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-8.2016
zu, dass sie nicht über die notwendigen
Kompetenzen verfügen, um BIM zu nut-
zen. 43 Prozent finden im Gegenteil, dass
die Verantwortung für ihre Ablehnung bei
den anderen liege. Es seien die Koopera-
tionspartner, die noch nicht so weit seien.
KEIN RECHTLICHER RAHMEN
Eine Rolle
für das eingeschränkte deutsche BIM-
Bewusstsein spielen wohl auch bislang
noch fehlende rechtliche Rahmenbedin-
gungen. Denn anders als zum Beispiel in
Großbritannien, wo BIM weit verbreitet
und seit diesem Jahr bei öffentlichen Bau-
vorhaben Pflicht ist, ist es das hierzulande
nicht. Ein erster Schritt in diese Richtung
wurde jedoch im vergangenenWinter mit
der Einführung des Stufenplans des Bun-
desministeriums für Verkehr und digitale
Infrastruktur (BMVI) vollzogen. Er gilt
jedoch in erster Linie für den Infrastruk-
turbau und den infrastrukturbezogenen
Hochbau.
Damit sich BIM auch hierzulande
durchsetzt, müssen also zunächst allein
die Vorteile überzeugen. Wo könnten die
Unternehmen in Zukunft am meisten
von BIM profitieren, wollte die Umfrage
wissen. BIM-Nutzer sehen bei mehreren
Prozessen wachsende Vorteile. Etwa bei
der modellbasierten Zusammenarbeit.
Hier erwarten 66 Prozent einen positiven
Einfluss, jedoch nur 39 Prozent der Nicht-
BIM-Nutzer. Klar im Vorteil sehen sich
BIM-Nutzer auch bei denThemen Simula-
tionen (Baufortschritt, Energieverbrauch
etc.), wo sich 41 Prozent der BIM-Nutzer
von den Vorteilen überzeugt zeigen, aber
nur 32 Prozent der Nicht-BIM-Nutzer.
Besonders groß ist die Kluft beim Thema
Kollisions- undQualitätsprüfung (64 Pro-
zent gegenüber 41 Prozent).
Architekten und Planer machen mit
knapp 37 Prozent die größte Gruppe der
deutschenUmfrageteilnehmer aus, gefolgt
von Bauherren mit 16,5 Prozent und Ge-
neralunternehmern mit zehn Prozent.
Was die Nutzung von BIM angeht, lie-
gen die Architekten mit 65 Prozent und
die Generalunternehmer mit 59 Prozent
vorne, erst dann folgen die Bauherren mit
unterdurchschnittlichen 44 Prozent.
DieHerausforderung, sich intensiv(er)
mit der Digitalisierung und mit BIM
zu beschäftigen, betrifft im Grunde alle
Zweige der Immobilienwirtschaft. „Her-
steller, Handwerker, Planer, Bauunterneh-
men, Bauherren, Behörden und Betreiber
werden in Zukunftmaschinenlesbare und
digital nutzbare Informationen nutzen“,
sagt Dirk Schaper, Geschäftsführer der
Hochtief Vicon GmbH. Aus einem frag-
mentierten Markt werde mittelfristig ein
übersichtlicher Markt, in dem Überkapa-
zitäten erkannt und ineffiziente Prozesse
nicht mehr bestehen können. Welche di-
gitalen Informationen bestimmen mein
Geschäft? Wem biete ich dadurch einen
echtenMehrwert? Unternehmenmüssten
sich die Zeit nehmen, um sich selbst zu
positionieren und sich klarzumachen,
warum sie eigentlich für ihre Kunden
wertvoll sind. Genau diese Werte sollten
Unternehmen ausbauen und sich mit
Hilfe der Digitalisierung neu erfinden.
Schaper nennt ein Beispiel: Wird ein Ar-
chitektenwettbewerb auf Basis von BIM
mit 3D-Modellen und klaren Informati-
onsanforderungen des Projektentwicklers
durchgeführt, kannman alle Entwürfe in-
nerhalb kürzester Zeit modellbasiert auf
Basis firmeninterner Regeln prüfen.
SUMMARY
»
Bislang tut sich
die deutsche Immobilienbranche
noch schwer mit der Einführung von Building Information Modeling (BIM).
»
Bei der Umfrage
gaben 42 Prozent der deutschen Befragten an, nicht mit BIM zu arbeiten.
»
34 Prozent der Befragten sagten, dass sie
nicht über
die notwendigen Kompetenzen verfügen
, um BIM zu nutzen.
»
BIM-Nutzer sehen bei mehreren Prozessen
wachsende Vorteile
, etwa bei der
modellbasierten Zusammenarbeit. Hier erwarten 66 Prozent einen positiven Einfluss, jedoch nur 39 Prozent der Nicht-BIM-Nutzer.
«
Ulrich Hartmann, Conject AG, München
LEVEL 1
LEVEL 2
LEVEL 3
GROSSBRITANNIEN
FRANKREICH
DEUTSCHLAND
ÖSTERREICH
RUSSLAND
MITTLERER OSTEN
ASIEN-PAZIFIK
ANDERE
GESAMT
38 35 33 25 35 22 32 28 34
41 24 19 19 22 28 33 29 27
5 7 6 7 7 11 10 8 7