Immobilienwirtschaft 10/2016 - page 53

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Immobilieninvestoren wiederum ist die
Vermietung von Rechenzentren vorteil-
haft, weil dieMieter aufgrund von kosten-
intensiven und risikoreichen Umzügen
deutlich längere Mietlaufzeiten haben als
Büromieter. Überdies reduziert der Ver-
kauf der Immobilie das Anlagevermögen.
Höhere Investitionskosten
Rechenzen-
tren haben die Marktfähigkeit von Büro-
immobilien. Die Investitionskosten sind
jedoch höher.Während bei Büros die tech-
nische Gebäudeausstattung etwa 20 Pro-
zent der Baukosten ausmacht, sind es bei
Rechenzentren schnell 80 Prozent. Die au-
tarke Energieversorgung, die Anbindung
an das Glasfaserkabelnetz und spezielle
Anforderungen bei Kühlung und Feuer-
schutz treiben die Kosten in die Höhe.
Andererseits reduziert sich aufgrund des
technischen Fortschritts der Flächenver-
brauch innerhalb von Rechenzentren, was
Untervermietungen ermöglicht.
In denUSAhaben sich Rechenzentren
als Anlageklasse bereits etabliert. Der in
Rechenzentren investierende Reit Digital
Reality Trust weist eine Marktkapitalisie-
rung von 16 Milliarden US-Dollar auf. Da
sich das weltweite Datenvolumen in den
nächsten fünf Jahren mindestens verfünf-
fachen wird, ist es nur eine Frage der Zeit,
bis sich die Assetklasse auch auf demdeut-
schen Markt herumgesprochen hat.
E
in Blick auf die aktuellen Zahlen be-
stätigt diese Entwicklung. Frankfurt,
nach London und vor Amsterdamund
Paris Europas zweitgrößter Markt für Re-
chenzentren, hat für das Jahr 2015mit 181
Megawatt (MW) ein neues Rekordniveau
erreicht. Damit sind die Kapazitäten in
Frankfurt seit dem Jahr 2011 um mehr
als 50 Prozent gestiegen. Auch die tatsäch-
lich nachgefragte Leistung steigt weiter. Im
zweitenQuartal 2016 wurden in Frankfurt
10,8 MW nachgefragt – deutlich mehr als
im Fünfjahresdurchschnitt der zweiten
Quartale (4,0 MW).
Insgesamt wird der kontinental­
europäische Markt für Rechenzentren in
den kommenden Jahren zunehmend an
Attraktivität gewinnen. In Folge des Bre-
xit-Votums werden Standorte innerhalb
der Europäischen Union gegenüber dem
bisherigen EMEA-Marktführer London
zahlreiche Vorteile bieten können.
TREND ZU SALE-AND-LEASE-BACK
Derzeit
sind allerdings die meisten Rechenzen-
tren nach wie vor Betreiberimmobili-
en. Der Trend geht jedoch zu Sale-and-
Lease-Back-Verträgen, da diese zahlreiche
Vorteile mit sich bringen. So kann etwa
durch den Verkauf eines Rechenzentrums
inklusive des Gebäudes an einen Investor
das Rechenzentrum weiterhin als solches
genutzt werden, die Ausfall- und Betriebs-
risiken sind indes ausgelagert und durch
kalkulierbare Mietzahlungen ersetzt. Für
Rechenzentren rechnen sich
Mit den wachsenden Daten-
mengen, die in Unterneh-
men entstehen, steigt auch
die Nachfrage nach großen
Rechenzentren. Aus Grün-
den der Datensicherheit sind
dabei Data-Center mit Sitz
in Deutschland besonders
gefragt – und dank der wach-
senden Nachfrage werden
sie zunehmend auch bei Im-
mobilieninvestoren beliebt.
«
Michael Daniel Dada, Düsseldorf
Michael Daniel
Dada
ist bei der
CBRE GmbH als Se-
nior Consultant tätig.
Er ist spezialisiert
auf Machbarkeits-
studien, Standortun-
tersuchungen und
das Managen von
Projekten.
AUTOR
Allein in Frankfurt sind die Kapazitäten
seit 2011 um 50 Prozent gestiegen.
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