IMMOBILIENWIRTSCHAFT 6/2017 - page 31

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bekräftigt: „Nicht nur Investoren messen
der Logistikimmobilie neue Bedeutung
zu, auch die Logistiker als solche haben
erkannt, dass die Prozesse ohne passende
Hardware ins Stocken geraten.“
In den ersten Analysen hatte
Fraunhofer 18 Logistikregionen bun-
desweit definiert, meist im Umfeld von
Wirtschaftszentren. So ist etwa Hamburg
wegen seines Hafens immer ein ent-
scheidender Umschlagplatz gewesen, in
Süddeutschland dominieren Autobauer
und ihre Beziehungen zu Zulieferern die
Logistikimmobilien-Verteilung. In Städ-
ten wie Frankfurt, aber auch Nürnberg
und dem Ballungsraum Ruhrgebiet ist
die Nähe zu Fluss und Hafen ausschlag-
gebend, in Frankfurt kommt wie in Leip-
zig der Flughafen als Standortfaktor dazu.
Der Geschäftsführer von Entwickler
Alpha Industrial, Ulrich Wörner, verfolgt
die Entwicklung von Logistikimmobilien
seit 20 Jahren. In den Anfangsjahren sei
es selbst in der typischen „Banane“ von
Hamburg bis nachMünchen kein Problem
gewesen, Grundstücke zu erhalten, erin-
nert sich der Branchenkenner. Logistik­
immobilien konnten häufig dort entste-
hen, wo sie ideal in die Produktionskette
passten. Als die Flächen knapper wurden
bei gleichzeitig steigendem Bedarf an
Logistikhallen und -zentren, begann die
Suche nach Kompromissen.
DEUTSCHLANDWEIT 23 LOGISTIKREGIONEN
Wenn Fraunhofer-Wissenschaftler Veres-
Homm die ersten Studien neben aktuelle
Karten legt, blickt er auf eine dichtere
Landschaft. „Zu den etablierten Standor-
ten sind zahlreiche neue, kleinere dazuge-
kommen, ohne dass die alten an Bedeu-
tung verloren hätten.“ 23 Logistikzentren
haben seine Kollegen und er ausgemacht,
als sie zuletzt das Angebot an Logistikflä-
chen und den Bedarf übereinandergelegt
haben. Andere Analysen kommen auf
ähnliche Zahlen, das Team um Bulwien-
gesa-Experte Kassner hat 28 Regionen
identifiziert und näher betrachtet.
Die Attraktivität eines Logistikstand-
orts deckt sich dabei nicht automatisch
mit demeines Handels- und Produktions-
standorts. „Es geht immer um die ideale
Schnittmenge von Flächenverfügbarkeit,
Preis, Arbeitskräften und Nähe“, fasst
Kassner zusammen. In Düsseldorf
SUMMARY
»
Für Logistikimmobilien gelten eigene Gesetze
– die Assetklasse findet sich nicht nur in den Big-5-Städten, sondern ist viel
kleinteiliger organisiert.
»
Zu den etablierten Standorten sind zahlreiche neue, kleinere hinzugekommen,
ohne dass die alten an Bedeutung
verloren haben. Inzwischen gibt es deutschlandweit – je nach Untersuchung – rund 25 Logistikzentren.
»
Die Attraktivität eines Logistikstandorts
deckt sich dabei nicht automatisch mit dem eines Handels- und Produktionsstandorts. Die Rahmenbedingungen für Standortentscheidungen wandeln
sich. So gewinnt etwa der Faktor Zeit gegenüber dem Kostenfaktor kontinuierlich an Bedeutung.
»
„Logistik spielt sich nicht
nur in den Big-5-Städten
ab, sondern ist aus geo-
graphischer Sicht viel
kleinteiliger organisiert.
Wir beobachten seit
Jahren eine Verstärkung
dieses Trends.“
Uwe Veres-Homm,
Leiter der
Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply
Chain Services SCS
Foto: Fraunhofer SCS
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