Die Wohnungswirtschaft 5/2018 - page 38

NEUBAU UND SANIERUNG
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5|2018
Mikrowohnungen
Grundrisse reduzieren, weil Mieter ein
kleines Budget haben
Die Wohnfläche in der Bundesrepublik wird wieder kleiner. In den Ballungsgebieten ist Wohnraum
schlicht zu teuer geworden, zudem ändern sich die Ansprüche. Die Antwort sind klug konzipierte Klein-
wohnungen mit intelligenten Grundrissen. Das „Tiny 100“ der Berliner Hilfswerk-Siedlung GmbH (HWS)
ist dabei nur als Experiment zu verstehen. Viel entscheidender ist ein partnerschaftliches Planungs- und
Umsetzungsmodell, mit dem die HWS kleine, preiswerte Einheiten realisieren kann.
„Raum ist in der kleinsten Hütte“, ist eine vielzi-
tierte Erkenntnis von Friedrich Schiller ...
Die Hütte, um die es hier geht, ist allerdings sehr
klein, der Name „Tiny“ (winzig) Programm: Das
Haus des Architekten Van Bo Le-Mentzel misst
gerade mal 6,4m
2
. Trotzdem passen Bett, Küche,
Dusche und Sofa rein. Verschachtelt, gestapelt,
aber dank einer Deckenhöhe von 3,60mmöglich.
Putzig und gemütlich ist dieses Zuhause. Sitzt
man am Schreibtisch, baumeln die Füße in die
Küchenzeile. Le-Mentzel ist Begründer der Tiny-
House-University, einem Denk-Kollektiv, das in
Berlin-Kreuzberg Ideen für viel Wohnraum auf
wenig Fläche entwickelt und dabei auslotet, auf
welchem Raumman gerade noch leben kann.
Die Wohnungswirtschaft nimmt Le-Mentzels
Ideen ernst. Den Prototyp aus Holz mit Herstel-
lungskosten von knapp 40.000 € hat die Hilfs-
werk-Siedlung GmbH Berlin gesponsert (siehe
DW 5/2017, S. 34 ff.). Es soll für 100 € Miete im
Monat, deshalb „Tiny 100“, alles bieten, was ein
Mensch zum Leben braucht.
Eine weitere Idee des Architekten war, mehrere
Einheiten zu 2-, 3- oder 4-Zimmer-Wohnungen
zusammenzukoppeln und in der Mitte einen Ge-
meinschaftsbereich zumKochen, Essen, Arbeiten
und Spielen zu schaffen. Möglichwäre auch, meh-
rere Einheiten übereinanderzustapeln, sodass ein
größerer Komplex entsteht.
Sabine Richter
freie Journalistin
Hamburg
Prototyp des Tiny House aus Holz mit 5,4m2 Fläche, entworfen vom Architekten
Van Bo Le-Mentzel, Begründer des Denk-Kollektivs „Tiny House University“
Gestapelt und
verschachtelt,
aber dank einer
Deckenhöhe von
3,60 m alles drin,
was man braucht:
Das Tiny House
von innen
Quelle: HWS
Quelle: CC BY SA Tinyhouse University
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