Aufwand verbunden. Solange der unerwünschte
Weg für den Moment der bequemste ist, wird er
gegangen – der Schlüssel ist dann, ihn unbeque-
mer zu machen.
4. Omission Bias
Unter diesem „Unterlassungs-Effekt“ versteht
man einen menschlichen Urteilsfehler, der uns
für die Probleme nach aktivem Handeln stärker
in die Verantwortung nimmt als für die Probleme
nach einem Nichthandeln bzw. Unterlassen. Für
arbeitende Menschen in Teams hat der Omis-
sion Bias folgenschwere Auswirkungen: Wenn
die Organisation nicht gegensteuert, lernt jeder
Mitarbeiter (und jede Führungskraft), dass es
besser ist, nicht zu handeln, als die Initiative zu
ergreifen. Denn wenn es schiefgeht, werde ich
negativer bewertet, als wenn ich nur nichts tue,
um das Problem zu verhindern. Wer sich zwei-
mal mit aktivem Entscheiden und Zupacken eine
blutige Nase holt, bleibt beim dritten Mal besser
mit dem Rücken zur Wand und als Person in der
passiven Anonymität der Gruppe. Die gute Orga-
nisation belohnt und beschützt ihre Aktivposten,
insbesondere dann, wenn eine Initiative mal kein
Erfolg war.
5. Kommunikative Missverständnisse
„Communicatio“ war jahrhundertelang der Be-
griff für Stadtmauer (das gemeinsam Geschanz-
te); was dahinter lebte, bildete die Kommune.
Mit dem Konzept „Sender und Empfänger“ hatte
das dann zu tun, wenn Wachtposten sich in den
Verbindungsgängen über ihre Beobachtungen
austauschten. Und zwischen Sender und Emp-
fänger gab es damals wie heute die heftigsten
Missverständnisse.
Als wichtige Quelle dieser Missverständnisse hat
sich die in Zentraleuropa sehr populäre Überbe-
tonung der Sachebene der Kommunikation erwie-
sen, die in eklatantem Widerspruch zum Einfluss
der Beziehungsebene steht. Rollenverletzungen,
Respekterwartungen, Tonalität der Aussagen,
Wertschätzung, Neid und Missgunst, Antipathien
und Sympathien sind für das Kooperierenweitaus
wirkmächtiger als die rationale Einsicht in Zahlen,
Daten und Fakten.
6. Befindlichkeiten
Die Fähigkeit, auf der Sach- oder der Beziehungs-
ebene senden und empfangen zu können, ist zwi-
schen uns Menschen sehr ungleich verteilt. Wer
nun glaubt, dass diejenigen im Vorteil seien, die
bevorzugt auf der Beziehungsebene kommuni-
zieren, liegt leider falsch. Denn diese Personen
reagieren auf Konflikte und Befindlichkeiten nicht
nur oft überempfindlich; die empfindsamen Kolle-
gen teilen meist auch am heftigsten aus.
Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen: Wer inaktiv ist, arbeitet risikoärmer. Der Omission Bias
floriert, wenn Unternehmen verantwortungsvolles Handeln nicht schützen
Ähnlich wie mit dem sicht- und dem unsichtbaren Teil
des Eisbergs verhält es sich mit der Kommunikation:
10-20% spielen sich auf der Sach- und 80-90% auf
der Beziehungsebene ab
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