Immobilienwirtschaft 7-8/2016 - page 57

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möglichmacht. Das Smart-Home-System
selbst, das auch die Steuerung der Geräte
via Tablet oder Smart Phone beinhaltet,
schlägt etwa mit drei bis fünf Prozent der
Kosten zu Buche.
NUTZEN IMMER GEGEBEN?
Doch ist der
Nutzen via Einsparung wirklich immer
gegeben? „Im Nichtwohngebäudebereich
ist mehr rauszuholen als im Wohnge-
bäudebereich“, sagt Andreas H. Holm,
Professor für Bauingenieurwesen an der
Hochschule für angewandteWissenschaf-
ten in München. In Wohnhäusern jedoch
seien die Versprechen übertrieben. Seiner
Meinung nach muss man erst einmal die
Hausaufgaben am Gebäude machen und
etwa viaDämmung für geringere Verbräu-
che sorgen. Erst dann brauche man über
Smart Home nachzudenken und über eine
intelligente Lüftung oder Heizung.
Dennoch: Bei der Wärme stehen die
möglichen Einsparungen außer Frage.
Eine Studie des Fraunhofer-Instituts hat
anhand von realisierten Praxisbeispielen
für Familien im Neubau 17 Prozent (Be-
stand: 18 Prozent) mögliche Wärmeener-
gieeinsparung ermittelt. Bei Senioren sind
es 22 (20) Prozent und bei Singles 40 (35)
Prozent. Und beim Strom? Hier ergeben
sich Einsparungen durch Transparenz
und Fernbedienung. Für Mieter wird sich
jedoch kaum ein finanzieller Vorteil dar-
stellen lassen.
Und wie sieht es mit dem anderen
Nutzenversprechen aus, dem nach mehr
Komfort? Dieser wäre nur zu erwarten,
wenn die smarten Technologien tatsäch-
lich zu einer zeitlichen und körperlichen
Entlastung führen. Das ist jedoch kaum
gegeben. Eher liegt der Nutzen in einem
angenehmen Raumklima durch auto-
matisch geschlossene Jalousien oder gut
temperierte Heizungen – also eher bei
Wohlfühlfaktoren.
SUMMARY
»
40 Prozent aller Wohnungs- und Immobilienunternehmen
wollen bis 2017 in Smart Home investieren.
»
Bei Käufern und
Mietern ist
die Nachfrage nach Smart-Home-Technologien bislang gering.
»
Möglichkeiten zum Energiesparen durch Smart Home sind
im Nichtwohngebäudebereich
deutlich größer als im Wohngebäudebereich.
»
Bei der Wärme stehen
die möglichen Einsparungen
außer Frage.
Ein wirklicher Nutzen beim Stromsparen
ist jedoch, verglichen mit den Investitionen, kaum zu erkennen.
Foto: Wewobau Zwickau; ABG Frankfurt Holding
«
Frank Urbansky, Leipzig
Welche Bestandteile eines
Smart Homes sollten Besitzer
von Mehrfamilienhäusern auf
jeden Fall nutzen?
Wichtige
Aspekte des „intelligenten“ Mehr-
familienhauses sind Energieeffizi-
enz, Komfort, Sicherheit oder auch
Assistenzsysteme für Senioren und
Pflegebedürftige. Diese Kompo-
nenten müssen so miteinander
verbunden werden, dass Mieter
und Vermieter gleichermaßen
profitieren – zum Beispiel durch
Energieeinsparungen, bessere Be-
triebsabläufe oder die Steuerung
von Licht, Lüftungsanlagen und
Rollläden.
Welche energetischen Vorteile
hat eine solche Lösung?
Mit
einer „smarten“ Lösung sieht der
Mieter genau, wie viel Energie
er verbraucht, und kann seinen
Bedarf gezielt optimieren. Gleiches
gilt für das Gebäude als Ganzes.
Im besten Fall liefert der Wärmeer-
zeuger im Keller nur so viel Wär-
meenergie, wie zum jeweiligen
Zeitpunkt tatsächlich im Gebäude
benötigt wird. Insgesamt lassen
sich in einem Mehrfamilienhaus
auf diese Weise durchschnittlich 25
Prozent der Heizenergie einsparen.
Welche volkswirtschaftlichen
Vorteile wären zu nennen?
In Deutschland gibt es über 18
Millionen Wohnungen, die zentral
mit Wärme versorgt werden, nur
wenige davon verfügen aber über
ganzheitliche Gebäudeautoma-
tion. Durch eine „intelligente“
Steuerung des Heizkessels und
der Heizung in den einzelnen
Wohnungen können hier enorme
Energieeinsparungen für das
gesamte Gebäude erzielt werden.
Vor dem Hintergrund der EnEV-
Verschärfung ist das natürlich auch
für Neubauten und grundlegende
Sanierungen interessant. Durch
den Einsatz einer entsprechenden
Lösung lässt sich ein Großteil der
neuen Energiesparanforderungen
von vornherein erfüllen.
Wie sind Ihre Erfahrungen
mit den Nutzern?
Die Rückmel-
dungen der Nutzer sind durchweg
positiv. Da die von uns eingesetzte
Lösung funkbasiert ist, ist der
Montageaufwand gering. Die
Installation und Schulung des
Mieters dauert pro Wohnung etwa
ein bis zwei Stunden. Der Aufwand
für ähnliche, aber verkabelte
Lösungen, etwa auf KNX-Basis, ist
ungleich höher.
25 Prozent weniger Energie
INTERVIEW
MIT CHRISTOPH LÜTHE
Christoph Lüthe, Geschäfts-
führer ista Deutschland, zum
Nutzen von Smart Home
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