Immobilienwirtschaft 6/2018 - page 54

54
TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
ENERGIESYSTEME UND DIGITALISIERUNG
Für mehr Effizienz braucht es
Hard- und Software
R
egulierungen wie die Energieein-
sparverordnung (EnEV) und das
Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz
(EEWärmeG) bereiten der Immobilien-
branche Verdruss. Dabei gibt es genügend
Technologien, die die Anforderungen er-
füllen können – meist mit einem inves
tiv nur wenig höheren Anteil und kaum
Mehraufwand bei der Installation.
Durch die Digitalisierung erfolgt de-
ren Verknüpfung mit der gesamten Haus-
technik. Wird beides klug geplant, stehen
Effizienzgewinne im Raum, die enorm
und bei der Verkartung einer Immobilie
von Vorteil sind. Der einzig kleine Wer-
mutstropfen: Alles muss von Anfang an
mitbedacht sein. Denn: „80 Prozent aller
Fehler, die zumangelnder Energieeffizienz
führen, erfolgen bei der Planung“, so der
Architekt Mario Bodem. Und: Hinterher
ließen sich Fehler via technischer Ge-
bäudeausrüstung oder Gebäudehülle nur
schwer kompensieren.
Deswegen müssen die beiden Haupt-
komponenten, also die harten Sachen wie
Dämmung, Heiz-, Kühl- und Lüftungs-
technik auf der einen sowie die eher soften
Digitalisierungslösungen auf der anderen
Seite, von vornherein eingeplant werden.
Sie werden im Folgenden als Hard- und
Software bezeichnet und anhand prak-
tischer Beispiele erläutert.
Eine effiziente Lösung findet sich in
der „Neuen Gartenstadt Falkenberg“ im
Speckgürtel von Berlin, errichtet 2013
von der Genossenschaft 1892. Für die
Neubauten wäre auch ein Fernwärmean-
schluss möglich gewesen – in der doch
eher ländlichen Gegend wäre der aber
nicht nur ineffizient, sondern auch teu-
er für die Bewohner. Deshalb wurden 21
Wärmepumpen installiert. Die versor-
gen seitdem das Gebiet mit Wärme. Die
Warmwasserversorgung erfolgt über ein
Hochtemperatur-Primärnetz, das von
einem zentralen Blockheizkraftwerk be-
dient wird.
In der gleichen Gegend, nur etwas
südlicher, kamen bei einem Wohnobjekt
der Märkischen Heimat in Ludwigsfelde
ebenfalls drei Großwärmepumpen zum
Einsatz (siehe auch „Drei Fragen an Pa-
trick Faika“). Diese versorgen in einem
Hochhaus mit 16 Etagen, 66 Wohnungen
und einer Wohnfläche von insgesamt
3.300 Quadratmetern alle Mieter mit aus-
reichendWärme. Das Gebäude wurde vor
40 Jahren erbaut und mit fast fünf Millio-
nen Euro grundsaniert.
Neue Energietechnik
kann noch effizienter ar-
beiten, wenn sie digital
gesteuert wird
Ursprünglich sollten Solewärme-
pumpen installiert werden. Schließlich
fiel die Wahl jedoch auf Luft-Wasser-
Wärmepumpen, da die Erschließung des
Erdreichs alsWärmequelle auch aufgrund
des schwierigen sandigen Untergrundes
zu teuer geworden wäre.
Als Backup dient hier noch ein kleiner
Fernwärmeanschluss, der auf zwei Prozent
der gesamten Heizlast von 150 kW konzi-
piert wurde und sich bei -2 °C zuschaltet.
Die Warmwasserbereitung übernehmen
hier dezentrale Durchlauferhitzer und
Kleinspeicher nah am Verbraucher.
Die Märkische Heimat realisierte spä-
ter im selben Ort ein ähnliches System in
einem Wohnblock mit fünf Eingängen
und 48 Wohnungen. Dabei wurden die
Erfahrungen aus der Bestandssanierung
berücksichtigt. Hier reichen zwei große
Luft-Wasser-Wärmepumpen für dieWär-
meversorgung, das Warmwasser wird de-
zentral über Durchlauferhitzer direkt in
den Einheiten erzeugt.
Neue Energietechnik kann noch effizi-
enter arbeiten, wenn sie digital vermessen
undgesteuert wird. Das Start-upRecogizer
Oben: Dieses Hochhaus wird
effizient mit Luft-Wasser-Wärme-
pumpen versorgt.
Unten: Das Hochhaus der Wohnungs-
gesellschaft „Märkische Heimat“
in Ludwigsfelde wird von drei Groß-
wärmepumpen beheizt.
1...,44,45,46,47,48,49,50,51,52,53 55,56,57,58,59,60,61,62,63,64,...76
Powered by FlippingBook