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5|2017
MARKT UND MANAGEMENT
Interview mit Andreas Ibel
„Mehr als nur das Projekt eines halben
Ministeriums“
Bis Mitte des Jahres hält der BFW – Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen e. V.
den Vorsitz in der BID – Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland.
Im Gespräch mit Andreas Ibel, BID-Vorsitzender und Präsident des BFW, geht es um politisch Geleistetes,
Erwartungen an die Politik der Regierung ab Herbst und die Beteiligung am DW-Zukunftspreis
der Immobilienwirtschaft.
Quelle: BFW
Der BFW hat seit Sommer 2016 den Vorsitz in
der BID. Jetzt im Sommer, am 20. Juni 2017,
geht der Vorsitz an den Zentralen Immobilien
Ausschuss e. V. (ZIA) über. Welches Resümee
ziehen Sie aus den vergangenen Monaten als
Vorsitzender?
Die vergangenen zwölf Monate haben gezeigt,
wie wichtig und notwendig die BID als Arbeitsge-
meinschaft ist. Insbesondere dann, wennwir klare
Kante zeigen und sagenmüssen: Das geht so nicht!
Das war bekanntermaßen beim Klimaschutzplan
der Fall. Hier hat die BID ihre Geschlossenheit und
Stärke unter Beweis gestellt.
Wir haben uns jetzt mit dem Bundesbauministe-
rium darauf geeinigt, dass wir im Rahmen einer
Innovationspartnerschaft neue, wirtschaftliche
Ansätze für eine technologieoffeneMinderung von
Treibhausgasen entwickeln. Dabei habenwir auch
klargemacht, dass eine sozialverträgliche Klima-
schutzpolitik immer eine aktive Förderpolitik und
steuerliche Anreizemitbedenkenmuss. Ich denke,
hier haben wir als BID unsere Handlungsfähigkeit
und unser Verantwortungsbewusstsein klar unter
Beweis gestellt. Die Energiewende kann nur gelin-
gen, wenn Wohnen auch bezahlbar bleibt.
Hätte ein „Superverband“ – anstatt einer
Arbeitsgemeinschaft – nicht noch eine viel
stärkere Stimme?
Das ist ein Trugschluss. Jeder Verband hat seine
speziellen, berechtigten Interessen und Mitglie-
dergruppen, die ihn von den anderen unterschei-
den. Die Verbändelandschaft spiegelt also die
heterogenen Akteure, Märkte und Interessen wi-
der. Wennwir nun in einemSuperverband zu allen
Themen Kompromisse ausloten und nur noch mit
einer Stimme sprechenwürden, würde das unsere
Positionen letztendlich verwässern. Der Branche
wäre damit nicht geholfen – im Gegenteil.
Am 24. September sind dieses Jahr wieder
Bundestagswahlen. Wo sehen Sie die größten
Gefahren für die Immobilienwirtschaft im
Bundestagswahlkampf?
Eine große Gefahr für denWahlkampf und auch für
die neue Legislaturperiode sehe ich darin, dass die
Grundlagen, die wir gemeinsam im Bündnis und
der Baukostensenkungskommission erarbeitet ha-
ben, wieder in Frage gestellt werden. Das haben
wir ja bereits bei den gescheiterten Verhandlun-
gen zur Sonder-AfA erlebt. Sobald es umkonkrete
Förderung ging, wollte die Politik nichts mehr von
den gemeinsamerarbeiteten Ergebnissenwissen.
Diese Grundlagen müssen auch in der nächsten
Legislaturperiode gelten!
Was erwarten Sie von der neuen Legislatur-
periode – egal welche Koalition sich bildet?
Zum einen hoffe und erwarte ich, dass das Thema
„Bezahlbares Wohnen und Bauen“ endlich Chef-
sache wird. In den vergangenen drei Jahren ist
leider viel zuwenig umgesetzt worden, obwohl wir
mit dem Bundesbauministerium im Bündnis eine
gute Vorlage geliefert haben. Die Crux war aber,
dass das Thema nie als Anliegen des gesamten
Bundeskabinetts betrachtet wurde, sondern nur
als Projekt eines halben Ministeriums.
Und der zweite Punkt: Die Belange für Immobili-
en sind derzeit auf vier verschiedene Ministerien
aufgeteilt. Da hat jedes Ministerium sein eigenes
Süppchen gekocht. Heraus kommt dabei fast
nichts, weil sich die Akteure gegenseitig blockie-
ren. Deshalb fordert der BFW, dass alle Belange
zum Thema Bauen und Wohnen in einem eigen-
ständigen und starken Bauministeriumgebündelt
werden, weil sie eng miteinander verzahnt sind.
Das geht von den energetischen Herausforderun-
gen, Bauen, Wohnen bis zu den mietrechtlichen
Belangen.
Wie politisch wird die Expo Real im Oktober
2017 werden? Planen Sie bereits Gesprächs-
themen und -runden?
Die Expo Real findet eineinhalb Wochen nach
der Bundestagswahl statt, also vermutlich mit-
ten in der Zeit der Koalitionsverhandlungen. Sie
wird also mit Sicherheit hochpolitisch! Und noch