Immobilienwirtschaft 7/2018 - page 49

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mer sollen zwei Projekte mit örtlichen
Bauträgern starten, bei denen mit Hilfe
des „Raumteilers“ verschiedene Nutzer
eine größere Gewerbefläche beziehen.
Angedacht ist eine Mischung in zweierlei
Hinsicht: zum einen mit verschiedenen
Unternehmensarten, zum anderen mit
Menschen, die ihre Tätigkeit in Teilzeit
ausüben und sich beispielsweise eine Pra­
xis mit anderen teilen möchten.
Bei den angebotenen Lokalen handelt
es sich sowohl um Neubau als auch um
die Nachnutzung frei werdender Video­
theken, Bankfilialen und Büros von Versi­
cherungsvertretern – Objekte, deren Zahl
steigt in Zeiten, in denen sich viele Dienst­
leistungen in die virtuelle Welt verlagern.
Das Raumteiler-Portal könne helfen, pass­
genaue Lösungen für die Zielgruppe der
kleinen Gewerbetreibenden zu finden.
In Deutschland bieten zwar mehrere
Start-ups auch Co-Working über reine
Büronutzung hinaus an, eine rein auf den
Bereich fokussierte Plattform gibt es je­
doch nach derzeitigem Stand nicht – viel­
leicht noch nicht: Denn Trends scheinen
sich auszubreiten.
«
Kristina Pezzei, Berlin
V
or allem nach einer Gründung sei
es attraktiv, eine Fläche mit anderen
Unternehmen gemeinsam zu nutzen
und somit dieMiet-Risiken zu verringern,
hat etwa Silvia Spendier von der Wirt­
schaftskammer Wien beobachtet. Als An­
sprechpartnerin für den Kammer-Service
„Freie Lokale“ verfolgt sie die wechseln­
den Trends in der Gewerbeimmobilien-
branche Österreichs seit Jahren. Derzeit
seien Einheiten von weniger als 150 Qua­
dratmetern stark gefragt – doch in einer
Metropole wie Wien schwer zu finden.
Umso positiver beurteilt die Markt­
beobachterin Spendier Plattformen wie
das Start-up Morgenjungs GmbH, das
sichmit seinemAngebot „Raumteiler“ auf
die Vermittlung von kleineren Gewerbe­
flächen spezialisiert hat, die häufig befris­
tet Mieter suchen. Hinter dem vor einem
guten halben Jahr an den Start gegangenen
Unternehmen stehen dieMedieninforma­
tikerinMirjamMieschendahl und ihr Ge­
schäftspartner. „Viele Gewerbetreibende
würden gern eine Fläche bespielen, kön­
nen es sich aber allein nicht leisten“, sagt
die 45-Jährige. Gleichzeitig handele es sich
bei Ein-Personen-Unternehmen längst
nicht nur um Büroarbeiter, sondern eben
auch um Menschen, die Praxisräume,
Werkstätten oder Ateliers brauchen. Bau­
träger wiederum seien es gewohnt, grö­
ßere Flächen zu bauen. Doch wer nutzt
schon gleich 200 Quadratmeter?
Raumsuchende und
Raumbesitzer treffen
sich auf der Plattform
Auf der Plattform, die in das Stadtteil-
Portal imgraetzl.at integriert ist, treffen
sich Raumsuchende und Raumhabende;
für sie ist das Angebot kostenlos. 350
solcher Einträge haben die Initiatoren
seitdem gezählt. Mieschendahl und ihr
Partner arbeiten darüber hinaus mit
Bauträgern zusammen, die sich zwecks
Vermietung und Vermarktung ihrer Ge­
werbeflächen an das Start-up wenden.
Die Unternehmer vermitteln nicht nur,
sondern beraten auch beispielsweise bei
Mietpreisvorstellungen.
Ein Preis müsse so gefasst sein, dass
sich die Vermietung für den Eigentümer
lohne und auch häufiger wechselnde
Mietverhältnisse widerspiegele. Im Som­
Gemeinsam gewerblich
Mit der Plattform „Raumteiler“ erprobt ein Wiener Start-up für den Gewerbebereich,
was bei Büro und Wohnen längst Standard ist: das Teilen von Arbeitsräumen. Die Nachfrage
nach flexiblen und kleinteiligen Nutzungen etwa von Hallen und Werkstätten steigt.
LINK-TIPP
ZUM THEMA
raumteilerfestival
Die Wiener „Raumteiler“ wollten mit
einer Tagung am 15. Juni für ihr Konzept
werben – mit Workshops und einem
Fachprogramm, das die Szene zwischen
kooperativen Nutzungskonzepten und
flexiblen Gewerbeflächen abdeckt.
Beratungen zu rechtlichen und baulichen
Fragen ergänzen das Angebot.
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