Die Wohnungswirtschaft 5/2018 - page 29

„Theorie und Praxis Hand in Hand“ war daher
auch der zentrale Baustein des von der KoWo –
Kommunale Wohnungsgesellschaft mbH Erfurt
imJahr 2012 initiierten Forschungs- und Entwick-
lungsprojektes „Bauen mit Weitblick – bezahlbar
zusammenwohnen“ als ein kleiner Beitrag zum
Umdenken (siehe auch DW 9/2016, S. 22).
Industrialisierte Bauweisen
Die Idee besteht darin, auf Basis eines für den
speziellen Bedarf im mehrgeschossigen sozialen
Wohnungsbau ausgelegten Systems, unter Nut-
zung standardisierter und seriell umsetzbarer
Bauweisen sowie durch die Verknüpfung mit dem
aktuellen Stand in der Technik und der Wissen-
schaft „Häuser wie Autos“ bauen zu können.
Nach erfolgreichemAbschluss der Grundlagenar-
beit in einemwissenschaftlichen Vorprojekt unter
Leitung von Prof. Dr. Hans Wilhelm Alfen von der
Bauhaus Universität in Weimar, gefördert vom
Freistaat Thüringen, liegen seit Anfang 2018 auch
die Ergebnisse des im Rahmen der Forschungsin-
itiative Zukunft Bau geförderten Forschungspro-
jekts „Bauenmit Weitblick – Systembaukasten für
den industrialisierten sozialenWohnungsbau“ der
TUMünchen (Forschungsvolumen: ca. 700.000 €,
Förderanteil: 400.000 €) vor. Das interdisziplinäre
Team aus Forschern und Praxispartnern leitete
Prof. Dr. StefanWinter. Beteiligt waren auf Seiten
der TU München die Lehrstühle für Holzbau und
Baukonstruktion (Professur für Entwerfen und
Holzbau), für Gebäudetechnologie und klimage-
rechtes Bauen, der Lehrstuhl für Industrial Design
sowie ferner das Fraunhofer-Institut für Bauphysik
IBP, die KoWo Erfurt, der Architekt, Planer und
Sozialwissenschaftler Dr. Joachim Brech und die
beiden Baufirmen Max Bögl GmbH & Co. KG und
Regnauer Fertigbau GmbH & Co. KG.
Forschungsarbeit
Die Arbeit im Forschungsprojekt gliederte sich
in sechs Arbeitspakete, deren überlappende und
iterative Bearbeitung eine stetige Optimierung
der Arbeitsergebnisse zumZiel hatte (siehe Grafik
auf S. 28).
Ausgehend von einem im Wesentlichen durch die
Wohnungswirtschaft definiertenAnforderungska-
talogwurden Funktions- undProduktstrukturen für
einen Systembaukasten (Baugruppen) entwickelt.
Als Systembaukasten wurde ein Baukastensystem
aus einer Anzahl vonBausteinen (Baugruppen) defi-
niert,mittels Building InformationModeling (BIM)
im Detail geplant und entwickelt.
Das Forschungsprojekt konzentrierte sich auf
Beton-Raummodul-Bauweise und eine hybride
Tafelbauweise aus Holztafeln für Wände und
Dach sowie Decken aus Spannbeton-Hohldielen.
Durch die Baugruppen und deren Ergänzung,
z. B. durch Balkone oder Laubengänge, wurde
aufgezeigt, dass eine hohe architektonische Ge-
staltungsfreiheit möglich ist. Mit Konfigurator-
Prototypen konnten bereits erste Gebäudetypen
auf Grundlage der Baugruppen konfiguriert wer-
den. Weitere wichtige Projektergebnisse waren
die Entwicklung eines modularen Systembads
(industrielle Produktweiterentwicklung noch
offen) sowie ein imRahmen des Projekts ent-
BAUGRUPPENSYSTEMATIK: AUSWAHL DER GRUNDRISSTYPEN
Quelle: TU München, Forschungsprojekt Bauen mit Weitblick
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