Immobilienwirtschaft 6/2015 - page 53

Herr Dr. Kehler, warum lässt Ihre Initiative
Zukunft ERDGAS e. V. Sanierungsfahrpläne
erstellen?
Wir haben festgestellt, dass die Frage, wie die
Energiewende auch im Wärmemarkt konkret
umgesetzt werden kann, bislang noch nicht
vollständig beantwortet worden ist. Mit den
Sanierungsfahrplänen für Ein- und für Mehrfa-
milienhäuser können wir eine realistische Aus-
sage dazu tre en, was die Modernisierung des
Wohngebäudebestands für die Energiewende
leisten kann. Mit den Sanierungsfahrplänen wol-
len wir zeigen, welche Maßnahmen für Mieter
und Eigentümer bezahlbar und damit letztend-
lich sozialverträglich sind.
Wie genau ist die Studie aufgebaut?
Die Studie arbeitet mit 724 individuellen Sa-
nierungsfahrplänen,
die aus einer Ab-
folge sinnvoller und
finanzierbarerEinzel-
schrittebestehen,die
bis 2050 umgesetzt
werden. Diese 724
Sanierungsfahrpläne
stehen repräsentativ
für den gesamten
Mehrfamilienhausbestand. Aus diesen Einzels-
zenarien lässt sich dann ein Gesamtergebnis
hochrechnen, das die CO -Einsparung bis 2050
realistisch bezi ert.
Wie lautet dieses Kernergebnis der Studie?
Bis 2050 können die CO -Emissionen im Mehr-
„Klimaschutz ist möglich und bezahlbar, wenn die richtigen Maßnahmen ergri en
werden“, sagt Dr. Timm Kehler, Vorstand der Brancheninitiative Zukunft ERDGAS. Für
das NETZWERK ERDGAS der NBB Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg mbH & Co. KG
erläutert Kehler die Studie „Sanierungsfahrpläne für Mehrfamilienhäuser“, die im
Auftrag seiner Initiative entstanden ist.
Klimaschutz beginnt im Heizungskeller
Foto: Thinkstock, Christian Thomas
familienhausbestand um 64 Prozent sinken. Das
ist ein beachtliches Potenzial – vor allem vor dem
Hintergrund, dass dafür keinMieter mehr bezah-
len, kein Vermieter unwirtschaftlich handeln und
der Staat keinen einzigen Fördereuro auszahlen
muss. Diese 64 Prozent finanzieren sich durch
die eingesparten Energiekosten von selbst. Noch
mehristmöglich,wennstaatlicheFörderprogram-
me die richtigen Anreize setzen.
Durch welche Maßnahmen wird das Klima am
stärksten entlastet?
60 Prozent der CO -Reduktion im Gebäude-
sektor werden durch die Erneuerung der Heiz-
technik erzielt. Und die am häufigsten gewählte
Maßnahme, das zeigt unsere Simulation, ist
e zientes Heizen mit Erdgas.
Warum ist das so?
WeilsichmiteinermodernenErdgas-Heizungdie
Heizkosten schnell und zu vernünftigen finanzi-
ellen Konditionen senken lassen. Nehmen Sie
das Beispiel eines großen Mehrfamilienhauses
aus den 70er-Jahren: Wird der bisher installierte
Öl-Niedertemperaturkessel durch eine Brenn-
sto zellenheizung ersetzt und außerdem die
Fassade wie auch die Geschossdecken maßvoll
gedämmt, ergeben sich im Jahr 2030 CO -Ein-
sparungen von 60,7 Prozent. Wenn außerdem
danach dem Brennsto Bio-Erdgas beigemischt
und eine Lüftungsanlage in das Haus eingebaut
wird, liegen die CO -Emissionen im Jahr 2050
insgesamt 67,5 Prozent unter denen von 2010.
Wo liegen die besonderen Herausforderungen
für Vermieter von Mehrfamilienhäusern?
BeivermietetenWohngebäudenliegendieInvesti-
tionskostenbeimEigentümer,vondengeringeren
Energiekosten profitiert aber der Mieter. Dem
Eigentümer fehlen also die Anreize, um in die
energetische Sanierung zu investieren. Dieses
Investor-Nutzer-Dilemma wirkt als Moderni-
sierungsbremse. Dieses Problem hat die Politik
erkannt und versucht, mit der Modernisierungs-
umlage zu lösen.
WiekönnenKlimaschutzundWirtschaftlichkeit
in Einklang gebracht werden?
Das gelingt, wenn sich dieMaßnahmen der ener-
getischen Sanierung am Ideal der Klimae zienz
ausrichten: maximaler Klimaschutz pro inves-
tiertem Euro. Je schneller sich für den Vermieter
eine energetische Sanierung amortisiert, ohne
dassdemMieterdarausübermäßigeBelastungen
entstehen, desto höher ist auch die Attraktivität
der Investition für den Eigentümer. Das Ideal der
Klimae zienz lässt sich in sehr vielen Fällen im
ersten Schritt durch eine Erneuerung der Hei-
zungsanlage erfüllen.
Dr. Timm Kehler
Zukunft ERDGAS
Die Initiative mit Sitz in Berlin wird von füh-
renden Unternehmen der Erdgaswirtschaft
getragen. Sie setzt sich dafür ein, dass die
Potenziale des Energieträgers Erdgas ge-
nutzt werden.
zukunft-erdgas.info
NETZWERK ERDGAS
Das von der NBB Netzgesellschaft Ber-
lin-Brandenburg initiierte Netzwerk in-
formiert insbesondere Unternehmen der
Wohnungswirtschaft im Internet sowie bei
regelmäßigen Fachtagungen über Themen
wie Energieeffizienz und energetische
Sanierung.
netzwerk-erdgas.de
Advertorial
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