Die Wohnungswirtschaft 5/2018 - page 46

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5|2018
Das Kemptener Modell – Sozialer Wohnungsbau 2.0
Innovatives Wohnungsbauprogramm im Allgäu
Auch in den Mittelstädten Deutschlands herrscht mitunter erheblicher Wohnungsbaubedarf. Wie dieser
flächensensibel und innerhalb der bestehenden Stadtgrenzen realisiert werden kann, zeigt Kempten.
Das kommunale Wohnungsunternehmen startete eine Wohnungsbau-Offensive und erstellt in den nächsten
Jahren 600 Wohnungen. Über das „Kemptener Modell“ werden hier die Fördermittel so eingesetzt, dass
mittels der „mittelbaren Förderung“ auch Wohnungen im Bestand neu sozial gebunden werden.
Im Südwesten Bayerns, mitten im Allgäu, liegt die
Stadt Kempten. Mit ihren 70.000 Einwohnern ist
sie dieMetropole des Allgäus und zeigt sich als flo-
rierende Stadtmit ausgewogenerWirtschaftsstruk-
tur. Mit 6.000Studierenden an der Hochschule gilt
Kempten als Bildungszentrum in der Region. Und
auch historisch ist Kempten von großer Bedeutung:
Die ehemalige Kelten- und Römerstadt kann auf
eine 2.000-jährige Vergangenheit zurückblicken.
Gegenwart und Zukunft gestaltet die Sozialbau
Kempten Wohnungs- und Städtebau GmbH (So-
zialbau) mit ihrer Wohnbau-Offensive 2020. Zur
schnellen Entlastung des angespannten Allgäuer
Wohnungsmarktes werden rund 600 Neubauwoh-
nungen für rund 1.500 Bürger der Stadt errich-
tet. 350 Eigentumswohnungen und 250 neue
Mietwohnungen entstehen dank einer großen
Kraftanstrengung, schließlich belaufen sich die
Bauinvestitionen auf über 150 Mio. €.
Öffentliche Förderung und
mittelbare Belegung
Nicht vom Staat subventionierte Neubauwoh-
nungen sind teuer und können nur von sehr gut
verdienenden Mietern bezahlt werden. Wo aber
bleibt dabei der Mittelstand, der als die tragen-
de Säule der Gesellschaft gilt? Für den staatlich
geförderten Neubau verdient er zu viel, für die
am freien Markt angebotenen Neubauwohnungen
meist zu wenig. Hinzu kommt: Bei der klassischen
Wohnbauförderung können die neu gebauten
Wohnungen nur an Personen mit niedrigem Ein-
kommen vermietet werden.
Mit dem „Kemptener Modell“ geht die Sozialbau
einen neuen Weg: Sie beginnt bereits beim Start
von Neubauvorhaben entsprechend Bestands-
wohnungen in Form der „mittelbaren Belegung“
an Wohnberechtigte mit Wohnberechtigungs-
schein zu vermieten – für günstige Mieten von
ca. 5 €/m
2
. So können sich Geringverdiener ver-
günstigten Wohnraum leisten und die Neubau-
Das Projekt „MehrGene-
rationenWohnen“ stellt
quasi die neue Stadtteil-
mitte im Quartier Thingers
dar. Der Neubau mit 36
barierefreien Wohnungen
verfügt auch über einen
Gemeinschaftsraum, der
ideal ist, um z. B. Mittags-
tisch für Jung und Alt,
gemeinschaftliche Treffen,
Bastelnachmittage oder
Vortragsreihen anzubieten
Herbert Singer
Geschäftsführer
Sozialbau Kempten Wohnungs-
und Städtebau GmbH
Kempten (Allgäu)
NEUBAU UND SANIERUNG
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