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10|2018
Heimat 4.0
Deutschland braucht einen heimatlichen Aufbruch
Die Boomstädte brauchen das, was das Land hat – bezahlbaren Wohnraum. Und das Land braucht das,
was die Stadt hat – die Verbindung von Arbeit und Leben.
Das Wort Heimat gehört zu den schönsten der
deutschen Sprache. Es ist zart und kraftvoll. Es
scheint in die Kindheit, es weckt Erinnerungen,
es steht für Sehnsüchte. Kann man mit diesem
Wort Politik machen? Man kann. Deshalb war das
Wort jahrzehntelang suspekt. Das Wort Heimat ist
missbraucht worden; es wurde verarbeitet zum
Duft- und Lockstoff der Deutschtümler. Aus einem
der deutschesten der deutschen Wörter wurde,
wohl gerade deswegen, ein ungutes, eines, das vor
allem in den ranzigen und braunen Ecken der Ge-
sellschaft zu Hause war. Das war ein Fehler. Diesen
Fehler hat die demokratische Politik erkannt – des-
halb gibt es immer mehr „Heimatministerien“ in
Deutschland. Gute Heimatpolitik holt die Heimat
heraus aus der braunen Ecke.
Was ist Heimat? Heimat ist mehr als eine Post-
leitzahl, mehr als irgendeine Adresse irgendwo.
Heimat ist mehr als ein großes Postfach. Heimat
ist das, was Halt gibt. Heimat ist das, was Boden
unter die Füße gibt. Heimatpolitik ist eine Politik,
die Halt gibt, also ist Heimatpolitik eine Politik
gegen den Extremismus.
Heimat ist Urvertrauen – das Gefühl, sicher, geborgen und nachbarschaftlich
aufgehoben zu sein. Egal ob auf dem Land oder in der Stadt
Prof. Dr. Heribert Prantl
Mitglied der Chefredaktion
Leiter des Ressorts Meinung
Süddeutschen Zeitung
München
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
Quelle: Jürgen Bauer
Quelle: Wolfilser/Shutterstock.com