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TECHNOLOGIE, IT & ENERGIE
I
BLOCKCHAIN
die alte analoge oder lokal digitale Vari-
ante nur von Buchhalter, Prokurist oder
Geschäftsführer eingesehen werden kann
(und natürlich vom Finanzamt), kann auf
der Blockchain jeder der Teilnehmer alle
Transaktionen beobachten. Allerdings
sind diese anonymisiert.
Abgerechnet wird in einer digitalen
Währung. Davon gibt es inzwischenmeh-
rere. Am bekanntesten ist Bitcoin. Doch
warum braucht man überhaupt digitales
Geld? „Bitcoin wurde erstmals in einem
White Paper beschrieben, welches kurz
nach der Finanzkrise 2008 auf große Auf-
merksamkeit stieß. In diesemAufsatzwur-
de das elektronische Geldsystem erklärt,
welches es ermöglicht, Geld direkt von
einer Person zur nächsten, also Peer-to-
Peer, zu senden. Eine neuere Blockchain
names Ethereum geht noch einen Schritt
weiter, ohne einen Mittelsmann“, erklärt
Schreiber. Das Interesse sei deshalb auch
so groß gewesen, weil durch die Finanz-
krise das Vertrauen in das Bankensystem
erschüttert war.
BITCOIN IST NICHT BLOCKCHAIN
Lange
wurden Bitcoin und Blockchain als ein
und dasselbe gesehen. Jedoch muss un-
terschieden werden zwischen der Tech-
nologie und dem Anwendungsfall. Die
Blockchain ist für Bitcoin das, was das
Internet für E-Mail ist. Im Prinzip ist die
Blockchain ein großes elektronisches Sys-
tem. Geld ist nur ein Teil davon. Auf der
Ethereum-Blockchain kannman das Geld
auch noch programmieren. „Der Besitzer
einer Ladesäule kann so seinen Strom
direkt an einen ihm unbekannten Fah-
rer eines E-Autos verkaufen“, beschreibt
Schreiber einen konkreten Anwendungs-
fall, der von seiner Firma gerade im Auf-
trag der RWE-Tochter innogy entwickelt
wurde. Gerade solche Beispiele aus der
Energiewirtschaft sind auch für die Ver-
waltung von Immobilien von Belang.
Bekannt ist ein Beispiel aus New York.
Z
uerst: Blockchain ist Hype, ist Ge-
spenst, ist Bedrohung, ist Chance. Da-
nach: Blockchain ist eine Datenbank,
die Transaktionen dezentral und mani-
pulationssicher aufzeichnen kann. Mehr
nicht. Was man daraus macht, hängt von
jedem selbst ab.
Doch was könnte das für die Immo-
bilienwirtschaft sein? „Die Blockchain
kann man sich wie ein global verteiltes
Kassenbuch vorstellen, das auf tausen-
den oder Millionen von Rechnern liegt“,
erklärt Kian Schreiber, Geschäftsführer
des Berliner Blockchain-Start-ups Xtech.
„Die Transaktionen werden kryptogra-
phisch verschlüsselt und in Gruppen, so
genannten Blöcken, in das Systemgespielt.
Diese Blöcke wiederum werden aneinan-
der gekettet, das ist die Block-Chain. Sollte
ein Angreifer versuchen, die Blockchain
zu manipulieren, so müsste er nicht nur
eine Transaktion manipulieren, sondern
auch die Transaktionen davor und da-
nach, all dies zeitgleich auf Millionen von
Rechnern bei höchster Verschlüsselung.“
Einen Unterschied zum herkömmlichen
Kassenbuch gibt es natürlich. Während
Blockchain und Energie: Bedrohung? Chance?
Sie ist in aller Munde. Die
im Nachgang manipula-
tionssichere Dokumenta-
tionssoftware ermöglicht
exakte Datenerfassung und
schnelle Abrechnung. Erste
Anwendungen in der Ener-
giewirtschaft gibt es. Auch an
der Schnittstelle zur Immo-
bilienwirtschaft könnten sich
daraus neue Möglichkeiten
ergeben. Doch wie realistisch
ist das überhaupt?
Ein Beispiel für eine
Anwendung: Nachbarn
versorgen sich selbst mit Strom,
die Blockchain dient zur Über-
wachung der Produktion und zur
Abrechnung der Verbräuche.