Immobilienwirtschaft 10/2016 - page 57

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sichtlich der Parkhaustechnik immer de-
taillierter. Viele Betreiber bieten zudem
weitere Convenience-Leistungen an wie
etwa Leihfahrräder, Lounges oder einen
Pflege- und Reparaturservice. Dies alles
müsse bauliche Berücksichtigung finden.
In Zukunft werde es erhebliche Ver-
änderungen durch das Elektroauto geben.
Deshalb müssten Parkhäuser beim Bau
mit Starkstromleitungen ausgestattet wer-
den. Im Moment sei der Anteil der Elek-
troparkplätze jedoch noch sehr gering. So-
lange eine Starkstromleitung vorhanden
sei, könne jedes Parkhaus nachgerüstet
werden. Generell verändern sich durch
die Elektroautos die Anforderungen an
Parkhäuser, da Elektroautos ganz anders
rangieren können.
Der Fokus in den kommenden Jahren
werde auf der Digitalisierung des Park-
vorgangs liegen, meint Frank Meyer, Ge-
schäftsführer des Parkhausbetreibers Q-
Park Operations Germany GmbH & Co.
KG. Sie sei die größte Herausforderung
der kommenden zehn Jahre. Ein Ziel da-
bei: dieDigitalisierung des gesamten Park-
vorgangs – von der Identifikation bei der
Einfahrt bis zum bargeldlosen Bezahlen.
„Daneben ist der Ausbau einer eigenen
App und die Präsenz auf allen relevanten
Park-Apps eine wichtige Aufgabe“, so
Meyer. „Wir bieten bereits Ladestationen
für Elektroautos an und denken über ei-
nen Ausbau nach, wenn sich das Elektro-
auto weiter verbreitet“, sagt Meyer.
Weitere Zukunftsszenarien seien die
Zunahme von Carsharing, die Entwick-
lung undVerbreitung des selbst fahrenden
Autos und die Verknappung von urbanem
Parkraum: „Diese Trends und die Zunah-
me des Transportmittelmixes führen zu
einem steigenden Parkplatzbedarf, sodass
gebührenpflichtiges Parken zur Verbesse-
rung der Mobilität und Lebensqualität in
urbanen Räumen betragen kann.“
Jahren noch gehörte Parken aus Sicht
der Berlin Hyp zu den ausgeschlossenen
Asset-Klassen. Der Wettbewerb bei der
Finanzierung der Standard-Asset-Klas-
sen Büro, Einzelhandel und Wohnen sei
jedoch sehr hoch, daher müssten Banken
nach Nischen mit ausgewogener Rendite-
Risiko-Relation suchen, meint Gero Berg-
mann, Mitglied des Vorstands der Berlin
HypAG: „Bei Erfüllung bestimmter Krite-
rien – vor allem Lage, Managementquali-
tät undCashflow– erfüllen Parkhäuser die
Anforderungen aus Sicht der BerlinHyp.“
Aber: Parken bleibe die kleinste der drei
Nischen-Asset-Klassen, und zwar deutlich
hinter Logistik und Hotel.
HOCHGESTECKTE KRITERIEN
Bei den drei
Kriterien Lage, Managementqualität
und Cashflow müssten hochgesteckte
Kriterien erfüllt werden. So finanziert
die Berlin Hyp nur Objekte mit Fest-
pacht- und Mischpachtverträgen, reine
Umsatzpachtverträge seien zu riskant, so
Bergmann. Man gehe bei Parkhäusern
nur bis zu einem LTV, der niedriger sei
als bei den Standard-Asset-Klassen. In der
Regel bewege man sich bei Parkobjekten
bis maximal 65 Prozent. In Bezug auf die
künftige Marktentwicklung ist Bergmann
der Meinung, dass Parkhausfinanzierung
zwar Wachstumspotenziale habe, dass die
Nische jedoch nicht die gleiche Bedeutung
wie Logistik oder Hotel erlangen werde:
„Generell unterstellen wir mit Blick auf
die kommenden zehn Jahre aus Risiko-
gesichtspunkten aber einen stärker wer-
denden Wettbewerb im Parkmarkt.“
REVITALISIERUNG UND DIGITALISIERUNG
„Die Kosten für die Grundstruktur von
Parkhäusern haben sich in den vergan-
genen Jahren moderat entwickelt. Stark
gestiegen sind jedoch die Kosten für die
Ausstattung. Dieser Trend wird sich auch
fortsetzen“, sagt Sascha Stabenow, Senior
Projektentwickler bei der Arcadia Invest-
ment Group. Hauptgründe dafür seien
die steigenden Anforderungen an die
Parkhaustechnik und -ausstattung sowie
die Notwendigkeit, dem Trend zur Elek-
tromobilität Rechnung zu tragen.
In Deutschland gibt es bereits erste
vollautomatisierte Parkhäuser, bei de-
nen das Auto in eine Box eingefahren
und dann vollautomatisch zu seinem
Endparkplatz gefahren wird. Stabenow
zufolge werden vollautomatische Park-
häuser jedoch eine Nische bleiben, da
sie noch extrem teuer sind. Am ehesten
kämen sie für Baulückenschließungen in
Metropolstädten infrage, wo andere Nut-
zungen schwerlich umzusetzen seien. „In
den kommenden Jahren wird der Fokus
eher auf der Revitalisierung bestehender
Parkhäuser als auf dem Neubau liegen.
Vor allem in Westdeutschland haben
viele Parkhäuser aus den 1960er und
1970er Jahren das Ende ihres Lebenszy-
klus erreicht“, führt Stabenow aus. Reine
Baukosten seien stabil, Kosten für die
Parkhausausstattung seien jedoch gestie-
gen. So werden Betreibervorgaben hin-
«
Kai Bode, Freiburg
SUMMARY
»
Eine
günstige Rendite-Risiko-Relation
in Kombination mit Trends wie Urbanisierung machen Parkhaus-
investments interessant. Immobilienfinanzierer erwarten ein moderates Wachstum in diesem Segment.
»
Ein wichtiger
Trend
wird die Revitalisierung von Objekten sein, denn viele Parkhäuser haben das Ende ihres Lebenszyklus erreicht.
»
Die Digitalisierung
ist aus Sicht der Betreiber die wichtigste Herausforderung der kommenden zehn Jahre.
In der nächsten
Dekade wird der
Fokus eher auf der
Revitalisierung von
alten Parkhäusern
als auf dem Neu-
bau liegen.
Foto: Kevin Grant/shutterstock.com
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