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2|2017
tinginitiative der Wohnungsbaugenossenschaf-
ten Deutschland e. V. gegründet. Der Verein fand
schnell Mitstreiter und hat heute 60 Mitglieder,
zumeistWohnungsgenossenschaften, wenige Ein-
zelpersonen, einige Institutionen und Verbände der
Wohnungswirtschaft. Wohnungsgenossenschaften
zahlen über den Jahresbeitrag von 130 € hinaus
einen Mindestbeitrag von 0,26 € pro Wohnung.
Multiplikatoren und Forschungsergebnisse
Inzwischen genießt der Verein großen Respekt,
wie Prof. Dr. Theresia Theurl vom Institut für Ge-
nossenschaftswesen (IFG) an der Westfälischen
Wilhelms-Universität Münster betont. Das liege
daran, dass der Verein als eigenständiger Akteur
zum Themenfeld Wohnungsgenossenschaften
Forschung anrege und unterstütze und dabei die
besonderen Governance-Merkmale von Genos-
senschaften nicht vernachlässige. Aktuell fördert
der Verein u. a. ein Forschungsprojekt des IFG zu
Kooperationen zwischen Wohnungsgenossen-
schaften und Genossenschaftsbanken.
Die Vereinsmitglieder treffen sich i. d. R. bei
dem gemeinsam vom IFG und dem VdW Rhein-
land Westfalen veranstalteten zweimal jährlich
stattfindenden Symposium „Perspektiven für
Wohnungsgenossenschaften“ in Münster. Die
Ablauforganisation und Koordination des Aktivi-
tätenspektrums im Verein wird maßgeblich vom
VdWRheinlandWestfalen unterstützt und beglei-
tet, insbesondere durch die Genossenschafts-
referentin Mirja Dorny sowie Verbandsdirektor
Alexander Rychter, der z. B. über die Landesmi-
nisterien Fördergelder für die Realisierung von
Projektstudien akquirieren konnte.
Monika Kegel, beim GdW bis Dezember 2016 zu-
ständig für die Sparte Wohnungsgenossenschaf-
ten (siehe DW 12/2016, S. 40), unterstreicht,
Weitere Informationen und Publikationen
des Vereins unter:
Neubau und Sanierung
Energie und Technik
Rechtssprechung
Haufe Gruppe
Markt undManagement
Stadtbauund Stadtentwicklung
dass die Publikationen einen wichtigen Beitrag
imallgemeinen Diskurs darstellen. Besonders hebt
sie die aktuellen Studien der vergangenen Jahre
hervor, wie die zu Wohnungsgenossenschaften
als strategische Partner beim Klimaschutz oder
die zum bezahlbaren Wohnraum für Starterhaus-
halte bei Genossenschaften. Die Zusammenarbeit
mit dem Verein erfolge vor allem auf der Ebene
der Bundesarbeitsgemeinschaft der Wohnungs-
genossenschaften im GdW (BAG), in der bundes-
weit rund 50 Genossenschaftsvorstände vertreten
sind, die regelmäßig aktuelle Themen des genos-
senschaftlichen Wohnens beraten.
Die Studienergebnisse werden jeweils in der BAG
vorgestellt und von den BAG-Mitgliedern als Mul-
tiplikatoren in die Regionen getragen. Neben der
BAG zählen auch die Vollversammlung der Genos-
senschaften beim VdW Rheinland Westfalen und
andere Verbandstage zu den Foren, auf denen der
Verein seine Arbeit demFachpublikumpräsentiert.
„Der Verein genießt ein gutes Ansehen und istmitt-
lerweile anerkannter Teil eines Netzwerkes“, freut
sich Große-Wilde. Auchwenn der „harte Kern“ der
Vereinsmitglieder aus Nordrhein-Westfalen käme,
stehe der Verein Mitgliedern und natürlich auch
Verbänden aus allen Bundesländern offen.
Brücken zwischen Wissenschaft und Praxis
Der Verein arbeite effizient, er sei unabhängig
und könne schnell und unbürokratisch im Vor-
standskreis entscheiden, erklärt Große-Wilde.
Ziel sei stets, Brücken zwischenWissenschaft und
Praxis zu bauen. Rein wissenschaftliche Studien
ohne einen praktischen Anwendungswert wür-
den nicht zum Konzept des Vereins passen. Das
wird durch die Mitglieder quasi nach dem Prinzip
der Selbsthilfe und Selbstverantwortung belebt.
Dazu Große-Wilde: „Regt eine Genossenschaft ein
Umfangreiche Publikationen:
Eine im Mai 2015 veröffentlichte Stu-
die (l.) befasst sich mit der Gründung
von Energiegenossenschaften zum
Betrieb von KWK-Anlagen und damit,
wie Kostenvorteile für Mitglieder
erwirtschaftet und der Primärener-
gieeinsatz reduziert werden können.
InWis analysierte 2015 (M.) im Auf-
trag des Vereins, welche Anforderun-
gen Starterhaushalte an die Wohnung,
deren Ausstattung und die Finanzen
stellen. Ein Ergebnis: die Pluralisie-
rung der Lebensstile führt zu ganz
unterschiedlichen Ansprüchen.
2016 schloss Prof. Dr. Keßler die
Studie „Kompetenzabgrenzung und
Kompetenzkonflikte im Genossen-
schaftsrecht“ (r.) ab - ein Thema,
das auf breites Interesse stieß
Thema im Verein an, kann es durchaus als For-
schungsthema umgesetzt und anschließend als
Handlungsempfehlung genutzt werden.“
Themen, die gewissermaßen „in der Luft liegen“,
können für die Mitglieder auch in Workshops
diskutiert und für eine spätere Aufbereitung
vorbereitet werden. So wurde 2015 das Thema
„Nachhaltigkeit in der Kommunikation von Woh-
nungsgenossenschaften“ auf sein Potenzial als
Forschungsthema abgeklopft. Die Teilnehmer
setzten traditionelleWerte der Genossenschaften
in Beziehung zu den Kriterien der Nachhaltigkeit
(ökologisch, ökonomisch, sozial) und diskutierten,
ob Wohnungsgenossenschaften eigene Kriterien
und Formen entwickeln sollten. Erste Kriterienwie
wertschätzende Kommunikation, ressourcenori-
entierte Formen, langfristige und qualitätsvolle
Arbeit wurden zusammengestellt –Wohnungsge-
nossenschaften, das stellte die Runde schnell klar,
können hier aus dem Vollen schöpfen.
„Der Verein ist offen für neue Projekte und wird
auch zukünftig unabhängig agieren, in enger Zu-
sammenarbeit mit Institutionen wie dem Euro-
päischen Bildungszentrum und dem Institut für
Genossenschaftswesen.“ Franz-Bernd Große-
Wilde wünscht sich, dass der Verein in Zukunft
noch stärker zu einem Sammelbecken für Ideen
und zu einemThink-Tank für Wohnungsgenossen-
schaften wird.
Als erstes neues Projekt in 2017wird Prof. Norbert
Raschper vom iwb und der EBZ Business School
für den Verein eine Projektstudie zum Thema
„Wärmecontracting in einer Tochtergesellschaft
von Wohnungsgenossenschaften“ verfassen.
Quelle: WiG