Immobilienwirtschaft 6/2015 - page 60

60
Technologie, IT & Energie
i
Messdienstleistungen
dieser Mess- und Zählkonzepte verstän-
digen. Aktuelle Veröffentlichungen gehen
unter Bezugnahme auf entsprechende
Markterhebungen davon aus, dass bisher
bereits etwa 50 Millionen Euro jährlich
für diese Produkte und Dienstleistungen
aufgewendet wurden, ohne dass sich der
in Aussicht gestellte Erfolg in der Breite
der Anwendung zeigt. Ein erfolgreicher
Lösungsansatz könnte in entsprechenden
Anleitungen zu technischem Verhalten
und etwa in entsprechenden Verord-
nungen liegen. Gegenwärtig entsteht je-
doch oftmals der Eindruck, dass viele der
Angebote im Rahmen der Energieversor-
gung tendenziell preistreibend wirken,
ohne dass jedoch mögliche Einsparpo-
tenziale tatsächlich abgerufen werden
können.
Die Beschäftigung mit diesem The-
menfeld unter Berücksichtigung der prak-
tischen Erfahrungen von Abnehmern von
Elektrizität und Gas führt zu der Frage,
ob die traditionellen Zähleinrichtungen
optimal genutzt werden oder ob nicht
bereits bei verbesserter Nutzung der vor-
handenen Technik optimierte Ergebnisse
möglich sind.
Gespräche mit Marktteilnehmern vor
allem aus dem Bereich der technischen
Betriebsführung und der Immobilien-
verwaltung lassen eine Vielzahl von Fall-
konstellationen erkennen, bei denen leider
von einer optimalen oder auch nur ord-
nungsgemäßen Verwendung von Zählern
nicht gesprochen werden kann. So finden
sich Zähler im Neubau, die entgegen der
verbindlich vorgeschriebenen Flussrich-
tungmontiert werden. Häufig gibt es auch
Zähleinrichtungen im Bestand, deren Ei-
chung längst abgelaufen ist.
Eine weitere Kategorie, die durch eine
Vielzahl vongerichtlichenEntscheidungen
auffällt, sind Sachverhalte, bei denen Zäh-
ler oftmals über viele Jahre – sogar über
ein Jahrzehnt – unerkannt bleiben, verges-
sen wurden und somit zur ordnungsge-
D
as Smart Metering soll die Konse-
quenzen individueller Verbrauchs-
profile undVerbrauchsgewohnheiten
zeitnah widerspiegeln. Energieabnehmer,
gleich ob in Industrie, Gewerbe, Handel,
Dienstleistung oder Wohnnutzung, soll
dies zu Strategien zur Verbrauchsredu-
zierung oder gar -vermeidung motivie-
ren. Eine oft genannte Zielstellung liegt bei
der Verlagerung von Verbrauchsspitzen
in Zeiten mit reduziertem Energiebedarf
oder auch eine Anpassung des Energiebe-
zugs an ein temporäres Überangebot, etwa
inVerbindungmit erneuerbaren Energien
(Smart Grid).
Finanzielle Konsequenzen
All diesen
Angeboten gemein ist die Idee, den Ener-
gieverbraucher möglichst zeitnah zum
jeweiligen Verbrauch mit den energie-
wirtschaftlichen und finanziellen Konse-
quenzen seines Verhaltens zu konfrontie-
ren. Doch vor demHintergrund der aktu-
ellen Diskussion um Energieeinsparung,
gesteigerte Energieeffizienz und mögliche
Vermeidungsstrategien bezüglich eines
Ausbaus der Netze werden die bisher
realisierten Marktergebnisse in dem be-
schriebenen Segment zum Teil überaus
kritisch gesehen.
Der energiewirtschaftliche Gesamt-
erfolg neuartiger Zähler und moderner
Konzepte zur Verbrauchserfassung und
Auswertung erfüllt bisher oftmals nicht
die Erwartungen, da ein abgestimmter
allgemeinverbindlicher standardisierter
Ordnungsrahmen fehlt. So entstehen
unabgestimmte Insellösungen mit un-
terschiedlichen Produkten, meist in der
Form von isolierten Pilotprojekten. Diese
können häufigmiteinander nicht kommu-
nizieren. Die Daten lassen dann eine ein-
heitliche Verarbeitung und Auswertung
nicht zu. Trotz mehrerer Anläufe ist es
bisher nicht gelungen, dass sich die maß-
geblichen Marktteilnehmer auf allgemein
akzeptierte Grundregeln für den Einsatz
Vergessene Strom- und Gaszähler –
Wer zahlt die Rechnung?
Neue Mess- und Zählein-
richtungen sind en vogue.
Doch aktuell gibt es sogar
noch viele alte Zähler, die
über Jahre vergessen wurden
abzulesen. Wer muss für dor-
tige Verbräuche aufkommen?
Wie weit zurück besteht eine
Zahlungsverpflichtung? Und
wann wird endlich ein markt-
gerechter gesetzlicher Ord-
nungsrahmen für diese Fälle
geschaffen?
In Deutschland haben sich die Strompreise
innerhalb einer Dekade nahezu verdoppelt.
Unerkannte Verbräuche führen nachträglich zu
hohen Kosten und können nicht immer an den
tatsächlichen Nutzer weitergereicht werden.
Strompreisentwicklung
Quelle: Statistisches Bundesamt
Verbraucher
preisindizes:
2010 = 100 %
2000
2002
2004
2006
2008
2010
2012
2014
140
120
100
80
60
1...,50,51,52,53,54,55,56,57,58,59 61,62,63,64,65,66,67,68,69,70,...76
Powered by FlippingBook