97
0.2017
Wir bereiten somit offene Kommunikati-
onen unterschiedlichster Geräte vor. Diese
können – wie heute vom Markt erwartet
– sich über das Internet miteinander aus-
tauschen. Die Kommunikation aus der
Immobilie raus erfolgt über die BSI-zer-
tifizierten Smartmeter-Gateways der PPC.
Was kommt nach dieser Wertschöp-
fungsstufe Geräte?
Danach bringen wir
mit der KeepFocus Datenplattform die
gesammelten Daten aller Messstellen für
die Wohnungsunternehmen zusammen.
Die Immobilieneigentümer können selbst
darüber entscheiden, welchen Anwen-
dungen diese Daten zu welchem Zweck
zur Verfügung gestellt werden sollen. Der
Kunde wird freier in der Entscheidung,
etwa wohin die Daten zur Abrechnung
gegeben werden. Das kann Kalo sein oder
auch Smarvis zur Selbstabrechnung.
Geben Sie Ihre Daten auch an die Kon-
kurrenz?
Der Kunde erwartet mehr und
mehr offene Systeme. Qundis ist da füh-
rend, weil sie seit jeher einen offenen An-
satz entwickelt haben. Deswegen kann
KeepFocus aus dem Qundis-Standard die
Daten organisieren – für wen auch immer.
In welche Richtung zielen weitere
Anwendungen?
In Dänemark können
wir bereits etwa den Wasserverbrauch
überwachen und Wasserleckagen orten.
Anwendungen zur Luftqualitätsmessung
werden sich entwickeln. Die CO
2
-Vermei-
dung und das Reduzieren vonVerschwen-
dung sind dabei unsere Hauptziele.
Okay, und wie viel wird Kalo in diesem
Prozess verlieren?
Wir haben keine Pro-
gnose, dassKalonachgebenwird.Mercedes
verkauft nicht weniger, weil im gleichen
Autohaus auch ein Smart angeboten wird.
Hat Qundis nicht Messdienstleister, die
sich nun wundern, dass sie auf einmal
zu Kalo gehören?
Die Unternehmens-
gruppe hat Qundis gekauft. Dieser neue
kapitalstarke Gesellschafter ist auch an
Kalo beteiligt, das stimmt. Kalo hat einen
Marktanteil von acht Prozent. Qundis un-
terstützt alle freien Messdienstleister. Da
bleibt viel Raum für Messdienstleister, die
kleiner sind als Kalo. Sie haben Anspruch
darauf, an der Professionalität der Un-
ternehmensgruppe zu partizipieren. Die
technischen Neuentwicklungen kommen
ja allen zugute, die bei Qundis kaufen. So
können sie gegenüber den marktführen-
den Messdienstleistern weiter bestehen.
Auf welche Änderungen müssen die-
se denn reagieren?
Die großen Mess-
dienste haben klassischerweise eine ei-
gene Geräteinfrastruktur. Die Kunden-
beziehungen sind vertraglich langfristig
abgesichert. Das alles wird aufbrechen,
weil die Kunden sich das wünschen. Und
wir sind nun mit Qundis und KeepFocus
sozusagen über Nacht international auf-
gestellt – mit Kunden in über 30 Ländern.
Welches Ihrer ertragsträchtigsten Ge-
schäftsfelder der Zukunft kennen wir
noch nicht?
Ich stelle mir die großen Im-
mobilienbestandshalter vor: Mit den Da-
ten, die ihre Immobilien zur Verfügung
stellen, können sie ihre Objekte deutlich
effektiver monitoren und steuern. Sie
werden auf Ineffizienzen etwa in der Wär-
me- oder Wasserversorgung aufmerksam
gemacht. Sie werden deutlich effizientere
Wartungsintervalle innerhalb derGebäude
hinbekommen. InVerbindungmit der bes-
seren Steuerung von Heizanlagen werden
in kurzer Zeit allein durch Auswerten der
bisher vorliegenden Daten Steigerungen
der Energieeffizienz von zehn bis 15 Pro-
zent auf das Gebäude gerechnet erreichbar.
Tagesaktuelle Verbrauchswerte werden
dem Anwender gespiegelt und sein Ver-
halten in Richtung Energieeffizienz beein-
flussen. Es wird sehr wichtig sein, für den
Anwender positive Reize zu setzen, sich
klimaschonend zu verhalten.
Foto: Kalorimeta AG
ZUR PERSON
Jan-Christoph Maiwaldt
wurde 2011 in den Vorstand der Kalorimeta AG berufen und ist seit September 2014 deren Vorstandsvor-
sitzender. Zusätzlich verantwortet er Unternehmensentwicklung, Marketing und Finanzen. Seine berufliche Laufbahn begann er 1986 bei der Douglas
Holding AG. Seit 2001 war er Vorstand bei der Fielmann AG, Hamburg. 2004 wurde er Finanzvorstand der Karstadt Warenhaus AG. Nach umfangreicher
Sanierung legte er 2008 seine Ämter nieder. Maiwaldt ist Mitglied der Bundesfachkommission Stadtentwicklung, Bau und Immobilien des Wirtschafts-
rates. Er ist Diplom-Volkswirt und studierte an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel.
„Bei den mittleren
und großen Woh-
nungsgesellschaften
wird sich der Wunsch
zur Selbstabrechnung
verstärken. Dort
wollen wir mit digita-
ler Infrastruktur und
unserer intelligenten
Plattform besonders
stark punkten.“
«
Jörg Seifert, Freiburg