19
3.2017
W
oran soll man sich bloß halten? Auch 2017 gestal
tet sich das Anlageuniversum schwierig. Das wurde
bereits nach den ersten Wochen klar. Immer noch
regieren die niedrigen Zinsen, lukrative Investment
alternativen sind Mangelware, und als würde das
nicht reichen, versprechen Donald Trump, der Brexit und das
EU-Megawahljahr turbulente Rahmenbedingungen. Kein Wun
der also, dass Betongold in jeder Form sowohl bei Privatanlegern
als auch bei institutionellen Investoren in der Beliebtheitsska
la ganz oben steht. Solide, greifbar, sicher – so die landläufige
Meinung. Das belegt auch ein Blick in die Zahlen: Das globale
investierbare Immobilien-Universum 2016 besteht nach Schät
zungen von Lasalle Investment Management aus 5,6 Billionen
US-Dollar an privat gehaltenen institutionellen Immobilien; aber
auch aus Immobilien imWert von 4,5 Billionen US-Dollar, die in
börsennotierten Strukturen gehalten werden. Besonders beliebt
dabei sind Real Estate Investment Trusts, kurz Reits. Nicht so
in Deutschland. Hier sind Angebot und Nachfrage noch recht
übersichtlich.
REITS: INTERNATIONAL BELIEBT, IN DEUTSCHLAND NOCH NACH-
HOLBEDARF
Die Anfänge 2004 waren viel versprechend, doch die
Umsetzung entwickelte sich holprig. Und so tut sichDeutschland
heute immer noch schwer mit dem Lieblingsinstrument vieler
ausländischer Immobilieninvestoren. Mehr noch, Immobilienak
tien und vor allem Reits polarisieren wie kaum eine andere An
lageform. „Ökonomische Wunderwaffe und stark überschätztes
Börsenvehikel – beides ist zu hören“, bestätigt Helmut Kurz, Leiter
Immobilienaktien/REITs und Makrostrategie Private Banking
im Bankhaus Ellwanger & Geiger, Stuttgart (siehe Interview).
Das liege vor allem an den unterschiedlichen Interessenlagen,
die sich diametral gegenüberstehen. Auch René Höpfner, Head
of Client Capital Group Deutschland, Österreich, Schweiz bei
LaSalle Investment, sieht diesen Spagat, vor allem aber auch die
internationale Bedeutung. „In denUSA beispielsweise werden 50
Prozent aller Immobilien über Reits gehalten“, sagt Höpfner. Das
geschehe aus gutemGrund, denn viele Immobilien – allen voran
große Shoppingmalls – seien vom Volumen her so groß, dass sie
aus Streuungsgesichtspunkten für den klassischen institutionellen
Anleger ein Klumpenrisiko darstellen würden. Ähnlich sei es in
der Region Asien/Pazifik. Auch hier sei der Reit die präferierte
Immobilienzugangsart. In Deutschland dagegen seien immer
noch zu viele Hürden eingebaut, sodass das Vehikel nicht richtig
in Fahrt kommen könne, so Höpfner weiter. „Leider haben wir
dieses Instrument noch immer nicht entdeckt, um globalen Ka
pitalströmen bzw. Investoren ein Angebot zu machen“, bedauert
auch Dr. Thomas Beyerle, Head of Research bei Catella.
Alles auf die Politik zu schieben, trifftaber nicht den Kern des
Problems. Gerade Privatinvestoren sind nicht sehr aktienaffin.
Und genauso sehen sie Immobilienaktien und Reits und fürchten
die Volatilität. Wie sehr das inzwischen der Fall ist, zeigt eine ak
tuelle Studie der DZ Bank: Inzwischen schlummert einGroß
SUMMARY
»
Immobilienaktien und vor allem Reits
polarisieren wie kaum eine andere Anlageform.
»
Immobilienaktien haben sich über viele
Jahre besser entwickelt als viele andere Aktien: So lag
die durchschnittliche Dividendenrendite bei drei bis vier Prozent
im Bereich Wohnen. Etwas
höher mit rund fünf Prozent rentierte der Gewerbeimmobilienbereich.
»
Gegen Jahresende
allerdings knickten einige Immobilienaktien ein.
»
Foto: Alina Cardiae Photography/shutterstock.com
Zinserhöhungsängste
und Brexit belasten
den Kursverlauf von
Immobilienaktien.
IMMOBILIENAKTIEN
IM EUROPÄISCHEN VERGLEICH
Quelle: Helaba
Deutschland
Frankreich
Niederlande
Großbritannien
01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 01 02
130
125
120
115
110
105
100
95
90
85
80
75