Immobilienwirtschaft 7-8/2016 - page 53

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BÜRGSCHAFTSBANK BADEN-WÜRTTEMBERG SETZT ERSTES PROJEKT MIT CONTRACTING-BÜRGSCHAFT UM
Die Bürgschaftsbank Baden-Württemberg setzt das erste Projekt mit einer Contracting-Bürgschaft um, bei einem Produktionsbetrieb in
Baden-Baden und mit Hilfe des Contractors Etanet. Contracting-Bürgschaften gibt es seit Anfang 2016.
Es handelt sich dabei um ein bun-
desweites Bürgschaftsprogramm aller Bürgschaftsbanken in Deutschland. Für Vorhaben, die die Energiekosten um mindestens 25 Prozent gegenüber
dem Status quo senken, gilt für Contracting-Bürgschaften ein erhöhter Bürgschaftshöchstbetrag von zwei Millionen Euro (sonst 1,25 Millionen Euro).
Die Bürgschaftsbanken übernehmen bis zu 80 Prozent des Risikos für die Finanzierung gegenüber der Hausbank.
AAREON KONGRESS 2016
Zukunftsdynamik trifft Immobilienwirtschaft
Experten aus Gesellschaft, Politik und
Wirtschaft haben auf dem 26. Aareon
Kongress in Garmisch-Partenkirchen
darüber diskutiert, wie die Immobili-
enwirtschaft den Wandel als Chance
nutzen kann. Aus Sicht von Keynote-
Speaker Dr. Amel Karboul (Unter-
nehmerin, tunesische Ministerin a.D.)
heißt das China von morgen Afrika
und liegt vor Europas Tür.
Europa dürfe nicht mehr so tun, als
hätte es mit seinen Nachbarn nichts
zu schaffen. Es gelte vielmehr, dieWei-
chen zu stellen für eine Partnerschaft
auf Augenhöhe.
Nach Ansicht von Dr. Michael Lüders
(Nahostexperte und Berater des Aus-
wärtigen Amtes) verändert sich die
globale Ordnung. Sein Befund lautet:
„Die Welt wird immer komplexer.
Wir aber verharren in einem Fronten-
denken von Gut und Böse, das nur in
die Sackgasse führen kann.“ Aus seiner
Sicht ist Selbstkritik gefragt.
Prof. Dr. Dr.-Ing. JivkaOvtcharova (IT-
Wissenschaftlerin) gibt dem Wandel
einenNamen: Planen, Bauen, Wohnen
4.0. In der Talkrunde „Migration be-
wegt!“ diskutierten die Keynote Spea-
ker, GdW-Präsident Axel Gedaschko
und Aareon-Vorstandsvorsitzender
Dr. Manfred Alflen über die Auswir-
kungen der Migration auf Gesellschaft
und Wirtschaft. Die Zuwanderungs-
ströme stellen insbesondere die Woh-
nungswirtschaft vor neue Aufgaben.
Ein zentrales Thema war auch in die-
sem Jahr: die Digitalisierung.
Aktuelles Urteil
Präsentiert von:
Werner Dorß,
Rechtsanwalt, Frankfurt/M.
WANN SIND CONTRACTINGVERTRÄGE
UNWIRKSAM?
AGB und Individualvereinbarung: Für
das Aushandeln von Vertragsbedin-
gungen gibt es hohe Anforderungen.
BGH, Urteil vom 20.01.2016 – Az. VIII ZR 26/15
Ein Pharmahersteller hatte für eine Vielzahl
von Fällen vorformulierte Vertragsbedin-
gungen in seinen Standardverträgen, somit
AGB – das so genannte Kleingedruckte. In
diesem Zusammenhang war auch eine
Vertragsstrafe in bedeutsamer Höhe vor-
gesehen. Verbunden war der Vertragsent-
wurf mit einem Hinweis möglicher Ände-
rungswünsche. Der BGH fasst eine Grund-
satzentscheidung und stellt fest, dass das
Schweigen des Abnehmers auf den zitierten
Hinweis nicht dazu führt, dass eine solche
Klausel AGB-rechtlich wirksam ist. Der ge-
nannte Hinweis stellt dem Kunden gerade
nicht frei, den beigefügten Vertragstext zu
ändern oder ein Vertragsformular mit ande-
rem Inhalt zu wählen. Der Hinweis reicht zur
effektiven Durchsetzung eigener alternati-
ver Vorschläge des Kunden nicht aus.
Praxis:
Besondere praktische Relevanz er-
langt dieses Grundsatzurteil in Verbindung
mit langen Laufzeiten (über zehn Jahre), hier
namentlich bei Wärmelieferungsverträgen
im Zusammenhang mit der gewerblichen
Wärmelieferung durch Dritte (Contracting).
Viele Laufzeitvereinbarungen dürften den
strengen Anforderungen nicht genügen.
RECHT
HAUFE KONGRESS FÜR DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT
Innovationen erleben und vorbereiten
Der digitale Wandel stellt die Branche vor große Herausforderungen. Der dies-
jährige Haufe Kongress für die Wohnungswirtschaft stand deshalb unter dem
Titel: „Innovation erleben. Prozesse vereinfachen.“ Rund 250 Teilnehmer kamen
nach Münster – und erlebten neben spannenden Vorträgen auch einen „West-
fälischen Abend“. Die Digitalisierung werde alle Lebensbereiche umfassen und
unsere Welt völlig umkrempeln, sagte Dr. Carsten Thies,
Vorstandsvorsitzender der Haufe-Lexware Real Estate
AG, zur Eröffnung der Veranstaltung. Die Wohnungs-
wirtschaft stehe bei diesemProzess noch amAnfang. Die
Veränderungen im Digital-Zeitalter seien vergleichbar
mit denen der Industriellen Revolution des 19. Jahr-
hunderts, so Dirk Forke, Vorstandsmitglied der Haufe-
Lexware Real Estate AG. Jan Philipp Kötting, Immosolve
GmbH, erklärte, wie Wohnungsunternehmen durch den
Aufbau einer eigenen Mietinteressentendatenbank ihre
Vermietung optimieren können. Über die Chancen, die
die Digitalisierung in Zukunft bietet, sprach Professor Dr.
Stefan Kopp, Universität Bielefeld. Er veranschaulichte,
wie Roboter denAlltag von Senioren künftig angenehmer
machen können.
Foto: Hilla Südhaus
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