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            D
          
        
        
          ie Häme über das Projekt „Mietpreisbremse“ und seine ma-
        
        
          geren Ergebnisse war in der Immobilienwirtschaft kaum zu
        
        
          überhören. „AuchArbeitslose, Rentner und Studentenmüs-
        
        
          sen es sich leisten können, in den coolen Bezirken zu wohnen“,
        
        
          tönte der politische Populismus-Lautsprecher und rechtfertigte
        
        
          so den Eingriff in den Markt.
        
        
          Die Folgen des Wirtschaftswunders weckten auch bei der Mit-
        
        
          telschicht den Wunsch, an ihrem Sehnsuchtsort eine Ferien
        
        
          wohnung zu besitzen. Clevere Agenturen vermieteten bald die-
        
        
          se Wohnungen an Touristen, die Finanzierung war gesichert.
        
        
          Doch der Boom schuf mehr Arbeitsplätze während der Saison.
        
        
          Die Saisonkräfte hatten seit den 1970er Jahren immer größere
        
        
          Schwierigkeiten, während der Saison bezahlbaren Wohnraum
        
        
          zu finden. Dann kamen Internet und „Geiz ist geil“. Damit
        
        
          beginnt die Geschichte der Mietpreisbremse.
        
        
          Immer mehr Ferienwohnungen fanden ihre Kunden über das
        
        
          Internet – Vermittlungsgebühr gespart. Aufgrund höherer Kos
        
        
          ten in Metropolen begannen manche Mieter, ihre Wohnung
        
        
          während des Urlaubs als Billigalternative unterzuvermieten.
        
        
          Der Markt ist eine gute Schule, die lehrte, dass Hamburg-
        
        
          Wilhelmsburg und Berlin-Spandau eher nicht so viel Nachfrage
        
        
          generieren wie die Außenalster oder Prenzlauer Berg. Ich wage
        
        
          Reitzenstein denkt an ...
        
        
          die Wette, dass die ansteigende Kurve von Rollkoffern im Kiez
        
        
          in Relation zur Mietsteigerung steht.
        
        
          Schon vor elf Jahren schrieb ich über dieses Phänomen. Der
        
        
          Sprecher des Berliner Finanzsenators Sarrazin hatte mir mit-
        
        
          geteilt, ein Datenabgleich zwischen den Wohnungsangeboten
        
        
          im Netz, Gewerbeämtern und Finanzämtern sei nicht vorgese-
        
        
          hen. Unter der Hand war zu hören, dass man dem Wähler sein
        
        
          kleines steuerfreies Zubrot kaum entziehen könne. Es seien
        
        
          ja keine großen Konzerne, die Millionen hinterzögen. Als ob
        
        
          Tausende, die „nur“ Tausende hinterziehen, keine Millionen
        
        
          ausmachten. Berlin eben.
        
        
          Vor zehn Jahren kam dann Airbnb (Airbed and breakfast).
        
        
          Gute Gespräche beim Frühstück mit Menschen aus aller Welt
        
        
          sind eine gute Idee für Völkerverständigung. Doch auf diesen
        
        
          Zug sprangen viele Beherbergungsanbieter mit gewerblichen
        
        
          Strukturen auf. Der mit 30 Milliarden Dollar bewertete
        
        
          Vermittler Airbnb gibt sich unwissend. Er habe keine Verant-
        
        
          wortung für steigende Mieten und die Steuerehrlichkeit seiner
        
        
          Anbieter. Von dieser Chuzpe träumt mancher Finanzvermittler.
        
        
          Dieses coole Phänomen aus gierigen Beherbergern und
        
        
          geizgeilen Reisenden führt zu zwei Gewissheiten: In der Regel
        
        
          verdienen Immobilieninvestoren an professionellen Hotels
        
        
          ... die nächste
        
        
          Steuer-CD, die aus
        
        
          Dublin kommt
        
        
          Quelle: one line man/shutterstock.com