Immobilienwirtschaft 7-8/2016 - page 55

55
7
-8.2016
„Sämtliche Immobilienangebote, die in
den verschiedenen europäischen Län-
dern an uns herangetragen werden, wer-
den zentral in Augsburg durch ein eigenes
Databank-Center(DBC)-Team mit allen
dazugehörigen Daten in einer Datenbank
erfasst, bearbeitet und verwaltet. Hierzu
wurde ein eigenes SAP-Modul entwickelt“,
erläutert Ralf Beunink, Sprecher der Pa-
trizia Immobilien AG. Für die Erfassung
und Auswertung der Immobilienange-
bote gälten einheitliche Richtlinien und
Standards. Alle Immobilienangebote, die
nicht den Ankaufskriterien der Patrizia
entsprächen, sage das DBC-Teammit ent-
sprechender Begründung umgehend ab.
Um Informationsverluste an den Schnitt-
stellen zu vermeiden, erfolge regelmäßig
eine Überprüfung und Auswertung der
Prozesse der Datenverarbeitung. Zur Ge-
währleistung des Datenschutzes habe auf
die Immobiliendaten der Ankaufsdaten-
bank nur ein sehr eingeschränkter Mitar-
beiterkreis Zugriff.
ANSPRÜCHE AN REPORTING STEIGEN
„Für
Fonds- und Asset Manager sind sowohl
die regulatorischen Vorgaben als auch
die Ansprüche der Investoren an das
Reporting deutlich gestiegen. Genügten
früher die wesentlichen Renditekenn-
zahlen, erwarten Investoren heute darü-
ber hinaus umfangreiche Informationen
zur Entwicklung der einzelnen Objekte“,
sagt Malte Priester, Geschäftsführer von
Intreal Solutions. Da aufgrund der Inter-
nationalisierung der Immobilienfonds-
branche die in ein Immobilieninvestment
involvierten Parteien zunähmen, erhöhe
sich die Anzahl der Schnittstellen und die
Notwendigkeit einer schnellen Datenver-
fügbarkeit. Probleme bereiteten in diesem
Zusammenhang häufig zudem fehlende
einheitliche Standards bei der Erhebung
undAuswertung der Daten. „Nicht nur für
Kapitalverwaltungsgesellschaften bedeu-
ten diese Anforderungen umfangreiche
Investitionen in Technik und Personal.
Der Aufbau eines professionellen Re-
chenzentrums und einer ausgereiften IT-
Plattform verursacht nicht unerhebliche
Kosten“, so Priester. Immer häufiger lager-
ten die Gesellschaften daher die Adminis-
tration, aber auch das Reporting oder das
Risikomanagement an Spezialisten aus.
„Angesichts des steigenden Drucks zur
Kosteneffizienz und zur Spezialisierung
gehe ich davon aus, dass das Outsourcing
dieser Dienstleistungen weiter zunehmen
wird“, so Priesters Prognose.
Mit der Einführung von Technolo-
gien zum „Internet der Dinge“, das auf
Systemen mit eingebetteten software-
technischen sowie elektronischen Kom-
ponenten und einer Dateninfrastruktur
beruht, startet eine neue Stufe der Digita-
lisierung. Die bereitgestellten Daten kön-
nen in Cloud-Zentren hochautomatisiert
verarbeitet und über intelligente Dienste,
die Smart Services, genutzt werden. So
verbindet das digitale Netzwerk „Aareon
Smart World“ Immobilienunternehmen,
Eigentümer, Mieter, Geschäftspartner
und technische Geräte in Wohnung und
Gebäuden zu einemdigitalen Ökosystem.
„Prozesse lassen sich so neu gestalten und
optimieren“, erläutert Karin Veyhle von
Aareon. So ließen sich Kosten senken,
neue Geschäftsmodelle verwirklichen und
mehr Komfort für Mieter undMitarbeiter
erzielen. Schlüsselelement sei der sichere
und mobile Informationszugang über die
Cloud. Das Netzwerk enthalte eine Viel-
zahl digitaler Lösungen, etwa die mobile
Instandhaltung oder die Tablet-basierte
mobile Wohnungsabnahme. Künftig soll
das Netzwerk um digitale Mehrwert-
dienste wie eine mobile Komplettlösung
für Außendienst-Mitarbeiter von Woh-
nungsunternehmen erweitert werden.
DIGITALISIERUNG DER ENERGIEWENDE
Mit
dem Gesetz zur Digitalisierung der Ener-
giewende will die Bundesregierung dezen-
trale Stromversorgungssysteme und die
Anwendung intelligenter Messsysteme,
der Smart Meters, stärken. Diese sollen
je nach Ausstattung für Endverbraucher,
Netzbetreiber und Erzeuger notwendige
Verbrauchsinformationen bereitstellen,
zur Übermittlung von Netzzustandsdaten
verwendet werden, sichere und zuverläs-
sige Steuerungsmaßnahmen unterstüt-
zen und als eine Art Kommunikations-
plattform im intelligenten Energienetz
dienen. Messdienstleister Techem setzt
schon länger auf digitale Technologien
bei der Erfassung des Energieverbrauchs
in der Wohnungswirtschaft. „Inzwischen
werden über 60 Prozent unserer Erfas-
sungsgeräte per Funk abgelesen“, be-
richtet Unternehmenssprecherin Beate
Reins. Zudem ließen sich per Monitoring
Abrechnungsperioden analysieren und
so Transparenz hinsichtlich des energe-
tischen Zustands einer Liegenschaft her-
stellen. Informationsverluste an den zahl-
reichen Schnittstellen ließen sich durch
den Einsatz automatisierter Prozesse und
den digitalen Transfer von Daten vermei-
den. So erfolge die integrierte Abrechnung
direkt im Kundensystem. Eingaben, Kon-
trollen oder Sortierarbeiten entfielen. Alle
Daten stünden druck- und versandfertig
zur Verfügung. „Da hier Schnittstellen
weitestgehend wegfallen, sind auch In-
formationsverluste kaum mehr möglich“,
so Reins.
SUMMARY
»
Die Akteure der Immobilienwirtschaft wissen um die
Bedeutung der Digitalisierung
. Nahezu drei Viertel der Befragten
sehen laut einer aktuellen KPMG-Umfrage Auswirkungen in erheblichem Ausmaß, sowohl für die Immobilienwirtschaft insgesamt, vor allem
aber auch für ihr eigenes Geschäftsmodell.
»
Als
Hemmnisse für KMU
erweisen sich neben den Kosten der mangelnde Überblick über das
daten- und informationstechnische Unterstützungspotenzial im Unternehmen, die hohe Ressourcenbindung durch die Einführung neuer Systeme,
die mangelnde Qualifizierung der Mitarbeiter sowie Schnittstellen, Datensicherheits- und Datenschutzprobleme.
«
Gabriele Bobka, Bad Krozingen
„Inzwischen werden
über 60 Prozent unserer
Erfassungsgeräte per
Funk abgelesen.“
Beate Reins,
Sprecherin Aareon
1...,45,46,47,48,49,50,51,52,53,54 56,57,58,59,60,61,62,63,64,65,...76
Powered by FlippingBook