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-8.2016
Foto: Drees 6 Sommer
haben wir gute Erfahrungen mit Paten
gemacht, die Führungskräfte direkt be-
gleiten.
Nicht nur die Zeitdisposition, sondern
auch die Verteilung der Aufgaben liegt
bei solchen Modellen oft in der Verant-
wortung der Gruppe. Wie wirkt sich das
auf die Organisationsstruktur aus?
In der Projektarbeit ist die Mitverant-
wortung aller eigentlich eine Selbstver-
ständlichkeit. Die Mitarbeiter und Füh-
rungskräfte stimmen sich innerhalb der
jeweiligen Projektteams untereinander ab.
Nur so kann das Unternehmen bei der ho-
hen Anzahl an Projekten flexibel bleiben.
Dazu werden auch agile Methoden, unter
anderem Scrum und Kanban, eingesetzt,
bei denen tagesaktuell die Aufgaben über-
blickt und gegebenenfalls verteilt werden.
Die Rentnerbeschäftigung hat in Zeiten
des Fachkräftemangels viele Vorteile.
Wie binden Sie Rentner erfolgreich ein?
RentnerwerdenbeiDrees&Sommer nicht
ins Unternehmen zurückgeholt, umkurz-
fristige Ausfälle auszugleichen. Vielmehr
gibt es längerfristige Konzepte. Wenn ein
Mitarbeiter das Rentenalter erreicht hat
und gerne noch im Unternehmen aktiv
bleibt, entwickeln wir gemeinsam ein auf
ihn zugeschnittenes Modell. Dies kann
beispielsweise eine Teilzeittätigkeit in
projektberatender Funktion sein.
Welche rechtlichen Herausforderungen
begegnen Ihnen dabei?
Derzeit haben wir nur die Möglichkeit,
die Vereinbarungen mit Mitarbeitern im
Rentenalter zu befristen, was für unser
Projektgeschäft schwierig ist. Andere eu-
ropäische Länder wie Österreich, Schweiz,
Luxemburg oder Spanien bieten hiermehr
Gestaltungsspielraum. Wir wünschen uns
in diesem Punkt mehr Flexibilität.
Frau Schammann-Vogel, was bedeutet
für Drees & Sommer eine lebensphasen-
orientierte Arbeitszeitgestaltung?
Für uns heißt das, dass ein Mitarbeiter
während seiner gesamten beruflichen
Laufbahn je nach Lebensphase seine
Arbeitszeit flexibel gestalten kann. Die
Gestaltungsmöglichkeiten sind grund-
sätzlich groß. Insgesamt bewegen sie sich
innerhalb des Rahmens, den die Projekt-
arbeit und die jeweilige Rolle des Mitar-
beiters dabei setzen. Es gibt verschiedene
Modelle zur Teilzeitarbeit, für die Eltern-
zeit und auch für die Zeit kurz vor oder
in der Rente. Flexibilität schafft auch die
Möglichkeit, zum Teil vom Home Office
aus arbeiten zu können.
Bei flexiblen Zeitmodellen rotieren
mehrere Beschäftigte auf mehreren
Arbeitsplätzen. Welche Herausforde-
rungen sind zu meistern?
Dass dies gelingt, ist vor allem eine Frage
der Kommunikation und der Dokumen-
tation. Die Mitarbeiter müssen auf dem
gleichen Wissensstand hinsichtlich ihrer
Projekte sein. Dazu setzenwir auf das Pro-
jektgeschäft und digitale Werkzeuge wie
BIM, Costmonitoring oder Projektkom-
munikationsmanagement, die an jedem
Ort die notwendigen Informationen allen
Beteiligten zur Verfügung stellen.
Mit welchen Personalinstrumenten ge-
lingt der optimale Wissenstransfer zwi-
schen den Mitarbeitern?
Wir haben imgesamtenUnternehmen Pa-
tenkonzepte. Dies beginnt schon bei un-
seremOnboarding-Prozess. Dabei werden
neue Mitarbeiter von erfahreneren Kolle-
gen von Anfang an begleitet. Das geht bis
hin zu Führungskräften, die nach einem
Development Center oder bei einem
Wechsel in eine neue Rolle, etwa als Ge-
schäftsführer, immer auf die Expertise
von langjährig tätigen Führungskräften
zurückgreifen können. Auch bei Mergern
Spielräume für jede Lebenssituation
ZUR PERSON
Friederike Schammann-
Vogel
ist seit Frühjahr 2014 Leiterin
Human Resources (HR) bei Drees & Som-
mer in Stuttgart. Davor war die Diplom-
Volkswirtin sechs Jahre lang bei der Fischer
Group International, Hamburg, tätig.
Lebensphasenorientierte Per-
sonalarbeit hat viele Vorteile:
höhere Zufriedenheit der Mit-
arbeiter, größere Motivation,
geringere Fluktuation. Denn
Beschäftigte erhalten je nach
Lebenslage Unterstützung,
seien sie Eltern, Berufsein-
steiger oder schon in Rente.
Wie das in der Praxis umge-
setzt werden kann, erklärt
Friederike Schammann-
Vogel
, Leiterin HR bei Drees
& Sommer.
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Interview Laura Henkel, Freiburg