DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 4/2016 - page 54

NEUBAU UND SANIERUNG
gesellschaft am zentral gelegenen Märkischen
Platz zwei Plattenbauten aus den 1980er Jahren,
die nun nicht nur besser aussehen, sondern auch
eine hohe Energieeffizienz sowie barrierearme
Wohnungen mit vielfältigen Grundrissen bieten.
Damit habe die Wohnungsbaugesellschaft zur
Revitalisierung des Stadtzentrums beigetragen,
betonte die Jury. Ebenfalls massiv Einwohner
verloren hat das brandenburgische Eisenhütten-
stadt, wo die Gebäudewirtschaft Eisenhüttenstadt
einen denkmalgeschütztenWohnkomplex aus den
1950er Jahren unter dem Stichwort „Generatio-
nenWohnen“ umgestaltete. Dank der neuen, fle-
xiblen Grundrisse können nun ältere und jüngere
Menschen sowie Alleinstehende und Familien
zusammenleben.
Folgt man den Ergebnissen des Deutschen Bau-
herrenpreises Modernisierung, so scheinen Woh-
nungsunternehmen auf schwierigen Märkten be-
sonders innovativ zu sein. Einen Preis erhielt auch
die kommunaleWohnungsbau- und Verwaltungs-
Herr Dr. Hunger, „hohe Qualität – tragbare
Kosten“ ist seit 30 Jahren das Leitbild des
Deutschen Bauherrenpreises. Selten war
dieses Leitbild so aktuell wie heute. Wie
gut gelingt es Bauherren und Architekten,
diesem Anspruch gerecht zu werden?
Wenn wir die Baukosten der prämierten Projekte
betrachten, ist es ziemlich gut gelungen. Das ist
aber auch eine Voraussetzung, um einen Preis zu
erhalten; der Deutsche Bauherrenpreis zielt ja nicht
auf das Hochpreissegment. Bei den Baukosten gibt
es zwar einige Ausreißer, aber die sind dadurch be-
gründet, dass die Projekte außergewöhnlich kom-
plex waren – entweder durch die schwierige städ-
tebauliche Situation oder durch ihren sozialen bzw.
ästhetischen Anspruch. Ganz bewusst hebt die Jury
auch Projekte hervor, die nicht dem Durchschnitt
des Wohnungsbaus entsprechen, aber durch ihre
Qualität beispielhaft sind.
Welches sind die wichtigsten innovativen
Ansätze der preisgekrönten Projekte?
Es gibt eine ganze Reihe solcher Ansätze. Die Berli-
ner Projekte der HOWOGE und der Genossenschaft
Berolina z. B. zeigen, dass jetzt auch größere Bau-
volumina realisiert werden. Zudemerweist sich bei
mehreren Projekten der Neubau als einMittel, um
den Bestand zu ertüchtigen, indemer beispielswei-
se neue Grundrisse anbietet und den Lärmschutz
verbessert. In diesen Fällen ist der Wohnungsbau
also Stadtreparatur und urbane Aufwertung kom-
plizierter städtebaulicher Situationen. Ebenfalls
interessant ist, dass Ersatzneubau eine wachsen-
de Rolle spielt. Bestimmte Schlichtbauweisen der
1950er Jahre gerade in den alten Bundesländern
sind eben nicht ohne Weiteres revitalisierbar.
Interview mit Dr. Bernd Hunger
„Ersatzneubau spielt eine wachsende Rolle“
Die Projekte werden größer, sie leisten in vielen Fällen Stadtreparatur,
und sie beweisen, dass kostengünstiges Bauen möglich ist: Das sind einige
der Erkenntnisse, die der Deutsche Bauherrenpreis geliefert hat. Was an den
ausgezeichneten Projekten besonders bemerkenswert ist, erläutert der
Referent für Stadtentwicklung und Wohnungsbau beim GdW Bundesverband
deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen.
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4|2016
Am Märkischen Platz in Rathenow wurde ein Plattenbau grundlegend umgestaltet.
Er trägt jetzt zu einem attraktiven Erscheinungsbild des Stadtzentrums bei
Die denkmalgeschützte Eisenbahnersiedlung in Wustermark zeigt sich wieder in
ihrem ursprünglichen Charakter. Die Sanierung erhöhte den energetischen Standard
Quelle: Uli Krieg
Quelle: Anja Steinmann
Quelle: GdW
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