DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 2/2017 - page 55

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2|2017
Genossenschaften
Kulturerbe der Menschheit
Die Genossenschaftsidee ist in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit
aufgenommen worden. Das internationale UNESCO-Komitee hat der Bewerbung aus Deutschland
Ende November vergangenen Jahres zugestimmt. Ein wichtiger Impuls für die Genossenschaftsidee rund
vier Jahre nach Ende des Internationalen Jahres der Genossenschaften.
Die „Idee und Praxis der Organisation von ge-
meinsamen Interessen in Genossenschaften“ war
die erste Nominierung zur Repräsentativen Liste,
die aus Deutschland eingereicht wurde. Den An-
trag hatten die Deutsche Hermann-Schulze-De-
litzsch-Gesellschaft und die Deutsche Friedrich-
Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft gemeinsam auf
den Weg gebracht.
Weltweit sind rund 800 Mio. Menschen in Ge-
nossenschaften organisiert. In Deutschland
vereinen die fast 8.000 Genossenschaften mehr
als 22 Mio. Mitglieder. Seit mehr als 160 Jahren
sind Genossenschaften im Finanzwesen, in der
Landwirtschaft, in Handel und Gewerbe oder
im Wohnungsbau erfolgreich. Aber auch für ak-
tuelle Herausforderungen wie eine bürgernahe
Energiewende, ein menschenwürdiges Wohnen
im Alter, die Vereinbarkeit von Beruf und Fami-
lie oder die Nahversorgung im ländlichen Raum
bieten Genossenschaften innovative Lösungen.
Gemeinsam handeln, mehr erreichen: Das ist die
starke Botschaft der Genossenschaften weltweit.
„Die Aufnahme der Genossenschaftsidee mit ih-
rer über 100-jährigen Tradition in die Liste des
immateriellen Weltkulturerbes unterstreicht, wie
Dr. Andreas Wieg
Leiter Vorstandsstab
DGRV – Deutscher Genossen-
schafts- und Raiffeisenverband e. V.
Berlin
Katharina Burkardt
Pressesprecherin
GdW Bundesverband deutscher
Wohnungs- und Immobilienun-
ternehmen e. V.
Berlin
Die eigens entwickelte Wort-Bild-Marke feiert
die Anerkennung des Genossenschaftsgedanken
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wichtig ihre Prinzipien damals wie heute sind“,
erklärt Axel Gedaschko, Präsident des Spitzen-
verbandes der Wohnungswirtschaft GdW.
Größere Aufmerksamkeit
Die Repräsentative Liste des Immateriellen
Kulturerbes der Menschheit soll die Vielfalt an
kulturellen Ausdrucksformen und menschlicher
Kreativität aus allen Weltregionen zur Geltung
bringen. Mit der Aufnahme der Genossenschafts-
idee versprechen sich die Initiatoren eine größere
Aufmerksamkeit in der Bevölkerung.
„Die Anerkennung der genossenschaftlichen
Idee als UNESCO-Welterbe ist vor allem auch
eine Würdigung all derer, die sich in Genossen-
schaften engagieren. Es ist eine Würdigung der
vielen genossenschaftlichen Initiativen welt-
weit“, sagt Werner Böhnke, stellvertretender
Vorsitzender des DZ BANK-Aufsichtsrats und
Vorstandsvorsitzender der Deutschen Friedrich-
Wilhelm-Raiffeisen-Gesellschaft. „Die Genos-
senschaftsidee ist weltweit bewährt und hat eine
ungebrochene Kraft. Ein sichtbarer Beweis sind
die über 900.000 Genossenschaften in mehr als
100 Ländern. Mit über 800 Mio. Genossenschaft-
lern weltweit haben wir mehr Mitglieder als die
FIFA“, ergänzt Dr. Axel Viehweger, Vorstand beim
VSWG Verband Sächsischer Wohnungsgenossen-
schaften e. V. und Vorsitzender der Deutschen
Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft.
Trotz der großen Zahlen geht es den Gründer-
väter-Vereinen um den Schutz einer gesellschaft-
lichen Idee, die heute in vielen Bereichen auf dem
Rückzug ist. Kopfzerbrechen bereitet vor allem
der geringe Bekanntheitsgrad bei den jüngeren
Generationen. In den meisten Bildungsein-
„Die Aufnahme der Genossenschaftsidee mit ihrer über 100-jährigen Tradition
in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes unterstreicht, wie wichtig ihre
Prinzipien damals wie heute sind.“
GdW-Präsident Axel Gedaschko
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