Immobilienwirtschaft 7-8/2016 - page 44

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VERMARKTUNG & MANAGEMENT
I
IMMOBILIENVERWALTUNG
I
INTERVIEW
oder Todesfall des Inhabers auf. Das wie-
derum stärkt Firmen, die den Lebenszyk-
lus eines Unternehmens vorhersehend
begleiten. Sie erhöhen ihre Marktanteile,
was wiederum zukünftiges Wachstum
prognostizierbar macht.
EINFLUSSFAKTOR SPEZIALISIERUNG
Um
Marktanteil und zukünftige Tragfähig-
keit der eigenen Firma zu sichern, geht
der Trend zur Spezialisierung. Immer
mehr Hausverwaltungsfirmen werden
zu echten Profis im Bereich der Verwal-
tung von Ferienimmobilien, komplexen
Gewerbeparks oder gemischt genutzten
Immobilien. Dabei ist sehr hohes Fach-
wissen gefragt.
Zeitgemäß ist außerdem die Auftei-
lung von Wohn- und Pflegeheimen und
sogar Hotelanlagen nach WEG. Hier bil-
den sich echte Nischenmärkte.
DIE FOLGEN DER KONSOLIDIERUNG
Die sich
aktuell vollziehende Konsolidierung wird
für einige Branchenvertreter Verluste mit
sich bringen. Verwalterbestände werden
sich verschieben.
a) Folgen für die Branche
Deutlich
spürbar ist die steigende Zahl der Be-
triebsaufgaben. Die daraus erwachsenden
Anforderungen sind für kleinere Unter-
nehmen (mit weniger als 500 verwalteten
Wohneinheiten) nicht mehr zu bewälti-
gen. Die Schere zwischen den Anforde-
rungen und den erzielbaren Umsätzen
geht immer weiter auseinander. Vereinzelt
wird es deswegen zu Firmeninsolvenzen
kommen. Zunächst wird diese Entwick-
lung das Image der Branche nicht verbes-
sern, langfristig aber dazu führen, dass
sich die Immobilienverwaltung professi-
onalisiert und dies vom Kunden auch so
wahrgenommen wird.
b) Folgen für die Unternehmer
Bei
kleineren bismittlerenUnternehmenwird
es zu Firmenwertkorrekturen nach unten
kommen. Das Angebot zur Übernahme
kleinerer bis mittlerer Verwalterbestände
nimmt zu – die Nachfrage nicht. Kleinere
Unternehmen sind daher gut beraten, zu
fusionieren. Hier konnte der BVI Bundes-
fachverband der Immobilienverwalter im
letzten Jahr bereits eine steigende Anzahl
an Fusionen kleinerer undmittlerer Haus-
verwaltungen unterstützen. Auch strate-
gische Partnerschaften mit Mitbewerbern
sind hilfreich – je mehr Verzahnung und
Masse realisiert werden können, umso
stärker gehen Unternehmen aus diesem
Prozess hervor.
c) Folgen für die Kunden
Die Markt-
veränderung tendiert in die Richtung
„Wenige professionelle Unternehmen be-
treuen viele Gemeinschaften“. Das eröffnet
Verwaltern die Möglichkeit, zeitgemäße
Vertragsvereinbarungen und wichtige
Sondervergütungsregelungen zu fordern.
Kleinere Gemeinschaften gehen auf Ver-
waltersuche, größereGemeinschaften sind
gut beraten, mit ihremVerwalter eine neue
Vertragsbasis zu schaffen. Die spürbarste
Folge ist ein Anstieg der Verwaltervergü-
tung – dieser Trend ist bereits seit 2010 am
Markt nachweisbar (siehe Verwalterver-
gütungsstudie des CRES-Center for Real
Estate Studies von 2015).
FAZIT
Die „Marktbereinigung“ innerhalb
der Verwalterlandschaft ist längst über-
fällig. Bislang gelang der Branche wegen
der fehlenden Anerkennung des Berufs-
bildes durch die Politik kaum eine Ver-
besserung ihres nicht gerade berauschen-
den Images. Die Anerkennung als Beruf
ist aber aufgrund der zunehmenden um-
fangreicheren Anforderungen und der
Verantwortung der Immobilienverwal-
ter innerhalb der Immobilienwirtschaft
zwingend erforderlich. Die nun kom-
menden Berufszulassungskriterien sind
dabei ein erster richtiger und wichtiger
Schritt. Letztendlich muss der Impuls
zur Veränderung aber von den Verwal-
tern selbst ausgehen. Intensives Fortbil-
dungsbestreben, Investitionsbereitschaft
in Bürotechnik und EDV und der Beitritt
zu einemBerufsfachverband sind drei ge-
wichtige Ansätze für eine zukunftsorien-
tierte Firmenentwicklung.
«
Martin Metzger, Alpina Hausverwaltung
Panhans & Metzger oHG, Rosenheim
Es gibt für Verwaltungs-
unternehmen verschiedene
Strategien, um aus den Verän-
derungen gestärkt hervorzu-
gehen.
Strategie 1:
Steigerung der
Qualifikation durch intensives
Weiterbildungsengagement und
Investitionsbereitschaft in zusätz-
liche Ausbildung
Strategie 2:
Professionalisierung
von Arbeitsabläufen und Förderung
der Digitalisierung im Verwalter-
büro
Strategie 3:
Sondierung des
Marktes zur Bildung von strate-
gischen Partnerschaften oder sogar
Fusionen
Strategie 4:
Vorausschauende
Planung einer sinnvollen Nachfol-
geregelung
Strategie 5:
Überprüfung des
eigenen Bestandes und des
Umfeldes auf Möglichkeiten der
Spezialisierung
Strategie 6:
Beitritt zu einem
Berufsfachverband
STRATEGIEN
Die Chancen
der Konsolidierung
auch die professionelle Unternehmensbe-
wertung, die oftmals zu spät erfolgt.“ Die
bisherige Nachlässigkeit bei der Nachfol-
geregelung hat zur Folge, dass der Inhaber
oft weit über die übliche Lebensarbeitszeit
hinaus seine Firma führt. Dies ist auch
häufig bei größeren Verwaltungsfirmen
zu beobachten. In Ermangelung einer
schrittweisen Firmenübertragung lösen
sich ganze Unternehmen im Krankheits-
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