Immobilienwirtschaft 10/2017 - page 103

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SUMMARY
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Wenn Beschäftigte Beruf und Familie gut miteinander vereinbaren können, erhöht dies enorm die
Bindung an das Unternehmen.
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In Betrieben mit guten Vereinbarkeitsbedingungen hält gut die Hälfte der Eltern einen
Arbeitgeberwechsel
für sehr unwahrscheinlich.
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In familien­
unfreundlichen Betrieben
wollen sich etwa 80 Prozent der Väter und 70 Prozent der Mütter eine neue Stelle suchen.
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Führungskräfte sind Vor­
bilder:
So nehmen fünfmal mehr Väter Elternzeit, wenn männliche Führungskräfte im Unternehmen selbst auch Elternzeit nehmen.
In familienunfreundlichen Betriebenwol-
len sich dagegen etwa 80 Prozent der Väter
und 70 Prozent derMütter eine neue Stelle
suchen.
FÜHRUNGSKRÄFTE ALS VORBILDER
Pro-
fessionell gehen Immobilien- und Woh-
nungswirtschaftsfirmen vor, wenn sie das
Thema Familienfreundlichkeit zu einem
Teil der Unternehmenskulturmachen und
auch in der noch hauptsächlich männlich
geprägten Chefetage vorleben. Denn Füh-
rungskräfte können mit ihrer Haltung die
Nutzung von Vereinbarkeitsmaßnahmen
ermutigen oder hemmen. So nehmen er-
wiesenermaßen fünfmal mehr Väter El-
ternzeit, wenn männliche Führungskräfte
im Unternehmen selbst auch Elternzeit
nehmen, zeigt der Unternehmensmonitor
„Familienfreundlichkeit 2016“ des Bun-
desministeriums für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend (BMFSFJ): Außerdem
liege der Anteil der Männer, die in Teilzeit
arbeiten, um zehn Prozent höher, wenn
auch männliche Führungskräfte in Teil-
zeit arbeiten. Das BMFSFJ fand außerdem
heraus, dass 51 Prozent der Väter gerne
weniger arbeitenwürden, um sich familiär
mehr engagieren und ihre Partnerinnen
entlasten zu können.
AN LEBENSPHASEN ORIENTIERT
Um Füh-
rungskräfte für diese Problematik zu sen-
sibilisieren, hat die DG Hyp das Seminar
„Erfolgsfaktor Familienfreundlichkeit“
in ihr Führungskräfteentwicklungspro-
gramm eingebunden. Und beim Bera-
tungs- und Systemhaus Aareon werden
die jährlichen Führungskräftetreffen dazu
genutzt, das Thema „Beruf und Pfle-
F
lexible Arbeitszeiten, Home-Offices,
Eltern-Kind-Büros: Die Immobi-
lien- und Wohnungswirtschaft er-
kennt inzwischen die Bedeutung fami-
lienfreundlicher Personalpolitik. Immer
mehr namhafte Aussteller werben auch
auf der diesjährigen Expo Real mit ent-
sprechenden Maßnahmenpaketen um
qualifizierte und talentierte Nachwuchs-
kräfte beim Career Day.
WICHTIGER ALS DAS GEHALT
KeinWunder:
Denn die Familienfreundlichkeit eines
Unternehmens wird immer mehr zumEr-
folgsfaktor imWettbewerb um die besten
Immobilienfachkräfte. Aktuelle Studien
zeigen, dass für eine große Mehrheit aller
jungen Berufstätigen mit Kindern Ange-
bote für die Vereinbarkeit von Beruf und
Familie bei der Arbeitgeberwahl ebenso
wichtig oder sogar wichtiger sind als das
Gehalt. Auch in der männerdominierten
Immobilienbranche steigt die Nachfrage
nach diesen Maßnahmen gleicherma-
ßen bei männlichen wie bei weiblichen
Bewerbern, berichten die Aussteller der
Expo Real.
Doch nicht nur beim Recruiting ist es
für Immobilienfirmen inzwischen essenti-
ell, sich das Prädikat „familienfreundlich“
auf die Fahnen zu schreiben: Wenn Be-
schäftigte Beruf und Familie gut miteinan-
der vereinbaren können, erhöht das laut
einer Studie des Wissenschaftszentrums
Berlin (WZB) enorm die Bindung an das
Unternehmen. Von den Eltern, die in Be-
trieben mit guten Vereinbarkeitsbedin-
gungen arbeiten, hält gut die Hälfte einen
Arbeitgeberwechsel innerhalb der näch-
sten zwei Jahre für sehr unwahrscheinlich.
Familienfreundlichkeit zahlt sich aus –
auch finanziell
Bis zu 40 Prozent Rendite
bringen Unternehmen Inves­
titionen in Maßnahmen zur
Vereinbarkeit von Beruf und
Familie – durch geringere
Fehlzeiten, schnelleren Wie­
dereinstieg und geringere
Rekrutierungskosten. Beson­
ders hoch ist das Rendite­
potenzial laut einer Studie,
wenn die Angebote auch Vä­
ter und Pflegende erreichen.
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