18
MARKT & POLITIK
I
INTERVIEW
ten. So hat die Real I.S. einen Innovation-
Award ausgelobt. Bei den Innovationsthe-
men, die wir definiert haben, ist für mich
das Thema Stadtentwicklung besonders
wichtig. Nehmen Sie das Beispiel des hoch
innovativen EUREF-Campus. Das hat je-
mand verwirklicht, der Immobilienwirt-
schaft von der Pike auf gelernt hat. Unsere
Branche ist innovativer, als man meint.
Sind das nicht alles Leuchtturmprojekte?
Nein, es gibt enorm viele solcher Projekte,
es ist nur sehr schwer, das zusammenzu-
sammeln. Nehmen wir dasThema „Inklu-
sion“. Hier hat die Immobilienwirtschaft
ein besonderes Know-how. Es gibt viele
Projekte in unserem Immobilien-Umfeld.
Was meint Inklusion im Zusammenhang
mit Stadt?
Man hat in einem Quartier
Menschen unterschiedlichster räumlicher
und wirtschaftlicher Herkunft, unter-
schiedlichen Alters und geschlechtlicher
Ausprägung wohnen. Inklusion heißt, die-
seMenschen zusammenzufassen in einem
Quartier, das die Mischung bewältigen
muss. Das war ein Steckenpferd von Prof.
Jörn Walter, demHamburger Oberbaudi-
rektor, der die Mitte Altona mit einigen
Investoren zusammen geplant hat.
Das betrifft auch das Thema Flüchtlinge?
Ja. Wir müssen jetzt die Chance ergreifen,
sie richtig zu integrieren. Es muss ein brei-
ter gesellschaftlicher Prozess angestoßen
werden. Der etwas zu tun hat mit der In-
tegration der Menschen in den deutschen
Arbeitsmarkt undmit sozialer Integration.
Wir brauchen einenMarshall-Plan. Wenn
hunderttausende Menschen hierbleiben,
habenwir tatsächlich dieMöglichkeit, den
negativen demografischen Trend aufzu-
halten mit positiven Folgen für Konjunk-
tur und Rentenkasse.
Gibt es eine Chance, mit Flüchtlingen
auch wieder Gebiete zu besiedeln, die
Herr Dr. Mattner, der Zentrale Immo-
bilien Ausschuss hatte immer einen
Schwerpunkt beim Thema Gewerbeim-
mobilie. Inzwischen scheint aber das
Thema Wohnen zu dominieren ...
Das
Thema steht im Moment eben im Fokus.
WirhabendieThemenGewerbeundWoh-
nen immer zusammen gesehen. Schon seit
der Zeit der Mietpreisgesetzgebung ist der
ZIAmit der Assetklasse Wohnen genauso
anerkannt wie mit Gewerbe. Unter ande-
remdas zweitgrößte börsennotierteWoh-
nungsunternehmen Europas, die Vonovia,
ist inzwischen fest etabliert im ZIA. Und
so ist es folgerichtig, dass die Bundesregie-
rung uns als „privilegierten Partner“ mit
ins Bündnis für Wohnen geholt hat.
Der ZIA hat sich das Innovationsthema
auf seine Fahnen geschrieben. Digitali-
sierung müsste hier ganz oben auf der
Agenda stehen?
Es gibt Themen, die in
alle gesellschaftlichen Bereiche hinein-
spielen. Digitalisierung ist so eines. Der
ZIA wird seine Aufgaben aber eher da
suchen müssen, wo er eine Alleinstellung
hat, wie bei der innovativen Entwicklung
von Stadtquartieren.
Das bedeutet, bei originären Immo-
bilienthemen?
So ist es. Der ZIA hat in
puncto Innovation einen Think Tank ge-
gründet. Ziel muss es sein, einen Innova-
tionsbericht vorzulegen.
Wann ist damit zu rechnen?
Das wird ein
langfristiger Prozess sein, wir werden auch
mit anderen Initiativen zusammenarbei-
„0,04 ist schon eine krasse Zahl“
Der Anteil der wichtigsten
Wohnungsbauförderungs-
programme am Bundeshaus-
halt betrug 1954 17,8 Pro-
zent. Im Jahr 2014 stellte
der Bund den Ländern ge-
rade mal 0,04 Prozent des
Bundeshaushalts zur Verfü-
gung, moniert ZIA-Präsident
Dr. Andreas Mattner
im
Gespräch.
„In puncto Flüchtlinge
müssen wir richtig in-
tegrieren. Wir brauchen
einen Marshall-Plan.“