DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 2/2017 - page 58

MARKT UND MANAGEMENT
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2|2017
Der Verein Wohnen in Genossenschaften und seine Projekte
Forschung als Weiterbildung für die Praxis
Der Verein „Wohnen in Genossenschaften e. V.“, gegründet im Jahr 2000 in Münster und offen für
Mitglieder aus dem ganzen Bundesgebiet, ist politisch unabhängig und fördert die Weiterbildung von
Genossenschaftlern u. a. durch Forschung zum Thema Wohnungsgenossenschaften. Bezuschusst werden
z. B. die Stiftungsprofessur Genossenschaften am EBZ sowie Studien zu unterschiedlichen Themen.
Eigene Publikationen ergänzen die Arbeit.
„Herzlichwillkommen in der Genossenschaft –Wel-
come to the cooperative!“ Die zweisprachige Bro-
schüre sieht auswie einPixi-Buch für Kinder, richtet
sich an Erwachsene und ist derwohl erste gedruckte
genossenschaftlicheWillkommensgruß an Flücht-
linge. Das Tätigkeitsspektrumdes Vereins „Wohnen
inGenossenschaften e. V.“ (WiG), der sie 2016her-
ausgab, reicht von Publikationen undArchivarbeit,
etlichen Studien bis zu Themen-Workshops seiner
Mitglieder. Er betreibt quasi Weiterbildung durch
Forschung rund um die Unternehmensform Woh-
nungsgenossenschaften.
Offen ist der Verein für neue Trends. Er orientiert
sich zugleich an Fragen aus der Praxis – wie bei der
2016 abgeschlossenen Studie „Kompetenzabgren-
zung undKompetenzkonflikte imGenossenschafts-
recht“ von Prof. Dr. Jürgen Keßler von der Hoch-
schule für Technik und Wirtschaft, Berlin, die sich
mit Grenzen der Verantwortlichkeit vonVorständen
von Wohnungsgenossenschaften befasst, oder bei
der Publikation „Wohnungsgenossenschaften als
strategische Partner beim Klimaschutz und einer
nachhaltigen, sozial ausgewogenen Energiewen-
de“, die imFrühjahr 2016herausgegebenwurde. Es
geht nicht allein umTheorie, sondern stets auch um
die praktische Anwendbarkeit und umThemen, die
nicht nur die Mitglieder des Vereins beschäftigen.
Der Verein – Entstehung und Einordnung
Als der Verein 2000 gegründet wurde, gab es kaum
Forschung und nur wenige Publikationen über die
Unternehmensform Wohnungsgenossenschaft.
Der Idealismus der Gründergenerationen schien
einem Pragmatismus gewichen. Der Wegfall der
Gemeinnützigkeit 1989, der für viele Genossen-
schaften eine Sinnkrise mit sich brachte, schien
noch nicht überwunden.
Dem hätten die Gründer des Vereins „Wohnen in
Genossenschaften“ etwas entgegensetzenwollen,
sagt Franz-Bernd Große-Wilde, seit 2010 Vorstand
des Vereins und Vorstandsvorsitzender beimSpar-
und Bauverein eGDortmund. Zu den Gründern des
Vereins gehörten Urgesteine der nordrhein-west-
fälischen Genossenschaftsszene wie z. B. Bernhard
Koppmann (ehemals Baugenossenschaft Freie
Scholle eG, Bielefeld), Hubert Scharlau (ehemals
Bauverein zu Lünen e. G.) und der verstorbene
Ulrich A. Büchner (GEWOBAU Wohnungsgenos-
senschaft Essen eG). Neben Große-Wilde sind
Rolf Kalleicher (Vorstandsvorsitzender Braun-
schweiger Baugenossenschaft eG), Kai Schwartz
(Vorstandsvorsitzender Baugenossenschaft Freie
Scholle eG, Bielefeld), Ulrich Bimberg (Vorstands-
vorsitzender Spar- und Bauverein eG, Solingen)
und Dr. David Wilde (Vorstandsmitglied hwg eG,
Hattingen) heute im Vorstand vertreten.
Zur Gründungszeit, so Große-Wilde, hätten nur
wenige Wohnungsgenossenschaften über ihre
Region hinaus als innovativ gegolten. Gleichzei-
tig habe man den Bedarf erkannt, daran etwas
zu ändern. Und so gab es viele Mitstreiter, als
in der gut vernetzten nordrhein-westfälischen
Genossenschaftsszene bekannt wurde, dass ein
Verein gegründet werden sollte, der durch seine
Arbeit an die historischenWurzeln der Genossen-
schaftsbewegung erinnern und zugleich Impulse
geben wollte, zur genossenschaftlichen Praxis zu
forschen.
Dann kam Bewegung in die Branche. 2004 er-
schien eine umfangreiche Veröffentlichung zum
genossenschaftlichen Wohnen, verfasst von der
ExpertenkommissionWohnungsgenossenschaften
der Bundesregierung. 2006 hatte sich die Marke-
Bärbel Wegner
freie Journalistin
Hamburg
Herzlich willkommen in der Genossenschaft – Welcome to the cooperative! Die zwei-
sprachige Broschüre liegt mit insgesamt 3.000 Exemplaren bereits in der 2. Auflage vor
Quelle: WiG
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