Immobilienwirtschaft 3/2017 - page 33

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3.2017
Die Expertin prognostiziert, dass sich die
Mittelzuflüsse Offener Immobilienfonds
in diesem Jahr auf bis zu fünf Milliarden
Euro summieren.
GEEIGNETE OBJEKTE FEHLEN
Bei institu-
tionellen Anlegern stehen Immobilien­
investments gleichfalls weiter hoch im
Kurs. „Allerdings wird es momentan,
genauso wie bei den Publikumsfonds,
schwieriger, lukrative Objekte für Invest-
ments zu finden“, sagt Christoph Schuma-
cher, Geschäftsführer der Union Invest-
ment Institutional Property. Die meisten
Immobilien-Publikumsfonds für instituti-
onelle Anleger von Union Investment wie
etwa der UniInstitutional European Real
Estate (Anlagevermögen: drei Milliarden
Euro) nehmen bereits seit einigen Mona-
ten keine neuen Investorengelder an.
Dass Anleger massiv in Immobilien-
fonds drängen, etablierte Investmenthäu-
ser aber zunehmend Probleme haben,
Anlageobjekte zu finden, sehen in die
Bredouille geratene Fonds undNewcomer
als Chance. Der UBS Euroinvest Immobi-
lien, derMitte 2014 die Anteilsrücknahme
ausgesetzt hatte, wurde Ende 2016 wieder
geöffnet. Ferner will die Versicherung
Swiss Life künftig bei Offenen Immobili-
enfonds mit von der Partie sein. Der neue
Immobilien-Publikumsfonds Swiss Life
Living and Working investiert vor allem
in Wohn- und Gesundheits- sowie Büro-
und Einzelhandelsimmobilien in europä-
ischen A- und B-Städten. Geplanter Ver-
triebsstart: im Laufe dieses Jahres.
Dass Wohnimmobilien unter die
Hauptnutzungsarten von Offenen Immo-
bilien-Publikumsfonds fallen, ist eher die
Ausnahme. „Wohnen ist für uns weniger
ein Thema, da die Objekte für unser In-
vestitionsspektrum von 50 bis 150 Mil-
lionen Euro pro Transaktion, etwa beim
Grundbesitz Europa, zu kleinteilig sind“,
erklärt Ebert.
AUSWEICHSTRATEGIEN NÖTIG
Wohnimmo-
bilienspezialisten, die es gewohnt sind, mit
solchen Losgrößen zu operieren, haben
damit kein Problem. Beispiel: die Wert-
grund Immobilien AG. 2010 legten die
Oberbayern gemeinsam mit Pramerica
Property Investment den Wohnimmo-
bilienfonds Wertgrund WohnSelect D
auf, dessen Portfolio inzwischen 3.300
Wohneinheiten (Wert: 325 Millionen
Euro) umfasst. Im Schnitt wurden pro
Wohnungspaket elf Millionen Euro be-
zahlt. Gegenwärtig nimmt der Fonds kei-
ne neuen Anlegergelder an. „Die könnten
nicht sinnvoll investiert werden“, sagt Vor-
standschef Thomas Meyer. Ohnehin ist
das angestrebte Zielvolumen des Fonds
von 400 bis 450 Millionen Euro fast er-
reicht. Für institutionelle Investoren hat
Wertgrund ebenfalls Fondsprodukte kon-
zipiert, etwa den Spezialinvest Wohnen
D. Auch hier tritt man bei der Annahme
von frischem Kapital momentan auf die
Bremse.
Zusehends sind deshalb Ausweichstrate-
gien gefragt. „Und die sind nicht leicht zu
finden“, sagt Knorr und verweist auf die
ABBA-Strategie. Man investiert in die B-
Lagen der A-Städte oder in die A-Lagen
der B-Städte. Ein weiterer Trend ist, dass
das Engagement in der Projektentwick-
lung weiter verstärkt wird. Union Invest-
ment ist in diesem Segment bei Offenen
Immobilien-Publikumsfonds für instituti-
onelle Investoren sehr aktiv, bei Produkten
für Privatanleger war man 2016 etwas
defensiver. Derzeit befinden sich zwei
Projektentwicklungen in Deutschland im
Portfolio des UniImmo: Europa – Volu-
men: 330 Millionen Euro. Erlaubt wären
lautThiemann bis zu zehn Prozent des Im-
mobilienvermögens. „Knapp 30 Prozent
der Investitionen flossen 2016 bei unseren
Publikums- und Spezialfonds in Projekt-
entwicklungen – Gesamtvolumen: 1,2
Milliarden Euro“, so Schumacher. „Über
Projektkäufe haben wir uns insbesondere
im Hotelbereich gute Assets gesichert.“
„Der hausInvest, der Grundbesitz Eu
ropa und die Fonds vonUnion Investment
zählen zu den Immobilien-Publikums-
fonds für Privatanleger, bei denen ver-
gleichsweise viel Geld in Projektentwick-
lungen fließt“, weiß Knorr. „Wir setzen auf
renommierte Partner und können uns so
attraktive Objekte sichern“, heißt es bei der
Commerz Real. Beim Grundbesitz Euro-
pa agiert man gerade in Großbritannien
recht offensiv in der Projektentwicklung.
Bezogen auf den Wert des Gesamtportfo-
lios stecken derzeit knapp 15 Prozent in
derartigen Investitionen. „Nachteilig bei
Projektentwicklungen ist, dass die Miet-
erträge in der Zukunft liegen und dass
sie häufig Vermietungsrisiken mit sich
bringen“, sagt Knorr. Institutionellen An-
legern, so die Analystin, seien die Chan-
cen und die Risiken solcher Engagements
prinzipiell leichter zu vermitteln.
SUMMARY
»
Offene Immobilienfonds boomen weiter.
2016 sammelten allein Immobilien-Publikumsfonds über 6,5 Milliarden Euro
(2015: 5,8 Milliarden Euro) an frischen Anlegergeldern ein.
»
Große Fonds
haben ihre Mittelzuflüsse zuletzt stark reglementiert. Denn es wird
für sie zusehends schwieriger, lukrative Objekte zu finden.
»
Ausweichstrategien sind nötig.
Die Fonds investieren in die B-Lagen der A-Städte
oder in die A-Lagen der B-Städte.
»
Ein weiterer Trend
ist, dass das Engagement in der Projektentwicklung weiter verstärkt wird.
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Norbert Jumpertz, Staig
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