Immobilienwirtschaft 7/2017 - page 59

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ist. Solche Systeme, so heißt es in der BID-
Studie, „sind künftig ein wichtiges Werk-
zeug für die elektronische Kommunikati-
on untereinander entlang der vernetzten
Wertschöpfungskette. Doch Vorsicht vor
einer Fülle unterschiedlicher (X)RM-Sys-
teme!“ Angesichts der im internationalen
Vergleich noch immer hinterherhinken-
den Digitalisierung der öffentlichen Ver-
waltung ist der Idealzustand einer kom-
plett vernetzten Wertschöpfungskette im
Immobilien- und Wohnungssektor wohl
noch ein erhebliches Stück entfernt. So
lassen sich beispielsweise Bauanträge im
Prinzip digital stellen, die zuständigen Be-
hörden verfügen aber oft nicht über die
erforderliche technische Ausstattung um
sie digital ausreichend zu bearbeiten.
STUDIEN
Eine 2016 von Ernst & Young im
Auftrag des Zentralen Immobilien Aus-
schusses e.V. (ZIA) durchgeführte Befra-
gung von Unternehmen der Branche fes­
tigt diesen Befund. Demnach sehen mehr
als 90 Prozent der befragten klassischen
immobilienwirtschaftlichen Unterneh-
men für sich das Thema Digitalisierung
als „sehr relevantes Handlungsfeld“, und
mehr als 80 Prozent hiervon setzen bereits
digitale Technologien ein. „Daten und In-
formationen liegen bei über 70 Prozent der
Befragten digital und strukturiert vor. In
fünf Jahren wird diese Quote bei nahezu
100 Prozent liegen.“ Insbesondere Cloud-
Technologien und virtuelle Datenräume
werden in Zukunft stark an Bedeutung
gewinnen, aber auch digitale Plattformen,
Smart Contracts und Augmented Reality
rücken in den Fokus.
KLEINE SCHRITTE STATT GROSSPROJEKTE
Andreas Ibel, BID-Vorsitzender undBFW-
Präsident, befürwortet ein schrittweises
Vorgehen: „Es geht darum, zu ermitteln:
Wo liegen in meinem Unternehmen Po-
tenziale bei der Nutzung digitaler Lö-
sungen? Was bringt nachhaltig Verbesse-
rungen und langfristig Vorteile?Was kann
mit welchemAufwand realisiert werden?“
BFW-Experte Andreas Beulich ergänzt:
„Wenn diese Fragen beantwortet sind, ra-
ten wir dazu, in einem ersten Schritt eine
spezielle Teillösung auszuprobieren, die
zum individuellen Geschäftsmodell passt.
Diese Lösung sollte ausführlich getestet
und nur endgültig implementiert werden,
wenn sie die Erwartungen erfüllt. Hilfen
bei der Produktauswahl, Erfahrungen
mit verschiedenen Lösungen etc. können
sich die Unternehmen durch Vernetzung
in den Verbänden verschaffen. Das kann
ein Stück Risikominimierung bedeuten.“
Allerdings: Es geht nicht nur umTech-
nologie allein, wie Andreas Ibel hervor-
hebt: „Neben dem Fokus auf die Technik
darf nicht vergessen werden, dass die
Fachkräfte in den Unternehmen im Di-
gitalisierungsprozess eine immer bedeu-
tendere Rolle spielen. Digitale Unterneh-
men sind nur so gut wie die Mitarbeiter,
die sichmit der Technik und imUnterneh-
men auskennen. Hier müssen die Unter-
nehmen in die Schulung und Ausbildung
der Mitarbeiter investieren!“ Nicht um-
sonst stellt auch die zitierte EY/ZIA-Studie
fest: „Die Immobilienwirtschaft sieht im
Fachkräftemangel und in den fehlenden
personellen Ressourcen die größten Hür-
den, um ihre Digitalisierungsstrategie er-
folgreich umsetzen zu können.“
Trotz aller Transformation ist die Di-
gitalisierung in weiten Teilen noch ein
Pionierprojekt, das nur schrittweise den
Weg zu vielen digitalen Chancen geht.
SUMMARY
»
Die Digitalisierung der eigenen Geschäftsabläufe
bildet das zentrale Fundament für den Aufbau weiterer digitaler Bausteine.
»
Auf dem Gebiet der
innerbetrieblichen Optimierung
bescheinigen die Experten demnach der Wohnungs- und Immobilienbranche „große
Fortschritte in der Digitalisierung der Prozesse.
»
Einstiegsstufe ist hierbei für viele Unternehmen die
Nutzung eines ERP-Systems
.
»
Ein attraktives
Digitalisierungsfeld ist die verbesserte Kundenansprache, etwa durch CRM.
»
Digitale Unternehmen sind nur so gut wie die Mitarbeiter,
die sich mit der Technik auskennen.
»
Die Unternehmen müssen in die
Schulung und Ausbildung der Mitarbeiter
investieren.
«
Dr. Hans-Dieter Radecke, Tiefenbach
Auch digitale Unternehmen sind
nur so gut wie die Mitarbeiter –
Unternehmen müssen in
die Schulung und Ausbildung
der Mitarbeiter investieren.
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