Immobilienwirtschaft 10/2017 - page 89

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eit Anfang 2016 sind in Deutschland die Start-ups im
Real-Estate-Tech-Ökosystem von 67 auf 169 PropTechs
angewachsen. Diese Wortschöpfung aus Property und
Technology steht für Firmen mit neuen Geschäftsideen
im Immobilienbereich, oft auf digitaler Basis. Die zuneh-
menden Firmengründungen bedeuten einen Anstieg um Faktor
2,5. Und die Gründerkurve wird immer noch steiler. Eine interne
Untersuchung aus dem zweiten Quartal 2017 von Deloitte be-
stätigt in einer Momentaufnahme eine hohe Entwicklungs- und
Transformationsgeschwindigkeit der neugegründetenUnterneh-
men. Das Nettowachstum schätzt das Beratungshaus auf etwa
25 PropTechs pro Quartal. So gründeten sich 40 PropTechs im
erstenQuartal 2017, zwölf verschwanden wieder vomMarkt und
zwei fusionierten. In der Start-up-Stadt Berlin sind die Gründer
besonders aktiv: Dort entsteht ein Drittel der neugegründeten
Unternehmen in Deutschland, gefolgt von etwa 15 Prozent in
München und elf Prozent in Hamburg.
Hinter den PropTechs stehen ganz unterschiedliche Typen
von Gründern: Studenten, Profigründer und Unternehmens­
ausgründungen. Meist setzt sich ein Gründerteam aus unter-
schiedlich spezialisierten Berufsgruppen zusammen. Zum Teil
stammen sogar die Ideen selbst aus anderen Branchen und wer-
den auf die Immobilienwelt übertragen. Ist das der Fall, wird eine
Idee häufig zunächst losgelöst von der Zielgruppe entwickelt. Es
kommt vor, dass erst im Nachgang der Nutzen für die einzelnen
Akteure der Immobilienwirtschaft hinterfragt wird. Bei einem
solchen Vorgehen ist Vorsicht geboten. Denn man stellt immer
wieder fest, dass trotz der großen Anzahl an Neugründungen
leider nur wenige die Sprache und die Prozesswelt derWohnungs-
wirtschaft verstehen.
GOOGLE, AMAZON UND FACEBOOK
sind dabei die Vorbilder auch
für Start-ups hierzulande. Denn immer mehr ausländische im-
mobilienorientierte Start-ups interessieren sich für den deutschen
Markt. Die Immobilienbranche ihrerseits reagiert darauf und
lässt einen PropTech-Award nach dem anderen aus dem Boden
sprießen. Allein fünf Preisverleihungen gab es imerstenHalbjahr
2017. Auf der Expo Real in München kommt ein weiterer hinzu.
Jüngst hat auch die degewo AG aus Berlin einen Preis ins Leben
gerufen. Elevator Pitches fehlen auf keinem der relevanten
SUMMARY
»
Nur ein PropTech mit ausreichender Nachhaltigkeit
kann langfristig am Markt standhalten.
»
In der Deloitte-Untersuchung
wurden deshalb Produkt-USP, Reifegrad, Sicherheit, Geschäftsmodell, Finanzierung, Pilotprojekte sowie vorhandene Partnerschaften betrachtet.
»
Mehrere
Referenzkunden bei einem guten Produkt zeugen von
guten Chancen am Markt
– solange die Finanzierung reicht.
»
Es besteht jedoch immer das
Risiko,
dass sich einzelne Wohnungsunternehmen diese Produktidee selbst aneignen.
PropTechs rücken in den letzten beiden
Jahren stark in den Fokus des Immobilien-
marktes. Allein die Kooperation mit
einem solchen Start-up gilt häufig schon
als Teil einer Digitalisierungsstrategie.
Doch eine Untersuchung von Deloitte ergab:
Nur zehn Prozent sind High Potentials.
Was also steckt hinter dem Hype?
»
Foto: GUGAI/shutterstock.com
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