IMMOBILIENWIRTSCHAFT 11/2016 - page 43

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Je komplexer ein Aufgabenschritt
ist, desto schwerer lässt er sich
durch standardisierte maschinelle
Prozesse abbilden. Derzeit ist
es nur schwer vorstellbar, dass
Kunden gerne vollständig mit
einem virtuellen Makler umgehen
wollen; insbesondere wenn der
Kunde unerfahren ist und wenn
er nur einmal im Leben eine
Immobilie kaufen möchte. Somit
sind Kompetenz und Qualifikation
die zentralen Elemente, um im
Wettbewerb mit standardisierten
Prozessen zu bestehen.
Digitalisierung bietet jedoch auch
Vorteile, die über eine einfache
Protokollerstellung bei Besichti-
gungen per Tablet hinausgehen.
Denn wenn die richtigen digitalen
Medien in den Arbeitsablauf
einfließen, können sie ihn maß-
geblich erleichtern, was für den
Kunden wiederum einen Mehrwert
darstellt. Denn man hat schlicht
mehr Zeit für ihn. So lassen sich
aufwändige Abläufe im Büro
vereinfachen. Der Zahlungsverkehr
lässt sich elektronisch automatisie-
ren, einschließlich der Rechnungs-
eingangskontrolle.
Für viele ist ein Arbeiten in der
Cloud noch gewöhnungsbedürftig
und ein effizienter, zeitsparender
Umgang mit Kundendaten noch
ausbaufähig. Durch eine qualifi-
zierte Nutzung digitaler Elemente
lassen sich Vorteile entwickeln,
die nicht zu einer Wegrationalisie-
rung führen, sondern eher noch
Wertschöpfung heben können.
Voraussetzung ist jedoch, sich
qualifiziert mit neuen Medien und
Möglichkeiten auseinanderzu-
setzen und auch den einen oder
anderen Kurs zu besuchen. Ohne
ein Mindestmaß an Umstellungs-
bereitschaft geht es aber nicht.
Positionierung über Kompetenz
und Qualifikation
PROF. DR. MARCO WÖLFLE
Prof. Dr. Marco Wölfle,
Studiengangsleiter
Deutsche Immobilien
Akademie, Freiburg
Immobilienvermittlung profitiert
von der fortschreitenden Digita-
lisierung. Big-Data-Services und
digitales Matching werden die Su-
che nach der passenden Immobilie
in Zukunft wesentlich einfacher
gestalten. Eine Wohnung wird sich
ihren Mieter künftig eigenständig
suchen. Dazu werden Daten wie
Miete, Lage und Fläche der Woh-
nung abgeglichen mit Profilen von
Suchenden, die auf den Immobili-
enportalen hinterlegt sind.
Die Profile werden entweder von
den Suchenden angelegt oder
durch ihre allgemeinen Online-Pro-
file und ihr Suchverhalten angerei-
chert. Kündigt sich Familiennach-
wuchs an oder steht ein Job- und
Wohnortwechsel bevor, wird das
Suchprofil automatisch angepasst.
Der Suchende erhält dann Ange-
bote, die zuvor noch nicht in seiner
Ergebnisliste auftauchten.
Was heute noch schwer vorstellbar
ist, wird in einigen Jahren bereits
Alltag sein: digitale Vertrags-
abwicklungen nach virtuellen
Wohnungsbesichtigungen. Viele
professionelle Immobilienvermitt-
ler haben ihre Prozesse bereits an
die zunehmende Digitalisierung
der Branche angepasst. 360°-Bil-
der ermöglichen etwa eine
virtuelle Vorabbesichtigung der
Wohnungen und Häuser. Mit einer
professionellen Vermittlungs-Soft-
ware lassen sich schon heute Kun-
denprofile anlegen, die mit den
Eigenschaften zu vermittelnder
Immobilien abgeglichen werden
können. Der Beruf des Maklers
wird sich weiter verändern: Auch
in Zukunft werden Immobilien-
profis die Wohnungsvermittlung
professionell begleiten. Allerdings
wird ihre digitale Kompetenz dabei
eine viel größere Rolle spielen.
Digitales Wissen wird für Makler
immer wichtiger
CARSTEN SCHLABRITZ
Carsten Schlabritz,
CEO Immowelt
Der Umgang mit sozialen Netz-
werken muss selbstverständlich
sein. Digitalisierung sollte als
Bereicherung empfunden wer-
den – nicht als Bedrohung.
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