ENERGIE UND TECHNIK
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5|2018
Wohnungswirtschaftler sollten bei der Einbin-
dung einer Heizung in ein Smart-Home-System
immer davon ausgehen, was die Bewohner oder
Nutzer brauchen, was sie sich für die Zukunft
wünschen und was sie von einem smarten Heim
erwarten (siehe Interview).
Doppelte Wetterdaten nötig
Eine Heizung, die so digital eingebunden ist,
steuert sich weitgehend selbst. Sensoren etwa
überwachen dabei die Anwesenheit und regu-
lieren die Temperaturen herunter, falls sich nie-
mand in der Wohnung aufhält.
Ihre Informationen beziehen sie dabei aus zwei
Quellen: Zum einen sind das Außentemperatur-
fühler direkt vor Ort, zum anderen sind es Daten
von Wetterdiensten. Die Steuerung vergleicht
diese beiden Daten und steuert daraufhin die
Welches sind die Hauptfehler bei der digita-
len Heizungseinbindung?
Das ist zumeinen die Beschränkung auf das „Heute
und Jetzt“. Dabei kann gerade in der Bauplanung
alles vorgedacht werden, was auch in fünf oder
zehn Jahren benötigt wird. Das fängt bei Leitun-
gen unter Putz an und geht bis hin zu den Unter-
verteilern.
Das Nächste betrifft die Nutzer. Technikscheue
Kunden kann man beispielsweise fragen, welche
Jobs sie einem Butler oder Haushälter auftragen
würden. Daraus ergeben sich für die Wohnung
ganz praktische Anforderungen: Wann soll wowel-
ches Licht brennen? Wann die Rollläden hochge-
zogen oder heruntergelassen werden? Erst wenn
manweiß, was die Automationmachen soll, sollte
man an die Auswahl von Anbieter und Technologie
gehen.
Mit welchen Planungshilfen kann man solche
Fehler vermeiden?
Wir haben einen ansprechenden Fragebogen ent-
wickelt, mit dessen Hilfe Mieter zu ihren Wün-
schen bei der Digitalisierung der Gebäudetechnik
befragt werden können. Dieser Fragebogen steht
auf der Website des IGT - Instituts für Gebäude-
technologie München bereit.
Wie sollte man generell bei der Planung
vorgehen?
Beginnen Sie immer mit den Anforderungen der
Mieter. Das ist die Basis.
Jede gute Fachfirma sollte auch deshalb ein paar
unterschiedliche Smart-Home-Systeme kennen
– womöglich ein einfaches Low-End-System und
ein funktionales High-End-System – und erklären
können.
Wie kann sich die Wohnungswirtschaft auf
Smart Home vorbereiten?
Als ersten Schritt sollte man sich mit Fachinfor-
mationen beschäftigen und Kontakt zu Anbietern
entsprechender Systeme aufnehmen. Imnächsten
Schritt sollte man einfach mal anfangen und sich
ein System zulegen, umdamit imeigenen Betrieb
experimentieren zu können. Wichtig ist, dass man
dazu Zeit und Ruhe einplant, umneue Erkenntnis-
se gewinnen zu können. Denn bekanntermaßen
kommt oft genug der Appetit erst beim Essen.
Vielen Dank für das Interview.
Die Fragen stellte Frank Urbansky.
Interview mit Prof. Dr. Michael Krödel
„
Beginnen Sie immer mit den
Anforderungen der Mieter!
“
Prof. Dr. Michael Krödel forscht und lehrt an der Hochschule Rosenheim, Fakul-
tät für Angewandte Natur- und Geisteswissenschaften. Ausgehend von seinem
Fachgebiet Gebäudeautomation, Gebäudetechnik und Datenverarbeitung, wirbt
er dafür, dass Wohnungsunternehmen rasch Erfahrungen im Bereich Smart
Home und Gebäudeautomation sammeln und Berührungsängste überwinden.
Quelle: IGT
Weitere Informationen:
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Mittels gemessener Außentemperatur digital gesteuertes Wärmenetz
Quelle: Urbansky