DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 10/2018 - page 14

STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
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10|2018
ganz Deutschland nun die für sie passendenWohn-
bauten auswählen, die sich mit verhältnismäßig
wenigen lokalen Anpassungen schnell, kosten-
günstig und in hoher architektonischer Qualität
vor Ort umsetzen lassen. Damit bietenwir „Haute
Couture von der Stange“. Nur so kann gut ausse-
hender bezahlbarer Wohnraum für die Mitte der
Gesellschaft heutzutage in einem angemessenen
Tempo imwahrsten Sinne des Wortes auf bzw. an
die Straße gebracht werden.
Schnellere Verfahren – das ist ein wesentlicher
Vorteil der neuen Rahmenvereinbarung. Die
Bauteile werden vorgefertigt, dadurch lässt sich
schneller in hoher Qualität bauen. So lässt sich
auch die Baustellenzeit deutlich verkürzen. Das
bedeutet weniger Kosten und auch eine geringe-
re Belastung von Anwohnern und Straßen durch
Lärm, Staub und Verkehr. Eine Zeitersparnis ergibt
sich insbesondere für Wohnungsunternehmen, die
demöffentlichen Vergaberecht unterliegen. Denn
durch unseren Rahmenvertrag werden bei den
Bauprojekten der Unternehmen große Teile der
ansonsten jedes Mal notwendigen Ausschreibung
vorweggenommen. Die Unternehmenwerden da-
mit personell und zeitlich deutlich entlastet.
Um einen Bau der sehr variabel gestaltbaren
Wohngebäude aus der Rahmenvereinbarung zu
ermöglichen, brauchen wir eine bundesweit gül-
tige Typengenehmigung. Die teilweise sehr unter-
schiedlichen Landesbauordnungen dürfen nicht
zügigen Wohnungsbau verhindern, deshalb brau-
chenwir hier einheitliche Regelungen, die in ganz
Deutschland gelten. Die politischen Diskussionen
scheinen hier erste Früchte zu tragen.
Aber auchmittlerweile über 20.000 Bauvorschrif-
ten warten freudig auf ihre Neuordnug und am
besten ihre Vereinfachung. Jeder Gesetzgeber
braucht künftig verpflichtend hinter jedem gut
gemeinten Gesetz auch die klare Angabe, was das
den Investor und den Mieter künftig kosten wird.
Sonst wird sich an dem Zustand nichts ändern,
dass sich eine gut gemeinte Vorschrift über die an-
dere legt und daraus heute so etwas wie eine dicke,
baufeindliche und lähmende Schicht geworden ist.
Dringender denn je braucht der
Wohnungsbau jetzt Unterstützung
Dabei geht es auch umdie Organisation der Preis-
würdigkeit von Bauflächen. Konzeptvergaben, bei
denen zwar ein Drittel des Bodens sozialgebunden
verwendet wird, die anderen Zwei Drittel aber
dafür sehr viel teurer abgegeben werden, sind
jedenfalls der vielfach falsch gewählte Weg. Dies
führt dazu, dass ein bezahlbarer Wohnungsbau für
den Normalverdiener nicht mehr stattfinden kann.
Gleiches gilt für ein Übermaß an Infrastrukturfol-
gekosten, die dem Investor aufgebürdet werden.
Dies konterkariert jegliche Bemühungen umeinen
bezahlbaren Neubau vonWohnungen für dieMitte
der Gesellschaft.
Sozialer Wohnungsbau ist Grundpfeiler
einer sozialen Wohnungspolitik
Für die unteren Einkommensgruppen gibt es vor
allem in den teuren Hotspots immer weniger So-
zialwohnungen. Gab es im Jahr 2002 in Deutsch-
land insgesamt noch rund 2,6 Mio. Wohnungen
mit Preisbindung, verringerte sich die Zahl bis
zum Jahr 2017 schätzungsweise auf nur noch
rund 1,24 Mio. Wohnungen. In den Jahren von
2018 bis 2022 wären daher jährlich rund 80.000
neue Sozialwohnungen nötig. Bundesweit wurden
in 2017 jedoch nur 25.000 Sozialwohnungen an
den Markt gegeben.
In einer sozialen Marktwirtschaft wie in Deutsch-
land ist der soziale Wohnungsbau ein integraler
Bestandteil einer verantwortungsvollen Woh-
nungspolitik. Subjektförderung und gezielt in den
Wohnraummangelgebieten die Objektförderung
ist die richtigeMischung für bezahlbares Wohnen.
Man kann die Probleme der angespannten Woh-
nungsmärkte in Ballungsregionen nicht alleinmit
marktliberalen Instrumenten regeln. Gerade die-
ser Instrumentenmix ist ein zentraler Bestandteil
einer sozialen Marktwirtschaft. Und die heutige
Objektförderung gekoppelt mit demKonstrukt der
mittelbaren Belegung bringt eine Durchmischung
der Quartiere und zusätzlich ein preisdämpfendes
Element in den Markt.
Deshalb ist die Absicht der Bundesregierung aus-
drücklich zu begrüßen, es über eine Änderung des
Grundgesetzes zu ermöglichen, dass der Bund auch
nach 2019weiterhin die Länder bei der Förderung
des sozialen Wohnungsbaus unterstützen kann.
Die Voraussetzung dafür, dass wieder die jährlich
notwendigen 80.000 Sozialwohnungen geschaf-
fen werden können, ist allerdings, dass die Länder
ihrerseits die Wohnraumförderung mit eigenen
Mitteln in gleicher Höhe zweckgebunden ergänzen.
Wohnungswirtschaft holt bei
Digitalisierung auf
Die Digitalisierung öffnet neue Welten für das
Bauen undWohnen der Zukunft. Digitale Systeme
ermöglichen bereits jetzt die Kommunikation zwi-
schen Vermieter und Mieter rund um die Uhr. Sie
sind es übrigens auch, die die Frage der sinnvollen,
in das Gesamtsystemder Energiewirtschaft einge-
betteten dezentralen Energieerzeugung technisch
erst möglich machen.
Smartphone und Tablet werden zu Hütern und
Verwaltern des Hauses oder der Wohnung. Gerade
für den immer bedeutender werdenden Pflege-
bereich eröffnen sich durch die Digitalisierung
neue Horizonte. Hier sind die Themen E-Health
ENTWICKLUNG DER DIGITALEN ANGEBOTE VON WOHNUNGSUNTERNEHMEN
Gremienbefragung „Digitalisierung“ 2018:
Wie weit haben Sie digitale Angebote in Ihrem Unternehmen bereits umgesetzt?
Digitale Mieterakte
Mieterportal
Digitales Vorgangsmanagement
Digitaler Rechnungseingang
Digitale und mobile Dokumentation
Verkehrssicherung
Digitale und mobile Instandhaltung
Einbindung von Lieferanten oder
Geschäftspartnern in die eigenen Systeme
Systematische Auswertung und Analyse
von Unternehmensdaten
Digitaler und mobiler Mieterwechselprozess
Nutzung sozialer Medien für
Kommunikation und Werbung
Komplette Umstellung der Vermarktung
von Wohnungen auf Online-Kanäle
Digitale und mobile Erfassung/Pflege
(technischer) Bestandsdaten
Vollständige Umsetzung
In Umsetzung
Nicht in Planung
Keine Angabe
In Planung
Angaben in %
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35
34
47
37
45
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9
12
20
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5
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10
7
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6
6
Quelle: GdW Gremienbefragung „Digitalisierung“ 2018/Analyse & Konzepte
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