nicht wahllos Daten
        
        
          erheben und sich erst dann überlegen:
        
        
          Wie gehe ich damit um? Daten müssen
        
        
          in einem Kontext erhoben werden, in
        
        
          dem sie sinnvoll sind, man sollte sie nur
        
        
          systemrelevant speichern, und Daten von
        
        
          Kunden dürfen gemäß der Gesetze nur für
        
        
          bestimmte Bereiche und in Abstimmung
        
        
          freigegeben werden.“
        
        
          Viele verschiedene
        
        
          Akteure des Marktes
        
        
          wollen Zugriff auf die
        
        
          Gebäudedaten haben –
        
        
          einschließlich derer
        
        
          ihrer Nutzer
        
        
          Mit fortschreitender Vernetzung –
        
        
          etwa durch Smart-Home-Technologie
        
        
          unterstützt von „Internet of Things“-An-
        
        
          wendungen oder Sensorik sowohl in der
        
        
          Anlagentechnik als auch der Mietfläche
        
        
          – werden immer mehr Daten über die Ge-
        
        
          bäude, deren Nutzung und deren Nutzer
        
        
          erzeugt. Und den Zugriff auf diese Daten
        
        
          werden die verschiedensten Akteure am
        
        
          Markt haben wollen. Zu diesem Ergebnis
        
        
          kommt die Deloitte Consulting GmbH
        
        
          in ihrer neuesten Studie „Daten sind das
        
        
          neue Gold. Immobiliendienstleistungen
        
        
          2030“. Aus ihrer Sicht werden klassische
        
        
          Immobilienunternehmen Konkurrenz
        
        
          aus dem Technologiesektor bekommen.
        
        
          Etwa durch IBM, deren Sparte „IBM
        
        
          Interactive Experience (iX)“ sich in den
        
        
          letzten Jahren zu einer der weltweit füh-
        
        
          renden Digital-Agenturen entwickelt hat.
        
        
          Warum sollte also IBM die Wartung der
        
        
          zugrunde liegenden Anlagen in Zukunft
        
        
          noch den Immobiliendienstleistern oder
        
        
          deren Subunternehmen überlassen, wenn
        
        
          ein Eigeninteresse daran besteht, diese zur
        
        
          Datengenerierung selber durchzuführen?
        
        
          Und: Wird der Zugriff auf diese Daten
        
        
          zum Zwecke der Verwertung in Zukunft
        
        
          eine zweite Miete? „Diese Entwicklung
        
        
          sehe ich sehr kritisch. Es passiert genau
        
        
          das, was eigentlich nicht passieren sollte“,
        
        
          erklärt abschließend Dr. Eva Luig.
        
        
          «
        
        
          Dr. Hans-Dieter Radecke, Tiefenbach
        
        
          Experten
        
        
          „Man kann in der Immobi-
        
        
          lienbranche statt von Big
        
        
          Data eher von Small Data
        
        
          sprechen. Zwar gibt es –
        
        
          je nach Branchenzweig
        
        
          – große Datenmengen,
        
        
          diese sind aber in der
        
        
          Regel noch nicht vernetzt
        
        
          oder strukturiert.“
        
        
          
            Dr. Eva Luig,
          
        
        
          Stellvertretende
        
        
          Vorsitzende des ZIA-Ausschusses
        
        
          „Small Data ist der pas-
        
        
          sendere Begriff. Berichte
        
        
          werden meist auf Basis
        
        
          von Datenanalysen – Stich-
        
        
          punkt Business Intelligence
        
        
          – aus ERP-Datenbanken in
        
        
          Excel aufbereitet und als
        
        
          PDF verarbeitet.“
        
        
          
            Richard Ranftl,
          
        
        
          Manager Consul-
        
        
          ting bei der KPMG AG Wirtschafts-
        
        
          prüfungsgesellschaft