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10|2018
Bauen, Wohnen, Leben
Eine neue deutsche Einheit für Stadt und Land
Die Frage des sozialverträglichen Wohnens stilisiert sich immer mehr zu einer der zentralen
innenpolitischen Fragen. Es geht um Mengen, es geht um Preise. Es geht um nicht weniger als die
Frage, ob wir ein gesellschaftlich akzeptiertes und auch gesellschaftsförderliches Miteinander
hinbekommen. In den Städten, in den Regionen und auch zwischen den Regionen.
In vielen Städtenwird es immer enger. Es wird teu-
rer. Die Unzufriedenheit über Vermassung, Hektik
und insbesondere noch mehr Menschen wächst
spürbar. In anderen Teilen des Landes schwinden
vielerorts sich selbst verstärkend Infrastruktur
und Einwohner. In dieser immer zugespitzteren
Situation brauchen wir dringend eine neue deut-
sche Einheit statt immer tieferer Gräben. Stadt
und Land müssen konsequent zusammengedacht
Axel Gedaschko
Präsident
GdW Bundesverband deutscher
Wohnungs- und Immobilienun-
ternehmen e.V.
Berlin
STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
Regeln, die Gesetze aus einer Zeit der „Wirtschaft
2.0“ auf das aktuelle Level anzupassen. Und ja,
ganz verwegen, sogar vordenken: Bildung, Nah-
verkehr, Gesundheit, Sicherheit, Energieversor-
gung und die Organisation von Arbeit lassen sich
heute anders organisieren. Wennwir uns aus einer
eigentlich völlig unangemessenen gesellschaftli-
chen Bequemlichkeit aufraffen würden.
Heruntergebrochen auf die Wohnungs- und Im-
mobilienwirtschaft als ein wesentlicher Teil der
Lebenswirklichkeit der Menschen und als einer der
stärksten Teile der Wirtschaft bedeutet dies, dass
auch wir uns noch viel mehr in diese Debatte ein-
bringenmüssen. In unseren Quartieren kannman
besser als an denmeisten anderen Orten Chancen
und Herausforderungen bemerken.
werden, denn auch die Probleme auf den Woh-
nungsmärkten können in den Städten nicht so
schnell wie nötig gelöst werden. Deshalb muss
dringend über weit mehr als nur über ein Mehr an
gutem und preiswertem Wohnungsbau nachge-
dacht werden. Aber: Selbst damit hat unser Land
ja schon seine massiven Probleme.
Wir müssen also über neue Wege zur Erreichung
der Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse nicht
nur nachdenken, sondern auch sehr schnell han-
deln. Und dazu gehört die Erkenntnis, dass Stadt-
luft zwar frei macht. Heute aber auch die Luft jen-
seits der Metropolen das alles vielleicht sogar noch
umeiniges besser leistet oder aber leisten könnte.
Ein Copy and Paste großstädtischer Lösungen ver-
bietet sich. Umparken im Kopf bedeutet auch die
Quelle: GdW
BAUTÄTIGKEIT IN DEN GROSSEN STÄDTEN REICHT AKTUELL IMMER NOCH NICHT AUS
14 größte Städte Deutschlands:
Neubaubedarf
84.000
WE
München
14.000
Köln
6.500
Frankfurt/Main
4.600
Stuttgart
4.000
Berlin
20.000
Hamburg
12.000
2013 2014 2015 2016 2017
37.186
43.275
45.655
51.544
56.044
6.641
8.744
10.722
13.659
15.669
2013 2014 2015 2016 2017 2013 2014 2015 2016 2017
6.407
6.974
8.521
7.722
7.920
2013 2014 2015 2016 2017
7.697
6.661
6.403
7.381
8.340
2013 2014 2015 2016 2017
3.108
3.824
3.099
3.564
2.208
2013 2014 2015 2016 2017
3.156
4.325
4.273
5.122
4.418
2013 2014 2015 2016 2017
1.500
2.129
2.125
2.129
1.914
In den 14 größten Städten
Deutschlands entstehen nur
zwei Drittel des notwendigen
Wohnungsneubaus