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1.2015
Die Frage ist indes, ob es bei diesen Zahlen
bleiben wird – denn es gilt als sicher, dass
die Zinsen in absehbarer Zeit nicht oder,
wenn überhaupt, dann nur unwesentlich
steigen werden. Der Drang ins Betongold
dürfte somit weiter anhalten; zumal ins-
titutionelle Anleger wie Pensionskassen
und Versicherungen mangels anderer
Rendite bringender Investitionen ihre Im-
mobilienquoten erhöhen, was den Druck
weiter erhöht. Schon jetzt ist in Markt-
berichten zu lesen, dass die „Risikonei-
gung“ institutioneller Investoren steige.
So sprachen Messebesucher denn auch
von „wunderbaren Zeiten für Verkäufer
von Immobilien“. „Es gibt so gut wie kein
Produkt auf dem Markt“, sagt Karsten
Medla, Geschäftsführender Gesellschafter
der Sontowski & Partner GmbH: „Selbst
schwierige Immobilien haben ihren Käu-
fer gefunden.“
Da das Angebot an rentablen Anlagen
gering ist, gehenmanche Anlegergruppen
neueWege: die Immobiliensparten großer
Versicherer, etwa die Allianz Real Estate,
betätigen sich nicht nur als Immobili-
eninvestor und Bestandshalter, sondern
zunehmend auch als Immobilienfinanzie-
rer. Andere Investoren wiederum steigen
als Kreditgeber in Projektentwicklungen
ein. „Die Finanzierung einer Projektent-
wicklung erfordert in der Regel einen suk-
zessivenKreditabruf parallel zumBaufort-
schritt. Daher sind insbesondere solche
Investoren begehrt, mit denen sich bereits
für die Realisierungsphase eine baubeglei-
tende Zahlung vereinbaren lässt“, berich-
tet Gordon Gorski, Geschäftsführer der
Hochtief Projektentwicklung.
Wieder andere Profianleger denken
derweil: Wenn schon investieren, dann
doch besser in die Optimierung des ei-
genen Bestands. Ein Trend, der rasch
zunimmt – die Revitalisierung zählte zu
den viel diskutiertenThemen inMünchen.
„Zwar kann man heute viele Immobilien
mit großem Gewinn verkaufen, weil
SUMMARY
»
Die Branche hat, das zeigte sich auf der Expo Real, aktuell mit Herausforderungen zu kämpfen,
unter anderem mit großem
Anlagedruck, hohen Preisen und niedrigen Renditen. Dennoch läuft das Transaktionsgeschehen insgesamt rund.
»
Das große Thema Flüchtlings-
krise
wurde auch in München rauf und runter diskutiert.
»
Wie innovativ die Immobilienbranche sein kann,
zeigte sich bei einem weiteren
Schwerpunktthema: Ein Großteil des diesjährigen Konferenzprogramms stand im Zeichen der
Immobilienwirtschaft 4.0
.
»
Die Expo Real 2016
startet nicht wie gewohnt am Montag nach dem Oktoberfest-Ausklang. Sie findet von Dienstag, 4. Oktober, bis Donnerstag, 6. Oktober 2016, statt.
»
M
ünchen, Oktober, Expo Real: Wie
in jedem Herbst seit 1997 fanden
sich in diesem Jahr Immobilien-
marktakteure aus aller Welt pünktlich
zur internationalen Immobilien- und In-
vestmentmesse ein. Drei Messetage, dicht
getaktete Termine, tausende Immobilien-
marktakteure, Gespräche an jedem Stand,
hochkarätig besetzte Diskussionsrunden.
Keine Frage, die Expo Real ist wichtig,
und dies längst nicht nur, weil sich hier
so leicht alte Kontakte pflegen und neue
aufbauen oder vielfach auch Geschäfte
anbahnen lassen. Die Münchner Gewer-
beimmobilienmesse ist vor allem ein Ort,
um sich über drängende Themen der Im-
mobilienwirtschaft auszutauschen – und
solche gibt’s in diesemHerbst zur Genüge.
WUNDERBARE ZEITEN FÜR VERKÄUFER
In
der Tat hat die Branche aktuell mit He-
rausforderungen zu kämpfen. So unter
anderem mit dem hohen Anlagedruck,
hohen Preisen und niedrigen Renditen.
Die Zentralbanken halten an der Nied-
rigzinspolitik fest, von einem „normalen
Marktzyklus“ kann schon lang nicht mehr
die Rede sein. Dennoch läuft das Transak-
tionsgeschehen rund. Gemäß den vorläu-
figen Zahlen von JLL etwa beziffert sich
das Transaktionsvolumen in Gewerbeim-
mobilien in Europa allein imdrittenQuar-
tal dieses Jahres auf 59,3 Milliarden Euro
– gegenüber dem Vorjahresvergleichs-
zeitraum ein Plus von 24 Prozent. Auch
auf der Expo Real wird munter gehandelt.
„Während der drei Tage Expo Real ist das
ein oder andere Objekt oder Portfolio im
Bieterverfahren um das 1- bis 1,5-fache
teurer geworden. In drei Tagen!“, berich-
tet Andreas Schulten, BulwienGesa. „Wir
Marktanalysten wenden uns da einerseits
mit großem Unbehagen ab. Andererseits
betreffen diese Ausreißer ja nur fünf bis
zehn Prozent des institutionellen Invest-
mentmarktes oder sogar nur 0,05 Prozent
des deutschen Immobilienbestandes.“
Fotos: Alex Schelbert, Christian Hartlmaie, Lukas Barth, Lennart Preiss, Sebastian-Widmann - Messe-München-GmbH