Immobilienwirtschaft 11/2015 - page 26

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INVESTMENT & ENTWICKLUNG
I
IMMOBILIENFINANZIERUNG
schäft die Risiken sogar geringer als in
Deutschland, wo überdurchschnittliche
Margen nur noch mit Objekten in B- oder
gar C-Lagen zu erzielen seien.
Entsprechend stark ist die Helaba im
Ausland unterwegs. Vom Gesamtkredit-
portfolio im Wert von 36,5 Milliarden
Euro entfallen fast 17,5 Milliarden Euro
oder knapp 48 Prozent auf Immobilien-
finanzierungen im Ausland. Beim bis-
herigen Neugeschäft in diesem Jahr do-
minieren sogar die Märkte jenseits der
Landesgrenzen: „Von den 5,3 Milliarden
Euro an neuen Finanzierungen entfielen
drei Milliarden auf Liegenschaften im
Ausland“, sagt Kröger.
ABSCHWUNG HIER, AUFSCHWUNG DORT
Hinzu kommt ein weiterer Vorteil: „Die
Immobilienmärkte in den einzelnen Län-
dern laufen nicht im Gleichklang“, sagt
Carsten Dickhut, Leiter Vorstandsstab
beim Gewerbeimmobilienfinanzierer
Deutsche Hypo. Abschwünge in einem
Markt würden durch Aufschwünge in
anderen Staaten kompensiert. „Wegen der
unterschiedlichen Marktzyklen sind Aus-
landsfinanzierungen ein wesentlicher Be-
standteil unseres Geschäftsmodells“, sagt
Dickhut. Ziel der Nord/LB-Tochter sei es,
rund zwei Drittel des Neugeschäfts im In-
land und einDrittel imAusland zu tätigen.
Diese Vorgabe spiegeln auch die Zahlen
der ersten Hälfte dieses Jahres bei der
Nord/LB-Tochter wider: „939 Millionen
Euro an Neugeschäft im Inland standen
464Millionen Euro an Finanzierungen im
Ausland gegenüber“, sagt Dickhut.
Die Aareal Bank ist sogar überwiegend
jenseits der Landesgrenzen unterwegs und
dabei nicht nur in Europa und Nordame-
rika, sondern auch in Asien aktiv. Bei dem
imM-Dax gelisteten Institut entfielen zur
Jahresmitte 80 Prozent des gesamten Im-
mobilienfinanzierungsportfolios von 33,1
Milliarden Euro auf Liegenschaften in an-
deren Ländern. Bei den imbisherigen Jah-
resverlauf ausgereichten Finanzierungen
überwog der Auslandsanteil noch stärker.
„Von den 3,6Milliarden EuroNeugeschäft
imerstenHalbjahr entfielen 245Millionen
Euro auf Finanzierungen inDeutschland“,
sagt Sprecher Alessandro Schwarz. Das
entspricht 6,8 Prozent.
Ihre langjährigenKontakte zu interna-
tionalen Immobiliengesellschaften helfen
den Wiesbadenern nun auch, an der Er-
holung der Märkte in der südwesteuropä-
ischen Peripherie zu partizipieren. Bereits
Ende vergangenen Jahres arrangierte die
Aareal Bank eine Finanzierung über 160
Millionen Euro für den spanischen Shop-
pingcenter-Entwickler La SociedadGene-
ral Immobiliaria für das Einkaufszentrum
Plaza Norte 2 in Madrid. Dieses Frühjahr
stellte das Institut dem iberischen Investor
Torre Rioja Madrid eine Finanzierung
über 120 Millionen Euro für ein Portfo-
lio aus drei Bürogebäuden mit insgesamt
65.000 Quadratmetern Bruttomietfläche
in der spanischen Hauptstadt. Damit sei
die „bestehende Kreditbeziehungmit dem
strategischen Langfristinvestor Torre Ri-
oja weiter gestärkt worden“, sagt Rüdiger
Staab, General Manager der Aareal-Bank-
Repräsentanz inMadrid. „Wir sind in Spa-
nien nun schon seit fast 15 Jahren aktiv
und dabei zu einem festen Bestandteil des
dortigen Immobilienmarktes geworden.“
Bei der Münchner Hyp hingegen ent-
fallen nur rund 25 Prozent des Gesamt-
kreditportfolios auf Immobilien jenseits
der Landesgrenzen. „Wir fokussieren
uns dabei auf Westeuropa, insbesonde-
re Großbritannien, Frankreich und die
Schweiz“, sagt Sprecher Benno-Eide Siebs.
Kerngeschäft der Bayern in der eidgenös-
sischen Republik ist dabei die private
Immobilienfinanzierung. Weil nach den
hohen Preisanstiegen der vergangenen
Jahre Schweizer Haushalte sich nun mit
dem Eigentumserwerb zurückhalten, ist
bei der Münchner Hyp der Auslands-
anteil im Neugeschäft in der ersten Hälfte
dieses Jahres zurückgegangen. „Von den
insgesamt ausgereichten 2,4 Milliarden
Euro entfielen nur 15 Prozent auf Finan-
zierungen im Ausland“, sagt Siebs.
Auch bei der BerlinHyp ist jeder vierte
Euro im Kreditportfolio für Finanzie-
rungen jenseits der Grenzen ausgereicht
worden. Von den 2,2 Milliarden Euro
Neugeschäft in der ersten Jahreshälfte
gingen sogar nur rund 440 Millionen
Euro – 20 Prozent – über die Landesgren-
ze. „Als Teil der Sparkassenfinanzgruppe
liegt unser Kerngeschäft in Deutschland“,
sagt Assem El Alami, Leiter Zentraler
Vertrieb und Auslandsgeschäft der Berlin
Hyp. Lediglich zur „Diversifizierung sind
wir darüber hinaus an ausgewählten Aus-
landsstandorten aktiv“.
Dabei setzt das Institut vor allem auf
Frankreich, die Niederlande und Polen
und unterhält dafür Niederlassungen in
Paris, Schipol undWarschau. Dabei konn-
ten die Berliner diesen Sommer Rampha-
stos Real Estate in den Niederlanden als
Kunden gewinnen. Sie stellten der vom
früheren Deloitte & Touche-Partner
Marcel Boekhoorn gegründeten Invest-
mentgesellschaft ein Darlehen über 85
Millionen Euro zur Refinanzierung des
High Tech Campus Eindhoven. Von ei-
ner „komplexen Finanzierung für einen
renommierten Partner“ spricht Berlin-
Hyp-Vorstand Gero Bergmann. Der Deal
sei auch deshalb zustande gekommen, weil
der niederländische Finanzierungsspezi-
alist Adelaer Real Estate Finance Boek-
hoorn das deutsche Institut als Kreditge-
ber empfohlen habe.
«
Richard Haimann, Neu Wulmstorf
Von 2013 auf 2014 stieg
das Volumen der im Ausland
ausgereichten Gewerbe-
immobilienfinanzierungen
um 16,2 Prozent auf 22,97
Milliarden Euro.
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