IMMOBILIENWIRTSCHAFT 6/2017 - page 29

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6.2017
nische Veränderungen allein sind jeden-
falls nicht ausreichend. Wie flexibel, wie
wandelbar sind die einzelnen Immobilien
wirklich? Und welche Repositionierungs-
maßnahmen lassen sich realisieren? Auch
in diesen Fragen zahlt sich letztlich die lo-
kale Kompetenz des zuständigen externen
AssetManagers aus, der Umsatzpotenziale
undVeränderungen in derWettbewerber-
struktur vor Ort dank langjähriger Erfah-
rung gut abschätzen und darauf basierend
eine erfolgversprechende Strategie konzi-
pieren kann.
Markt sind auch die Anforderungen an
das Management der Immobilien gestie-
gen. Entscheidend ist nicht nur eine gute
Marktkenntnis, sondern auch eine tiefge-
hende lokale Kompetenz. Diesbezüglich
ist ein unabhängiger externer Partner,
der sich vor Ort auskennt, im Vergleich
zu zentralisiert arbeitenden Inhouse-Ab-
teilungen klar imVorteil. Gerademit Blick
auf gezielte Maßnahmen zur Wertsteige-
rung einzelner Immobilien – beispielswei-
se im Rahmen eines Refurbishments – ist
es entscheidend, dass der Asset Manager
die jeweiligen standortrelevanten Wett-
bewerbsstrukturen gut kennt, auf ein
umfangreiches Mieternetzwerk zurück-
greifen kann und persönliche Kontakte
zur lokalen Politik pflegt. Das kommt ihm
auch bei der Konzeption regional ausdiffe-
renzierter Anlagestrategien zugute.
Besonders deutsche Anleger wagen
sich zunehmend in Randlagen und inves­
tieren heute auch in Objekte, die früher
aufgrund ihrer Objektqualität oder eben
ihrer Lage nicht in Frage gekommen wä-
ren. So wurde im ersten Quartal 2017 weit
mehr als die Hälfte des Transaktionsvolu-
mens (laut Colliers rund 80 Prozent) au-
ßerhalb der Top-7-Städte umgeschlagen.
Eigentlich kein Wunder: Deutschland
weist nebenMetropolen wie Berlin, Ham-
burg oder Frankfurt eben auch zahlreiche
konsumstarke Regionalzentren auf. Spe-
ziell in den Mittelstädten schlummert aus
Anlegersicht noch Potenzial.
Derzeit boomen vor allem Fach-
marktzentren: Savills zufolge haben sich
die Investitionen in diesem Segment im
Vergleich zum Vorjahreszeitraum im ers­
ten Quartal 2017 nahezu verdreifacht. Im
Gegensatz zu klassischen Shopping-Cen-
tern lassen sich mit dieser Objektart der-
zeit auch noch bessere Renditeaussichten
erzielen. Weil viele Fachmarktzentren in
die Jahre gekommen sind und nicht mehr
den Anforderungen der Mieter und Kon-
sumenten entsprechen, ist im Zuge einer
Modernisierung die Repositionierung
dieser Immobilien als hybride Mall mitt-
lerweile ein populärer Ansatz.
KREATIVITÄT IST GEFRAGT
Hinzu kommt:
Konsumenten geben sich mit einer be-
schränkten Angebotsauswahl vor Ort
nicht mehr zufrieden. Laut demZukunfts-
institut in Frankfurt legen sie einen „Criti-
cal Lifestyle“ an den Tag: Sie verlangen ein
umfangreiches Angebot und fordern zu-
gleich eine lokale Verankerung und Kun-
dennähe ein. Eigenschaften, die hybride
Malls als Mix aus einem auf ein anspre-
chendes Einkaufserlebnis ausgerichteten
Shopping-Center und einem mit perio-
dischem Grundangebot ausgestatteten
Fachmarktzentrum vereinen.
Ein Patentrezept für erfolgreicheWei-
terentwicklungen gibt es letztlich nicht. Si-
cher ist aber: Um auch unter schwierigen
Marktbedingungen langfristig den Wert
einer Immobilie zu steigern, ist Kreativi-
tät gefragt. Der richtige Branchen- und
Mietermix ist entscheidend. Er muss zum
Standort passen. Äußerliche, architekto-
SUMMARY
»
Einzelhandelsimmobilien
wurden in Deutschland allein im ersten Quartal 2017 für rund 2,8 Milliarden Euro gehandelt, die Asset-
klasse erweist sich weiterhin als sehr krisensicher.
»
Das Problem:
Die steigende Zahl der Interessenten gepaart mit einem überschaubaren Angebot
führt zu einer limitierten Produktverfügbarkeit.
»
Auf der Suche nach dem bestmöglichen Investment
sind Anleger deshalb mehr denn je auf das
Know-how von Asset Managern angewiesen. Entscheidend ist nicht nur eine gute Marktkenntnis, sondern auch eine tiefgehende lokale Kompetenz.
Foto: T.W. van Urk/shutterstock.com
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Oliver Herrmann, Hamburg
Das Problem im Retailmarkt:
Das Angebot an attraktiven
Bestandsimmobilien ist sehr
überschaubar, die Nachfrage
jedoch groß.
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