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VERMARKTUNG & MANAGEMENT
I
GESETZ UND PRAXIS
nell ausgeschrieben würden. Zudem sei
die Bearbeitung sehr schleppend. Mike
Frühoff, Inhaber der Frühoff & Partner
Grundstücksverwaltungs- und Immobi-
liengesellschaft mbH in Essen, sieht die
Situation indes verhalten optimistisch.
„Bei mir persönlich hat sich nicht viel ver-
ändert. Was sich geändert hat, ist, dass die
Aufträge, die früher sehr freizügig durch
die Vermieter vergeben wurden, nun ver-
haltener in denMarkt gelangen. Ich glaube
aber, dass nach einer Phase der Rückgänge
sich die Auftragslage auf deutlich höherem
Niveau stabilisieren wird. Mittelfristig
werden sich die meisten Vermieter, die
sich im Moment selbst versuchen, wieder
an den fachkundigen Makler wenden. Sie
werden dann festgestellt haben, dass mit
der Vermietung eine Menge Arbeit ver-
bunden ist. Zudem lässt sich die Vermie-
tung über Makler auch steuerlich geltend
machen, und schließlich können sie den
Makler in Regress nehmen, wenn dieser
sich nachweisliche Fehler geleistet hat.“
Ähnlich sieht das Manfred Osterhoff,
Reibeholz Immobilien in Essen und jahr-
zehntelang Vorstandsmitglied des RDM
Bezirksvorstandes Essen. „Es gibt eine
spürbare Veränderung seit dem 1. Juni
2015. Diese besteht vor allem darin, dass
der eine oder andere Vermieter sich selbst
um Nachfolgemieter bemüht, um Mak-
lerkosten zu sparen. Hierbei entstehen
häufig Mietausfälle durch Leerstands-
zeiten, die eine übliche Maklerprovision
übersteigen. Mit anderen Worten: Wie
zu erwarten war, bemühen sich einige
,sparsame‘ Vermieter, ihre Wohnungen
selbst an den Mann oder die Frau zu
bringen. Dass dies auch mit Zeitaufwand
und Kosten, die bisher vor der Änderung
vom Makler getragen wurden, einher-
geht, wird früher oder später in die Er-
fahrungen der Vermieter eingehen und
die klassische Maklertätigkeit beleben,
die zumindest vorübergehend durch das
neue System einschränkt ist. Bei institu-
F
ür den Vorstand des RDM Bezirks-
verbandes Düsseldorf, Jörg Schnor-
renberger, hat das Bestellerprinzip
eine weitere Marktbereinigung zur Folge.
„Verbands-Makler sind eigentlich die Pro-
fiteure“, meint er. Viele „Küchentischmak-
ler“, also Makler ohne das Angebot von
Servicedienstleistungen, verschwänden
vom Markt. „In vielen Bereichen unseres
Berufsverbandes hat sich nichts geändert,
da dort seit geraumer Zeit provisionsfrei
für Mieter angeboten wird“, sagt Schnor-
renberger. Eine Veränderung der Markt-
lage vermutet vorsichtig auch Burkhard
Blandfort, Vorsitzender des IVD West.
„Das ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht
empirisch zu belegen. Klar ist aber, dass
durch das neue Gesetz diejenigen, die bis-
her zum größten Teil mit der Vermittlung
von Mietwohnraum ihren Lebensunter-
halt bestritten haben, existenzgefährdend
bedroht sind. Darüber hinaus entstand
zuletzt der Eindruck, dass es aufgrund
der Verunsicherung vieler Vermieter zu
einer gewissen Angebotsverknappung
gekommen ist.“
AUFTRÄGE KOMMEN VERHALTENER
Auch
Branchenvertreter aus dem südlichen
Teil Deutschlands notieren einen spür-
baren Wechsel im Markt. Wolfgang Zass,
der Immobiliendienstleistungen in Nürn-
berg und Pfarrkirchen anbietet, bemerkt
eine verschlechterte Angebotslage. „Aus
meiner Erfahrung hat sich der Markt
vehement verändert und die Angebots-
lage verschlechtert.“ Da gerade private
Vermieter wenig Erfahrung mit der Ver-
mietung und allen den damit verbun-
denen Arbeiten hätten, seien diese über
den Arbeitsaufwand überrascht. „Neben
dem Zeitaufwand herrscht oft große Un-
sicherheit, den geeigneten und passenden
Interessenten zu finden“, sagt Zass. Für
Interessenten habe sich die Lage ebenfalls
verschlechtert, da Mietobjekte dadurch
sehr zeitverzögert und oft unprofessio-
Blitzbilanz Bestellerprinzip
Seit dem 1. Juni gilt das Be-
stellerprinzip. Als vorläufige
Zwischenbilanz scheint das
Makler-Massensterben zwar
ausgeblieben zu sein. Den-
noch: Rückläufige Auftragser-
teilungen gibt es. Die Makler
werden dabei jedoch unter-
schiedlich in Mitleidenschaft
gezogen.
Stimmen
Ich bin seit 20 Jahren
selbstständig und habe
noch nie so viel gearbeitet
wie jetzt. Die Gesetzes-
änderung hat uns ein
erhebliches Mehr an Erklä-
rungsarbeit abverlangt.
Karin Grossmann,
Geschäftsfüh-
rerin der HomeCompany Agentur
Essen und Bochum