IMMOBILIENWIRTSCHAFT 11/2016 - page 36

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
KOLUMNE
Dabei wird eine Gefahr deutlich, die in ihrer herausragenden
Position liegt. Batman kämpft immer allein gegen den Rest der
Welt. Wenn aber Senatsbaudirektoren eine Stadt außerhalb von
Film und Comic bewegen wollen, kann das nur während eines
werbenden, möglichst nachvollziehbaren Entscheidungsweges
geschehen. Ihr Wollen kann in einer pluralistischen Gesellschaft
nur durch beste Argumente im Konsens mit vielen zur Tat wer-
den.
MACHT UND OHNMACHT LIEGEN ENG BEISAMMEN
Auf der Expo
in München habe ich drei der heute aktiven Superhelden getrof-
fen. Ich hoffe, sie verzeihen mir diese Indiskretion. Über sie zu
schreiben kann eigentlich nicht gelingen. Entweder ich verder-
be es mir persönlich mit ihnen oder ich werde als Opportunist
missverstanden. Trotzdem sind sie meine Superhelden der Im-
mobilienwirtschaft. Ohne sie lässt sich nicht verstehen, wie unsere
Städte wachsen.
JörnWalter, Franz-Josef Höing und Regula Lüscher gehören
zu den heutigen Superhelden. Beruhigend für mich zu sehen,
wie intensiv, klug und selten verzweifelt diese drei Personen um
das Wohl ihrer Städte ringen. Es gibt sie nur ganz selten, diese
Mischung aus Verwaltungsbeamtemund Politiker, herausragend
engagierte Fachleute in einflussreichen Positionen, Denker und
Lenker ihrer Städte. Sie unterscheiden sich deutlich von den be-
rufspolitischenMandatsträgern, die häufig nur für kurze Zeit ihre
Vorgesetzten sind.
B
atman und Robin, Superman und Wonderwoman, The In-
credibles undMs. Marvel heißen sie in derWelt der Comics.
Auch in der Immobilienwelt gibt es die Schutzpatrone ih-
rer Städte, die auf Jahre vorausdenken und unermüdlich für das
Gute, Große, Ganze kämpfen. ImMeer der Städte, wo sich ständig
wechselnde Regierungen, Oppositionen, Bürgerinitiativen, In-
vestoren und nie wechselnde Verwaltungen tummeln, ist es ihre
Aufgabe, dem Schwarm Richtung und Orientierung zu geben.
Ich spreche von den Baudezernenten, den Bau-, Oberbau-
oder Senatsbaudirektorinnen und -direktoren. Große Titel, die
von einer Machtfülle längst vergangener Zeiten zeugen. Die Ge-
schichte ist reich an charaktervollen und streitbaren Persönlich-
keiten auf dieser Position. Fritz Schumacher war ein mächtiger
Mann. Ihm haben wir die bis heute andauernde – für mich un-
erklärliche – Begeisterung für den düsteren, Wind und Wetter
trotzenden Klinker in Norddeutschland zu verdanken. Schuma-
cher war ein moderner Traditionalist, der bedeutende Gebäude
noch selber entwarf und viele Jahre als Oberbaudirektor Ham-
burg prägte.
Berlin hat neben dem großen Hans Scharoun auch Hans
Stimmann hervorgebracht. Er hat das Nachwende-Berlin mit
kadergeschulter Hand fest in die „Kritische Rekonstruktion“ ge-
führt. Die Stadt sollte so eine Art Großlübeck werden. Auf der
Biennale in Venedig war ich dabei, als er auf den Stufen des Deut-
schen Pavillons 2008 das Ende der Moderne ausgerufen hat. Von
ihm ist auch der Satz überliefert: „Ich bin ein mächtiger Mann!“
Superhelden
Foto: Dirk Weiß
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