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            EXPO REAL
          
        
        
          
            2016
          
        
        
          I
        
        
          EINZELHANDEL
        
        
          auf die der Kunde sich „blind“ verlassen
        
        
          kann. Marktplätze wie Shopping Center
        
        
          und große Handelsimmobilien werden
        
        
          auch zukünftig den Rahmen für die im-
        
        
          mer aufwändigeren Markenwelten-Insze-
        
        
          nierungen darstellen. Siemüssen aber dem
        
        
          Wunsch der Kunden undMarken entspre-
        
        
          chen und „omnichannelfähig“ werden.
        
        
          DIE ÖFFNUNGSZEITEN DISKUTIEREN
        
        
          Dies ist
        
        
          aber nicht nur eine Frage des Willens, es
        
        
          muss auch umsetzbar sein. Technische Vo-
        
        
          raussetzungenmüssen geschaffenwerden,
        
        
          um den „digitalen Kunden“ dort abzuho-
        
        
          len, wo er sich gerade über die Marke und
        
        
          das Produkt informiert. Mancherorts ist
        
        
          dies gewiss ein Balanceakt zwischen Da-
        
        
          tenschutzvorgaben, Kundenwünschen
        
        
          und technischen Möglichkeiten – aber
        
        
          schon heute zukunftsfähig und weltweit
        
        
          umsetzbar.
        
        
          Auch gilt es, die Frage nach derWaren-
        
        
          verfügbarkeit imSinne derÖffnungszeiten
        
        
          zu diskutieren. „Ein, zwei, drei – meins“
        
        
          steht amSonntag einer nahezu toten deut-
        
        
          schen Einzelhandelslandschaft gegenüber
        
        
          und dies, wo uns der Kunde energisch
        
        
          mit den höchsten Onlinekaufraten zeigt,
        
        
          dass er genau an diesem Tag etwas kaufen
        
        
          möchte. Familien mit Kindern, bei denen
        
        
          beide Eltern in der Woche lange arbeiten
        
        
          müssen, könnten vielleicht am Sonntag
        
        
          in Ruhe einen Einkaufsbummel machen
        
        
          und den Umsatz in einer lebendigen In-
        
        
          nenstadt lassen? Arbeitsplätze und lokale
        
        
          Steuereinnahmen inklusive.
        
        
          Es ist ein neues und intensives Zusam-
        
        
          menspiel aller Akteure eines lebendigen
        
        
          Marktplatzes gefordert. Die Stadt und die
        
        
          Politik, der lokale Einzelhändler, der Fi-
        
        
          lialist, die Marken, die Shopping-Center-
        
        
          oder Handelsimmobilienmanager und die
        
        
          Immobilieneigentümer haben imGrunde
        
        
          doch dasselbe Interesse: Sie wollen zufrie-
        
        
          dene Kunden, die gerne kaufen und beim
        
        
          nächsten Mal wiederkommen. In diesem
        
        
          Zusammenhang sei am Rande in Erinne-
        
        
          rung gerufen, dass nur der kaufende Kun-
        
        
          de am Ende eine Miete, eine Verzinsung
        
        
          und Steuereinnahmen möglich macht.
        
        
          Die Strategie des Handels wird sich
        
        
          dabei weiter intensiv um eine emotionale
        
        
          Kundenbindung über Markenwelten und
        
        
          mit wachsender Tendenz auch besonders
        
        
          umstationäre Erlebniswelten drehenmüs-
        
        
          sen. Immer mit demZiel, denUnterschied
        
        
          zum Wettbewerber deutlich zu machen.
        
        
          Der Kunde ist dabei zunehmend infor-
        
        
          mierter über das Produkt und die ver-
        
        
          schiedenen Anbieter, als der Handel es
        
        
          manchmal in der Lage zu leisten ist – eine
        
        
          Herausforderung für sich. Die Digitalisie-
        
        
          rung hält hier aber auch stetig Einzug und
        
        
          verspricht mancherorts vielleicht einen
        
        
          neuen „Verkäufer-Typus“ – der Apple-
        
        
          Store macht es praktisch vor.
        
        
          AUFENTHALTSQUALITÄT ERHÖHEN
        
        
          Die Auf-
        
        
          enthaltsqualität, die Lust zu verweilen, ei-
        
        
          nen Kaffee zu trinken, gewinnt weiterhin
        
        
          an Bedeutung und gilt schlechthin als
        
        
          Stabilitätsanker, wenn es um Besucher-
        
        
          frequenzen geht. Gute Frequenzen sorgen
        
        
          für gute Umsätze und Erträge. Die Top-
        
        
          Einkaufsstraßen wie die Kölner „Schil-
        
        
          dergasse“ oder aber auch die Münchner
        
        
          „Kaufingerstraße“ zeigen, was möglich ist.
        
        
          Ihre Anziehungskraft wirkt sich auf das
        
        
          ganze Quartier und die Stadt aus.
        
        
          In über 500 Städten in der Bundesre-
        
        
          publik haben Shopping Center imPrinzip
        
        
          eine ebensolche „Herzfunktion“ als Fre-
        
        
          quenzbringer für alle. Die neugebauten
        
        
          Center oder aber auch die aktuellen Re-
        
        
          furbishmentprojekte zeigen außerdem
        
        
          auf, dass Multifunktionalität als Zusatz-
        
        
          funktion (Wohnungen, Büros, städtische
        
        
          Einrichtungen) am selben Platz erfüllt
        
        
          wird. Die hierdurch geschaffene enge
        
        
          Verbindung zur Stadt nützt dem Handel
        
        
          zusätzlich bei der Erfüllung seiner Stra-
        
        
          tegie, seinem Kunden „omnichannel“ zu
        
        
          Diensten zu sein.
        
        
          Mein Fazit: Shopping Center und der
        
        
          stationäre Handel in den Städten sindmo-
        
        
          derne, vielseitige Marktplätze der Stadt
        
        
          mit guten Voraussetzungen, Online und
        
        
          Offline erfolgreich zu verbinden.
        
        
          «
        
        
          Klaus Striebich, Hamburg
        
        
          
            Klaus Striebich
          
        
        
          ist Vorsitzender
        
        
          des Vorstands
        
        
          des Verbands
        
        
          German Council
        
        
          of Shopping
        
        
          Centers.
        
        
          
            AUTOR
          
        
        
          Markenwelten-Inszenie-
        
        
          rungen in Shopping Centern
        
        
          oder großen Handelsimmo-
        
        
          bilien: Das bleibt wichtig.
        
        
          Fotos: German Council of Shopping Centers