IMMOBILIENWIRTSCHAFT 6/2017 - page 27

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6.2017
Bei Fondsinvestments kalkuliert die R+V
Versicherung bei Immobilien ebenfalls
mit einer Anlagedauer von acht bis zwölf
Jahren. Angestrebt wird: Objekte oder
Portfolien zu kaufen, wenn sie sich güns­
tig erwerben lassen, und zu verkaufen,
bevor ein Immobilienzyklus ausläuft. Kö-
nigstein: „Gelingt das, dann lassen sich
– unter Inkaufnahme entsprechender Ri-
siken – noch immer zweistellige Renditen
realisieren.“ Die R+V Versicherung hält
rund 50 Beteiligungsinvestments. Aus-
schließlich auf indirekte Anlagevehikel
des in Immobilien investierten Kapitals
von 2,5 Milliarden Euro setzt auch der
Gothaer Konzern.
Dass Beteiligungsvehikel für Immo-
bilien en vogue sind, davon profitieren
Vermögensverwalter wie Warburg HIH-
Invest Real Estate. Der Immobilienspe-
zialist hat für institutionelle Anleger wie
Versicherungen knapp sechs Milliarden
Euro in Gewerbeimmobilien investiert.
Dieses Kapital fließt überwiegend in Bü-
ros, Einzelhandelsobjekte und Hotels.
„Auf sie erstrecken sich über 75 Prozent
unserer Investments“, sagt Hans-Joachim
Lehmann, Geschäftsführer der Warburg
HIH Invest Real Estate und zuständig fürs
Transaktionsmanagement Deutschland.
VERTRAUEN AUF EXTERNE BERATER
Bran-
chenprimus Allianz vertraut bei Bei­
mischungen seines von Tochter Allianz
Real Estate (ARE) verwalteten Immobili-
enportfolios ebenfalls auf externe Mana-
ger. „Sie erhalten bei Immobilieninvest-
ments in Deutschland den Vorzug, wenn
etwa im Logistiksegment investiert wird“,
erläutert Annette Kröger, CEO der ARE
Germany.“ Von den 7,7 Milliarden Euro
des Immobilienvermögens der Allianz in
Deutschland entfallen aktuell etwas weni-
ger als zehn Prozent auf indirekte Invest-
ments. Bei allen Immobilieninvestments
konzentriere man sich auf das Core- und
Core-Plus-Segment. Solche Objekte sind
insbesondere in Deutschland begehrt.
Die Preise haben angezogen. Aus diesem
Grund engagiert sich die ARE akzentuiert
inManage-to-Core-Investments und For-
ward Deals wie jüngst bei der Akquisition
des Büroprojekts Kap West in München.
Die Assekuranzen stecken in der
Klemme. Zehnjährige Bundesanleihen
rentieren sich mit gerade einmal 0,5 Pro-
zent pro Jahr. „Aktien sind riskant, Immo-
bilien bleiben gefragt“, so Lehmann. Diese
Einschätzung bestätigt eine Umfrage von
Ernst &Young Real Estate, wonach die Im-
mobilienquote von Assekuranzen bis Jah-
resende im Schnitt auf gut zehn Prozent
steigen könnte. „Lebensversicherungen
dürfen bis zu 25 Prozent ihres Anlagekapi-
tals in Immobilien stecken“, ergänzt Ana-
lyst Dietmar Fischer von Ernst & Young
Real Estate. Ein bisschen widersprüchlich
zu diesem Bild scheinen Zahlen von JLL
zu sein, denen zufolge die Assekuranzen
bei Immobilien 2016 zurückhaltender
agierten. Das liegt jedoch vor allemdaran,
dass das Transaktionsvolumen insgesamt
leicht rückläufig war.
Hinsichtlich der Nutzungsarten
könnte sich ein Trendwechsel ankündi-
gen: Bei Büros überwogen 2016 laut JLL
– erstmals seit fünf Jahren – wieder Ver-
käufe gegenüber Käufen, die umüber zwei
Drittel auf 630Millionen Euro zurückgin-
gen. Ungebrochen ist dafür das Interesse
an Hotels. Binnen vier Jahren (2012 bis
2016) explodierte das Kaufvolumen von
26 Millionen auf 165 Millionen Euro.
Viele Versicherungen sind außerdem
im gewerblichen Immobilienkreditge-
schäft aktiv. „Wir werden unser Engage-
ment in diesem Segment ausbauen“, sagt
Roland Fuchs, Head of European Real
Estate Finance der ARE. Im vergangenen
Jahr floss von den Neuinvestments – im
Umfang von sechsMilliarden Euro – rund
dieHälfte in Immobilienfinanzierungen in
Europa und den USA. In Europa sei die
ARE als Kreditgeber – verglichen mit den
USA – noch wenig präsent, stellt Fuchs
fest. Zurzeit entfallen zwei Drittel des Kre-
ditportfolios von etwa 15 Milliarden Euro
auf Finanzierungen in den Vereinigten
Staaten. „Das ist historisch bedingt“, er-
klärt Fuchs. In den USA sei man seit mehr
als 30 Jahren im gewerblichen Immobi-
lienkreditgeschäft unterwegs, in Europa
erst seit 2011.
WACHSTUM WIRD ANGESTREBT
Für die Al-
lianz sind direkte und indirekte Immobi-
lieninvestments sowie Immobilienkredite
ein wesentlicher Bestandteil zur Diversifi-
kation ihrer Kapitalanlagen. Bis 2019 will
die ARE ihr Immobilienportfolio von der-
zeit 50 auf 60 Milliarden Euro aufstocken.
Wachsen in der Immobilienfinanzierung
wollen auch die Gothaer und die VK
Bayern. „Bei sehr langfristigen Krediten
– über zehn Jahre – sind noch halbwegs
passable Renditen drin“, argumentiert
Norbert Schinderle, Hauptabteilungsleiter
Realkredit Konzern der VK Bayern. Fer-
ner ergäben sich Cross-Selling-Optionen
für Immobilienversicherungsprodukte,
etwa für Gebäude- und Brandversiche-
rungspolicen.
SUMMARY
»
Im ersten Quartal 2017 summierte sich
das Transaktionsvolumen im deutschen Gewerbeimmobilienmarkt
laut dem Immo-
biliendienstleister JLL auf
12,6 Milliarden Euro
.
»
Gegenüber den ersten drei Monaten des letzten Jahres ist das
ein Plus von fast 60 Prozent
.
»
Auch die
Aktivitäten vieler Versicherungen
trugen mit dazu bei, dass das Investmentgeschäft so stark zulegte.
»
Hinsichtlich der Nutzungsarten
könnte sich
ein Trendwechsel
ankündigen: Bei Büros überwogen 2016 laut JLL – erstmals seit fünf Jahren – wieder Verkäufe gegenüber Käufen,
die um über zwei Drittel auf 630 Millionen Euro zurückgingen.
»
Ungebrochen ist das
Interesse an Hotels
.
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Norbert Jumpertz, Staig
Die Gewerbeimmobilienmärkte
in Deutschland befinden sich
nach wie vor im Boommodus. Im
ersten Quartal 2017 summierte
sich das Transaktionsvolumen
laut dem Immobiliendienstleister
JLL auf 12,6 Milliarden Euro.
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