Immobilienwirtschaft 10/2016 - page 65

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Unterm Strich geht es um die Wettbe-
werbsfähigkeit der Immobilie und des
Vermieters.
Die deutsche Immobilienwirtschaft
ist traditionell durch den Mittelstand ge-
prägt. Viele Entscheidungen fallen „aus
dem Bauch heraus“, Trendforschung gilt
als „Quatsch“. Konservatives „Das haben
wir schon immer so gemacht“-Denken be-
stimmt viele Köpfe. ImAsset Management
muss man jedoch über den Tellerrand weit
hinaus blicken. Man hat es sehr häufig mit
schwierigenObjekten zu tun. Alte Bausub-
stanz aus den 1980er Jahren, Leerstände,
alte Haustechnik: Da reicht es angesichts
zahlreicherNeubau-Projektentwicklungen
zumeist nicht, einfach alles zu renovieren
und wieder auf den Markt zu werfen. Son-
dern es müssen Flächen aufgelöst und neu
beplant werden, es müssen zielgruppenge-
rechte Konzepte entwickelt werden. Wenn
man hier mutig voranschreitet und weit in
die Zukunft denkt, schafft man es häufig
sogar, an den Neubauten vorbeizuziehen
und die kreative Klasse abzuwerben. Der
Asset Manager muss nicht nur ein innova-
tives Konzept für Immobilienbestände ent-
wickeln, sondern dieses auch seinemKun-
den „verkaufen“ – sprich: seine Planungen
und Ideen müssen nachvollziehbar, finan-
zierbar und unterm Strich gewinnträchtig
sein. Es kann also eher das preisgünstige
Trockenbauelement als die hypercoole
Glastrennwand sein, eher eine aufmerk-
samkeitsstarke Fassadengestaltung als die
ausgeklügelte Dachbegrünung. Gefragt
sind pragmatisches Rechnen, kühles Ana-
lysieren des lokalenMarkts – und dann die
Entwicklung eines kreativen Immobilien-
konzepts. Nur so nimmt man den Investor
alsAuftraggeber und gleichzeitig dieMieter
als Kunden gemeinsammit ins Boot (oder
Haus) und rechtfertigt den eigenenAuftrag
als Immobilienmanager.
SUMMARY
»
Der Trend bei gewerblichen Mietern
geht zu kürzeren Mietvertragslaufzeiten, da die Unternehmen im Markt
anpassungsfähiger sein möchten. Das muss der Asset Manager berücksichtigen.
»
Immobilienbestände müssen angesichts der
gesellschaftlichen Veränderungen
unter dem Gesichtspunkt der Zukunftsfähigkeit geplant werden. Unterm Strich geht es um die
Wettbewerbsfähigkeit des Gebäudes.
»
Gefragt sind pragmatisches Rechnen,
kühles Analysieren des lokalen Markts und dann
die Entwicklung eines kreativen Immobilienkonzepts.
«
Bernhard Berg, Köln
Bernhard Berg
ist seit dem 1. Juni
2016 neuer Sprecher
der Geschäftsführung
der Corpus Sireo
Holding GmbH, Köln,
und CEO des Unter-
nehmens.
AUTOR
Alte Bausubstanz aus den
1980er Jahren einfach zu
renovieren und wieder auf den
Markt zu werfen, reicht heut-
zutage nicht mehr aus. Es sind
kreative Konzepte gefragt.
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