IMMOBILIENWIRTSCHAFT 11/2016 - page 26

26
INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
MIKROWOHNUNGEN
jeweils über 50 Prozent aller Haushalte.
Bis 2030 erwartet das Marktforschungs-
institut Bulwiengesa einen Anstieg der
Ein-Personen-Haushalte um 5,3 Prozent.
In absoluten Zahlen sind dies 1,1 Millio-
nen neue Haushalte. Zu ihnen zählen auch
Senioren: Laut den statistischen Angaben
der Länder lebten 2011 in Deutschland
rund 4,6 Millionen Menschen über 65
Jahren allein, davon 56 Prozent im selbst
genutzten Eigentum. Im Ruhestandsal-
ter wird weniger Fläche als komfortabler
empfunden, Senioren schätzen darüber
hinaus die fußläufige Distanz zu Nahver-
sorgungs- und Freizeitangeboten. Ange-
sichts der weiter steigenden Lebenserwar-
tung ist auch unter dieser Bevölkerungs-
gruppe mit einer wachsenden Nachfrage
an Mikrowohnungen zu rechnen.
Das größte Nachfragesegment wird
jedoch auch in Zukunft durch jungeMen-
schen in der Ausbildung oder im Studium
gebildet. Die Zahl der Studierenden stieg
derlande und Frankreichmit einemTrans-
aktionsvolumen von jeweils rund 350
Millionen Euro im ersten Halbjahr 2016.
Auch unsere Nachbarländer verzeichnen
hierbei Rekordwerte. DieMietrenditen im
Segment Mikrowohnen liegen laut Savills
mit derzeit 3,8 Prozent um ein Zehntel
höher als im Gesamtmarkt der deutschen
Wohnimmobilien. In den Niederlanden
zählen Mikrowohnungen mit 5,0 Prozent
bereits zur renditeträchtigsten Assetklas-
se. Auch wenn sichMikrowohnungen nur
anwenigen Standortenwie A-Städten und
ausgewählten B-Städten mit ausgeprägter
Hochschullandschaft rentieren, bleibt die
Nachfrage hoch und in ihrer Diversität
unabhängig von konjunkturellen Zyklen.
Für Investoren ist es sinnvoll, ge-
rade weil der Markt sich noch in einer
Aufbauphase befindet, auf Anbieter zu-
rückzugreifen, die Projektentwicklung,
Asset Management und Markenstrategie
bündeln. Sie profitieren von einem pass-
genauen Produkt mit einer fest definierten
Zielgruppenfokussierung und damit ei-
ner geringen Risikostreuung. Da junge
Menschen auch in Zukunft zum Gros
der Nachfrager zählen werden, steht die
Orientierung an ihren Bedürfnissen im
Mittelpunkt. Wohnheime wie „The Fizz“
von der International Campus AG wollen
die wichtigsten Kriterien für genau diese
Zielgruppe kombinieren: gute Lage, sty-
lische Ausstattung, zielgruppenadäquate
Gemeinschaftsflächen und eine lebhafte
Community, die den Aufbau von Freund-
schaften in einer neuen Stadt fördert.
«
Horst Lieder, München
Horst Lieder,
Vorstandsvor-
sitzender der
International
Campus AG
AUTOR
innerhalb von zehn Jahren um 45 Pro-
zent. Doch im selben Zeitraum wuchsen
die Wohnplätze um gerade einmal fünf
Prozent.
Die Studentenwerke und andere öf-
fentlich subventionierte Träger können
mit einer Belegungsquote von knapp unter
zehn Prozent den immensen Bedarf nicht
decken. Mit ihrem Angebot entsprechen
sie vielerorts auch nicht den gestiegenen
Ansprüchen der Studenten. Wenn es
möglich ist, bevorzugen die angehenden
Akademiker die eigenen vier Wände:
57 Prozent würden laut einer Studie des
Deutschen Studentenwerks gerne alleine
leben oder innerhalb eines größerenKom-
plexes ihren eigenen Haushalt führen.
MEHR NACHFRAGE ALS ANGEBOT
Das kras-
se Missverhältnis zwischen Angebot und
Nachfrage schlägt sich folglich in den
Mietpreisen für studentisches Wohnen
nieder. In einer Vergleichsstudie von 15
deutschen Universitätsstädten ermittelte
das Institut der deutschenWirtschaft (IW)
Köln zwischen 2010 und 2016 allgemeine
Mietpreissteigerungen, die je nach Stadt
zwischen acht und 37 Prozent variier-
ten. Die angehenden Akademiker sind
gleichwohl bereit, entsprechendes Geld
für attraktiven Wohnraum auszugeben:
Prognosen zufolge sind es bereits über
30 Prozent der aktuellen Studentenge-
neration, die monatlich über 1.000 Euro
verfügen.
ATTRAKTIVES INVESTITIONSPROFIL
Ein
Blick nach Großbritannien, wo klein-
teiliger Wohnraum eine viel längere
Tradition besitzt, zeigt das Potenzial im
deutschen Markt für Mikrowohnungen
auf. Im Jahr 2015 betrug das britische
Transaktionsvolumen in diesem Segment
knapp sieben Milliarden Euro. Gegen-
über den Zahlen des Primus nimmt sich
der deutsche Markt weiterhin bescheiden
aus, wenngleich sich Deutschland nach
Angaben des Immobiliendienstleisters
Savills im europäischen Vergleich in den
vergangenen Jahren auf demzweiten Platz
etabliert hat. Mit Abstand folgen die Nie-
In Großbritannien besitzt kleinteiliger Wohnraum
eine viel längere Tradition. Demgegenüber
nimmt sich der deutsche Markt bescheiden aus.
TRANSAKTIONSVOLUMEN
1) 12 Monate rollend
2) nur Studentenwohnungen und Serviced Apartments
Transaktions-
volumen in
Mio. Euro
1
2010
2011
2012
2013
2014
2015
2016
16.000
12.000
8.000
4.000
0
Quelle: RCA, Savills
Weltweit
2
Großbritannien
2
Deutschland
1...,16,17,18,19,20,21,22,23,24,25 27,28,29,30,31,32,33,34,35,36,...84
Powered by FlippingBook