Heimatliche Politik ist eine Politik, die den Men-
schen ihre Unsicherheit nimmt; gute Heimat-
politik denkt weniger an die Sanierung von Denk-
mälern, sondern an die Sanierung der Mietpolitik,
an die Sanierung der Wohnungsbaupolitik und an
die Sanierung der Rentenpolitik. Wenn man sich
das Leben im Alter nicht mehr leisten kann, weil
die Rente hinten und vorn nicht reicht, dann ist
man entheimatet. Wenn die Alten auf dem Land
erleben, dass sie in einer sterbenden Provinz
leben, weil die Jungen weggezogen sind, dann
sind sie entheimatet. Wenn man sich das Wohnen
in den Städten nicht mehr leisten kann, weil die
Immobilienpreise explodiert sind und bezahlba-
rer Wohnraum immer knapper wird, dann ist man
entheimatet.
Die Heimatlichkeit in der deutschen Provinz leidet
an Leerständen; sie leidet daran, dass alles leer
steht. Die Heimatlichkeit in den deutschen Boom-
städten leidet daran, dass alles voll ist.
Es ist was faul im Staate Deutschland: Von 1962
bis 2015 stiegen bundesweit die Baulandpreise
um1.600%, die Mieten um495%, der Preisindex
hingegen nur um 302%. Für München, so sagt
es der frühere Münchner Oberbürgermeister
Hans-Jochen Vogel immer wieder besorgt und
erschüttert, ergibt sich für die Zeit von 1950
bis 2015 eine Steigerung der Baulandpreise um
34.263%. Heimatpolitik ist eine Politik gegen die
Entheimatung der Menschen. Der Wunsch, eine
Heimat zu haben, ist kein reaktionärer Wunsch,
er ist schlicht einmenschlicher. Heimat ist Urver-
trauen – das Urvertrauen, sicher und geborgen
zu sein, nachbarschaftlich aufgehoben zu sein.
Erstens, die Provinz
Die Welt zur Heimat machen, das fängt in Klein-
kleckersdorf an. Es fängt damit an, dass es dort
Poststelle, einen Bäcker und Ärzte gibt und ein
Krankenhaus in erreichbarer Nähe. Eine kluge
Lokalpolitik lockt nicht einfach nur Investoren
in den Ort; sie stärkt die Grundversorgung, den
sozialen Zusammenhalt und die gewachsenen
Traditionen ihrer Bürger und ihre Offenheit für
die, die neu kommen.
Der deutschen Provinz wird dabei seit Jahren
übel mitgespielt, nicht nur von der Bundeswehr,
die so viele Garnisonsstandorte geschlossen hat.
Post, Telekomund Bahn haben sich radikal aus der
Fläche zurückgezogen, kaum dass sie ein wenig
privatisiert waren. Schulen wurden und werden
ausgedünnt, zusammengelegt oder geschlossen.
Und auch bei den Sparkassen gibt es ein großes
Filialschließen; es muss gespart werden – und
manchmal sägt man dann aus Spargründen den
Ast ab, auf dem man sitzt. Es gibt einprägsame
Slogans, die den Sparkassen nicht gefallen
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