IMMOBILIENWIRTSCHAFT 11/2016 - page 20

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
ANLAGEVERHALTEN
hat Dietmar Fischer von Ernst & Young
Real Estate errechnet. Hauptgrund für
diesen Trend sind die historisch niedrigen
Zinsen. „Das setzt vor allem Lebensversi-
cherungen zu, aber auch anderen Sparten
wie den Krankenversicherungen“, sagt
Fabian Klein, Head of Investment Ger-
many beim Immobilienberater CBRE.
Mit Zinspapieren wie Staatsanleihen oder
Pfandbriefen schafften es gerade Lebens-
versicherungen nicht mehr, die nötige
Rendite für ihre Produkte dauerhaft zu
erwirtschaften.
BÜROS STATT WOHNUNGEN
Die meisten
Assekuranzen bestücken ihr Immobilien-
portfolio bevorzugt mit Gewerbeobjekten
wie Büros. Das war nicht immer so. Bis
zur Jahrtausendwende waren bei ihnen
vor allem Investments in Wohnungen
beliebt. „Sie sind risikoärmer, einfacher
zu verwalten und zu managen“, erklärt
Klein. Dafür liegt ihre Rendite mitunter
deutlich unter der von Gewerbeimmobi-
lien. Diese ist bei Bürogebäuden in den
Spitzenlagen deutscher Großstädte zwar
mit im Schnitt 3,8 Prozent auch auf ein
his
torisch tiefes Niveau gerutscht. Trotz-
dem liegt sie beträchtlich über den knapp
0,1 Prozent, die zehnjährige Bundesanlei-
hen aktuell noch einbringen.
Doch nicht jede Assekuranz kann sich
für diese Assetklasse begeistern. „Wir ver-
meiden bei Investments größere Risiken,
um böse Überraschungen zu vermeiden“,
betont Günter Giehr, Geschäftsführer und
Global Head of Investments des Vermö-
gensverwalters MEAG. Sie ist Teil der
Munich Re Group, zu der auch die Ergo
Versicherungsgruppe gehört, undmanagt
für diese die Direkt- und Fondsinvest-
ments in Immobilien. Diese summieren
sich – samt eigen genutzten Immobilien
– auf etwa zwölf Milliarden Euro. Bezo-
gen auf die Vermögensanlagen des Kon-
zerns von insgesamt 260 Milliarden Euro
liegt die Immobilienquote knapp unter
D
as Investmentgeschehen an den deut-
schen Gewerbeimmobilienmärk­
ten hat sich belebt. „Bei fast allen
Nutzungsarten sind die Umsätze zuletzt
deutlich gestiegen“, sagtMarcus Lütgering,
Head of Office Investment Germany beim
Immobilienberatungshaus JLL. Das Re-
kordtransaktionsvolumen von 2015 (55,1
Milliarden Euro) wird 2016 wohl selbst
mit einem kräftigen Jahresendspurt nicht
erreicht werden.
Bei Gewerbeimmobilien präsentiert
sich vor allem das Bürosegment in einer
recht soliden Verfassung: Die Kaufpreise
steigen, die Mieten ziehen an und die
Leerstände sinken. In den sieben größten
deutschen Städten wurden in den ersten
neunMonaten dieses Jahres 2,9Millionen
Quadratmeter Bürofläche vermietet – 12,5
Prozent mehr als zur gleichen Vorjahres-
zeit –, bis zum Jahresende werden es über
3,7 Millionen Quadratmeter sein.
Das sind viel versprechende Aussichten
für Investoren, auch aus der Versiche-
rungsbranche. Viele von ihnenwollen ihre
Engagements erheblich ausweiten. Bei
den Käufern von Büroimmobilien zählen
die Assekuranzen laut JLL mit ihren Di-
rektinvestitionen zu den Top-Five-Inves
toren. Von 2015 bis zum zweiten Quartal
2016 erwarben sie für 2,2 Milliarden Euro
Objekte und verkauften welche im Wert
von gut einer halben Milliarde Euro.
„Über Fondsinvestments haben sie so-
gar zusätzlichMittel in diese Anlageklasse
lanciert“, sagt Lütgering. Er schätzt, dass
von den 2,5 Milliarden Euro, die Spezial-
fonds in diesem Zeitraum in Büroimmo-
bilien investierten, mindestens die Hälfte
von Assekuranzen stammt. Das würde
sich mit dem Resultat einer Umfrage un-
ter 30 Versicherungen von Ernst & Young
Real Estate decken, wonach diese bis Jah-
resende über vier Milliarden Euro neu in
Immobilien anlegen wollen. Der Anteil
dieser Anlageklasse an deren Vermögen
steige im Schnitt von 7,6 auf 9,3 Prozent,
Nicht jede Assekurranz liebt jede Assetklasse
Immobilienanlagen standen
bei Versicherungen nicht
immer hoch im Kurs. Das hat
sich inzwischen geändert.
Die niedrigen Zinsen zwingen
die Versicherungen sogar,
Immobilieninvestments zu in-
tensivieren. Der Vergleich der
Anlagestrategien einiger Top-
Investoren offenbart jedoch
erstaunliche Unterschiede.
Foto: Allianz Real Estate
Die Allianz will ihr Immobilienengage-
ment bis 2019 auf 60 Milliarden Euro
erhöhen – besonders bei Büroimmobilien.
Schon jetzt im Portfolio ist das „Coeur
Cologne“ in Köln.
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